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in der Wandlung des Gefchmacks wahrgenommen werden. Zwar dominirt noch
immer der Stil aus der Zeit Louis XV., noch immer finden wir die Blume, und
das plaftifche Ornament auch dort, wo Beides nicht hingehört: jedoch Schritt für
Schritt dringt fchon die ftilifirte Form vor, und das ehemals verpönte Architek-
tonifche findet feinen Eingang in Stoffdeffins, in den Broncen. Fayenzen etc.
Es mag der mehr als ehedem gereizte Nationalftolz mit-Urfache fein, dafs weniger
die Elemente der allgemeinen Reform Eingang finden, als die Imitation des alten
und vorzugsweife des Orientes, wobei jedoch dem nationalen Charakter zufolge
vielfach das Effectvolle dem eigentlichen Schönen vorgezogen wird.
Wir haben nun zunächft zu erörtern, welche Richtung in Bezug auf Stil
an den Schulen gepflegt wird, und auf welcher Stufe der Kunftunterricht übe "haupt
gegenwärtig in Frankreich fteht.
In Betreff des erften Punktes müffen wir hier an die Spitze ftellen: „Was
gezeichnet wird“, denn mit den Formen, in welchen der Zeichner erzogen wird,
fpricht er fpäter als Ausübender, oder findet dochfeinen Gefallen daran. Die Wichtig-
keit, welche Vorlagen, Modelle etc. für den Zeichenunterricht haben, wurde in
Frankreich längft anerkannt, und feit Jahrzehnten beherrfchen damit alle Welt
die Parifer Verleger.
Julien mit feinen zahlreichen Vorlagewerken war bis in die fünfziger Jahre
herein der tonangebende Autor und nicht nurin Frankreich, wo es überhaupt
Zeichenfchulen gab, fand man feine glatt gezeichneten Köpfe, feine phrafenhaften
Ornamente, beftechlich für das Auge — bedenklich für einen rationellen Unterricht.
Das figurale Zeichnen mufste damit entfchieden auf Abwege gerathen, und auf
der Weltausftellung beftätigten diefs wieder die Schülerarbeiten vieler Anftalten,
an welchen noch die älteren Schulen des genannten Autors in Verwendung ftehen.
Neben diefem wurde dann das leichte Ornament eultivirt, worin vielleicht Bilor-
deaux das Elegantefte leiftete—und die Blume. Im letzteren Genre entftanden
nun frühzeitig und noch bis heute muftergiltige Vorlagen: diefs war ja das Haupt-
element in der Induftrie!
Nun kamen die Weltausftellungen und die Concurrenz forderte exadtere
Formen in derInduftrie, die aber nur durch den Kunftunterricht eingeführt werden
konnten.
Der Umfchwung, der auf diefem Gebiete in den letzten Jahren fich in
Frankreich vollzog, war das bedeutfamfte Signal für den allmäligen Umfchwung
des Gefchmacks in der franzöfifchen Kunftinduftrie. Vorlagewerke entftanden
nicht mehr wie ehedem aus der Phantafie Einzelner; es wurde bei der Wahl der
Motive flrenger vorgegangen, und zu den Claffikern eingedenk.
Die Firma „Julien“ felbft brachte die „Etudes d’apr&s l’antiques“, die aber
leider wieder nur zu genial, zu breit gezeichnet waren, als dafs fie für die Elemen-
tarftufe des figuralen Zeichnens wuftergiltig genannt werden könnten. Im Orna-
mente wurde zunächft zur Renaiffance umgekehrt; dann aber Motive und Formen
aus der ganzen Kunftgefchichte, von den Indern, Aegyptern etc. angefangen, bis
herauf zum Zopf in den Vorlageblättern vorgeführt. Es mag das Imitiren verfchie-
dener Stile in der modernen franzöfifchen Induftrie damit in Wechfelbeziehung
ftehen. Eine Anzahl hervorragende Verleger, wie Delagrave, Delarue, Ducher,
Monrocq (freres), Baudri, Morel etc. erzeugten in diefer ;Hinficht wahre Pracht-
werke. Das Zurückgreifen nach den claffifchen Vorbildern und insbefondere im
Figuralen nach der Antike, fteigerte fich noch feit der letzten Ausftellung und
ward diefs Beftreben auch von der Regierung in Frankreich felbft bis zur Gegen-
wart reichlichft unterftützt. Zwar find im Allgemeinen die Früchte noch nicht
überall zu Tage getreten, aber energifches Hinarbeiten, edlere Elemente in das
Formenwefen zu bringen, mufs allenthalben conftatirt werden.
Von den neueften Erfcheinungen, die auf der Ausftellung vorlagen, ift vor
Allem F. Ravaiffon’s „Claffiques de l’art, modell&s pour l’enfeigement du deflin“
zu nennen. Die Photographien find gröfstentheils nach den claffifchen plaftifchen
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