Full text: Musikalische Lehrmittel und das musikalische Erziehungs- und Bildungswesen (Heft 8)

   
4 Rudolf Weinwurm. 
Auffchwung diefes Inftitutes in den letzten 1o Jahren zu illuftriren geeignet find. 
Einen gleich erfreulichen Einblick in das Gebiet mufikalifcher Cultur gewähren 
die Jahresberichte und Mittheilungen der öfterreichifchen Mufikgefellfchaften und 
Vereine, aus welchen he ‘vorgeht, dafs die Pflege der Mufik von Jahr zu Jahr an 
Intenfität zunimmt und immer weitere Kreife der Bevölkerung zur adiven und 
pafüven Theilnahme gewinnt. Die hervorragendften diefer Vereine finden fich 
naturgemäls in der Reichs-Hauptftadt und es dürfte genügen, in diefer Beziehur 
auf die „Gefellfchaft der Mufikfreunde in Wien“, auf.die „Wiener 
Singakademie“, auf die „Philharmonifche Gefellfchaft“ und auf 
den weit berühmten „Wiener Männer- Gefangverein“ hinzuweifen ; doch 
befitzen auch die Landes-Hauptftädte, fo insbefondere Prag, Salzburg, Brünn, Inns- 
bruck, Graz, Troppau, Linz, Klagenfurt, Laibach, Lemberg, Trieft treffliche Mufik- 
anftalten und Mufikgefellfchaften, und die Affociation zu mufikalifchen Zw 
findet fich vielfach auch in kleineren Provinzftädten und Märl 
mehr oder weniger anerkennenswerthe künftlerifche Erfolge. 
Es würde uns zu weit führen, auf das Gefammtbild mufikalifcher Cultur in 
Oefterreich noch näher einzugehen; bekannt ift ja einerfeits, welch’ geeigneten 
Boden die .öfterreichifchen Länder feit jeher der Tonkunft dargeboten haben, 
anderfeits der genaue und untrennbare Zufammenhang der Cultur Oefterreichs 
mit der Gefammtcultur Deutfchlands, deren eingehendere Darftellung aufser dem 
Bereiche unferer Aufgabe liegt und von vornherein der Bafis einer politifchen 
Eintheilung widerftreben würde. Nur Eines fei noch hervorgehoben: Die Schatten- 
feiten in jenem Bilde fehlen weder hier noch anderwärts und treten um fo mehr 
hervor und verlangen um fo dringendere Abhilfe und Ausgleichung, in je weitere 
Kreife die Erkenntnifs der fegensvollen Wirkung der Kunft gedrungen ift. Sie 
beziehen fich hauptfächlich auf Mangel in der einheitlichen und künftlerifchen 
Organifation des Unterrichts, auf den Mangel äfthetifcher Ziele in der Kunftübung 
und auf den Mangel ausreichender Unterftützung von Seiten des Staates oder der 
hiezu berufenen Körperfchaften. Man hat feit einiger Zeit auch in Oefte 
angefangen, den hieherbezüglichen Beftrebungen Beachtung zuzuwenden und eine 
Verbefferung der betreffenden Zuftände allmälig anzubahnen. Um nur Einiges 
anzuführen: Man ftrebt nach Erweiterung und künftlerifcher Geftaltung des Unter- 
richtesan den ftaatlichen Lehrer-Bildungsanftalten und nach Aufnahme des Gefanges 
als eines obligaten Unterrichtsgegenftandes auch an den Realfchulen und Gym- 
nafien; die Mufikbildung an den befferen Confervatorien befchränkt fich nicht mehr 
allein auf die Erwerbung der erforderlichen technifchen Fertigkeiten, fondern 
zieht in ihren Kreis jene Fächer, welche zur Completirung der allgemeinen Bil- 
dung geeignet find; an die öffentlichen Aufführungen wird vielfach ein ftrengerer 
Mafsftab gelegt, welcher auf die Richtung des mufikalifchen Gefchmackes nur för- 
dernd einwirken wird; man hat angefangen, die Frage der Heranziehung der nie- 
deren Volksclaffen in gröfseren Städten zu unmittelbarer Bethätigung an der 
Kunftübung einer Erwägung zu unterziehen. Diefe und ähnliche Beftrebungen 
werden gewifs die wohlthätigften Folgen für die Zuftände der mufikalifehen 
Erziehung und der allgemeinen Bildung herbeiführen. 
Ar 
IS 
  
ecken 
<ten und erreicht 
rreich 
Dieimöfterreichifchen Schulhaufe exponirten mufikalifchen Lehr. 
mittel ftehen bereits zum grofsen Theile auf dem letzterwähnten Standpunkte, der 
nur infoweit ein idealer genannt werden kann, als die Durchführung desfelben 
erft nach verfchiedenen Richtungen hin anzubahnen fein wird. Inc er That trifft 
man in mehreren öfterreichifchen Landgemeinden, in Dörfern, Märkten und 
kleineren Städten ein ziemlich regesmufikalifches Leben, das feinen Ausgangspunkt 
vom Schulhaufe, das ift dort nimmt, wo die geeignete Perfönlichkeit, dermufikalifch 
gebildete Lehrer, fich findet. Solchen Beftrebungen fuchte nun die mufikalifche 
Ausftattung. des öfterreichifchen Schulhaufes entgegen zu kommen. Sie berückfich- 
tigte nicht allein die Bedürfniffe der mufikalifchen Jugenderziehung, indem fie eine 
> 
  
  
    
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
   
   
   
  
  
  
  
   
   
  
   
  
   
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
    
  
    
    
   
  
  
  
  
  
    
  
  
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.