Full text: Der Unterricht in der Geschichte (Heft 25)

   
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Der Unterricht in der Gefchichte. 
bildung der für fie beftimmten Lehrer, dann die Mittelfchulen (Gymnafien, Lyceen, 
Re ehnleo und dergl.) behandelt werden. 
Amerika (Vereinigte Staaten). 
In dem Lande politifcher und kirchlicher Freiheit, wo fchon im XVII. Jahr- 
hundert allen chriftlichen Confeffionen gleiche Berechtigung zugeftanden wurde, 
(zuerft 16032 durch Lord Baltimore in der katholife en Colonie Maryland) 
hat der Gefchichtsunterricht einen günftigeren Boden als in irgend einem 
anderen Staate, wo Rückfichten auf die herrfchende Religion und die regierenden 
Täupter denfelben vielfach in Feffeln fchlagen. 
Esift hauptfächlich die Volkserziehung, aufdie feit Wafhington grofses 
Gewicht gelegt, deren Pflege fchon der Jugend in den erften Schulclaffen zur 
heiligften Pflicht gemacht wird. Darum verdient vor Allem der Gefchichts- 
unterrichtin den Common Schools unfere vollfte Beachtung. * 
In diefen wird, wie die in dem amerikanifchen Schulhaufe ausgeftellten 
Lehrbücher bekunden, die Gefchichte zumeift im Anfchlufs an das Lefebuch 
(Reader) gelehrt. 
Das vierte Lefebuch (fourth Reader von Wilsor) enthält nur Skizzen 
aus der biblifchen Gefchichte (Sketches from facred Hiftory) als Vorbereitung für 
den eigentlichen hiftorifchen Unterricht. 
Im fünften Lehrbuche (fifth Reader) wird hauptfächlich die alte 
Gefchichte und ihre Cultur betont. Der fechfte Ai )fchnitt von Wilfons Lefebuch 
enthält z. B. Abhandlungen über griechifche und römifche Architektur und 
ein befonderes Lefeftück über athenifche Baukunft. Im eilften Abfchnitte 
find in Profa und in Verfen Epifoden aus der griechifchen und römifchen Gefchichte 
und Cultur aufgenommen, ISSEEN ein Stück aus Ariftophanes hat dafelbft Platz. 
Diefes Hervorkehren der griechifchen und römifchen Gefchichte fchon auf deı 
unterften Stufe de s Unterrichtes zeugt von dem richtigen pädagogifchen Tacte der 
Amerikaner. Für Es Verfaffer ee Lefebücher für Volksfchulen liegt darin ein 
bedeutungsvoller Wink. Gewöhnlich pflegen fie, einem beliebten Schlagworte der 
gegenw a Pädagogik und den deutfchen Vorbildern folgend, in jedem Lefe- 
buche alle Zeitalter in einzelnen Lefeftücken zu behandeln az Srzeugen hiedurch 
ein Chaos von Anfchauungen in dem jugendlichen Geifte, indem demfeibe antike 
mittelalterliche und moderne Begriffe und Zuftände bunt untereinander mengt und 
bei dem Mangel der Vorftellung einer Entwicklung in derZeit auch identificirt. Deı 
praktifche Amerikaner huldigt, wie wir fehen, dem für uns nicht genug zu beherzi- 
genden Grundfatze „non multa sed multum“ 
Wiein dem fünften Lefebuch das Alferthäin, fotrittin demfechften (Sixth 
Reader), das für die erweiterte (advanced) Volksfchule beftimmt (und von G. S. 
Hillard verfafst) ift, die Neuzeit in den ine Das Lefebuch ift nach 
Stilgattungen geordnet und es find nicht fo fehr Gefchichtserzählungen, als vielmehr 
Abhandlungen einzelner hervorragender Perfönlichkeiten und Charaktere, die wir 
dafelbft antreffen. Der Tod und € ask ter des Lord Chatam, der Charakter Wafhing 
tons, eine Parallele zwifchen Canning und Brougham, eine Darftellung von John 
Hampdon’s Wirkfamkeit und dergleichen haben dafelbft ihren Platz . Die Aufnahme 
Ich kann nicht umhin, als bedeutungsvolles Symptom für die Wichtigkeit, die man der 
Volkserziehung beilegt, die Worte anzuführen, mit welchen M. Willfon (ein fruchtbarer Jugend- 
fchriftfteller) fein Lehrbuch der amerikanifchen Gefchichte für die Primärfchulen fchliefst: As 
another article in our creed, we fhould ever regard it as one of our higheft duties to cherifh and 
promote the interefts of Education — efpecially connected with our Common Schools, kno- 
wing thattheyare „The peoples Colle g es“ and that fo long, as they can be reı 
effectual Shoiferies of Learning and of Virtue“ the will be better guardians of our Liber 
fleets and ftanding armies. 
  
  
  
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