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Mufikalifche Lehrmittel. 3
Aufser dem Gefangunterrichte zählt noch zu den obligaten Fächern an Lehrer-
Bildungsanftalten Violinfpiel, an Lehrerinen-Bildungsanftalten Clavierfpiel. Für
die Lehrerfeminarien ift Clavier- und Orgelfpiel nicht obligat, das heifst die
Betheiligung daran ift den Candidaten freigeftellt, jedoch ift für die Möglichkeit
des Unterrichtes in diefen Fächern vom Staate Sorge getragen. Was die Zeit
anbelangt, fo find dem Gefangunterrichte an Volks- und Bürgerfchulen ı Stunde
wöchentlich, an den Lehrer- und Lehrerinen-Bildungsanftalten für jedes der
genannten Mufikfächer und jeden der vier Jahrgänge diefer Anftalten je 2Stunden
wöchentlich im Lehrplane beftimmt; an den Mittelfchulen, wo der Gefang in
Uebung und Pflege ift, werden die Schüler einer ganzen Anftalt gewöhnlich in
zwei Gruppen getheilt und in wöchentlich je 2 Stunden unterrichtet.
Jener Bericht enthält aufserdem die Zufammenftellung der oben unter Zahl ı
erwähnten gebräuchlichen Lehrmittel und der Referent kann fich demnach eines
näheren Eingehens auf diefe Seite der öfterreichifchen Ausftellung um fo eher ent-
fchlagen, als eine Anzahl der geeignetften Lehrmittel noch bei Befprechung des
öfterreichifchen Schulhaufes zur Aufzählung gelangen wird.
Die erwähnten Angaben des Berichtes find noch durch Folgendes zu
ergänzen: Der Unterricht an den öfterreichifchen Seminarien liegt faft überall in
den Händen von Fachmännern. Ihre bisherige Rangordnung war die von Hilfs-
lehrern, doch befafst fich die Regierung in der neueften Zeit mit den Mafsregeln,
um diefe Stellungen in einer dem Intereffe der Sache entfprechenden Weife zu
organifiren. Die Errichtung öffentlicher Mufikfchulen ift feit der definitiven Organi-
fation des Volks-Unterrichtswefens durch den Staat von der Bewilligung der
betreffenden Landes-Schulbehörde und in letzter Inftanz vom k. k. Unterrichts-
minifterium abhängig gemacht. Das Gleiche gilt in neuefter Zeit von der Ein-
führung neuer Lehrmittel für Gefang an den ftaatlichen Unterrichtsanftalten. Das
Ziel des mufikalifchen Unterrichtes ift ein allgemeines, durch keinerlei Rückficht
auf irgend eine Confeffion befchränktes; die Methode war bisher dem Ermeffen
des Lehrers anheimgegeben. Die zum Unterrichte an den Staatsanftalten erforder-
lichen Inftrumente: Claviere, Violinen, Pedalharmoniums etc. werden vom Staate
beigeftellt und find die diefem Zwecke in den letzten Jahren zugewendeten Summen
ziemlich bedeutend. Auch an mehreren Univerfitäten Oefterreichs finden fich
fpecielle mufikalifche Fächer vertreten; {o hat die Univerfität Wien feit 1804 eine
aufserordentliche Lehrkanzel für Aefthetik und Gefchichte der Mufik, Graz eine
Docentur für diefelben Fächer, Wien noch aufserdem eine Docentur für Gefang.
Weitere hieherbezügliche Momente, aus denen die Sorgfalt der öfter-
reichifchen Regierung, der Reichs- und Landesvertretungen, endlich auch vieler
Gemeinden und Corporationen für die Pflege der Tonkunft erhellt, wären noch:
die Subventionirung der bedeutenderen Theater in der Reichs-Hauptftadt und inden
Landes-Hauptftädten; die alljährliche Einftellung eines Betrages für fpecielle Kunft-
zwecke und für Unterftützung begabter Künftler in das von der Reichsvertretung
zu bewilligende Budget des Staates — von welchem Betrage bisher gewöhnlich
ungefähr je ein Dritttheil zu Stipendien für Tonkünftler verwendet wurde; die
Organifation und Erhaltung der Militärkapellen und die Heranbildung der für die-
felben erforderlichen Kräfte ; die Beförderung der Tonkuntft, infoweit fie mit kirch-
lichen und religiöfen Zwecken zufammenhängt; endlich die diredte oder indirecte
Unterftützung von Mufikvereinen, Mufikfchulen und Confervatorien. Unter den
letztgenannten Inftituten ift in Oefterreich das hervorragendfte das Confervatorium
der Gefellfchaft der Mufikfreunde in Wien, deffen Jahresbericht für das Schuljahr
1872/73 in der öfterreichifchen Unterrichtsausftellung auflag. Daraus ent-
nehmen wir, dafs im genannten Jahre an demfelben 38 Profefforen und Lehrer
Unterricht in den verfchiedenen Fächern der Mufik ertheilten, dafs es 493 Schüler
zählte und dafs die dem Unterrichte in diefem Schuljahre zugewendete Zeit über
14.000 Stunden betrug; gewils eine ftattliche Reihe von Ziffern, welche den grofsen