Full text: Musikalische Lehrmittel und das musikalische Erziehungs- und Bildungswesen (Heft 8)

    
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
   
  
    
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
   
   
   
   
   
  
   
    
  
  
  
    
   
  
  
  
   
  
     
    
   
    
   
   
      
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Mufikalifche Lehrmittel. Al 
Meinung des Referenten übertlüffig, auf anderen Gebieten der mufikalifchen 
Erziehung die nationale Production wachzurufen. Das alte ungarifche Sprüchlein: 
„Extra Hungariam nulla vita, 
‚Si est vita, non est ıta“ 
mag zwar in vielen Beziehungen des Lebens noch heute feine Geltung haben, ia, 
man könnte ihm fogar eine fpecififch mufikalifche Beziehung beilegen, wenn es 
fich allenfalls um die Nationalinftrumente Cymbal und Czakan.handelte; der 
Unterricht in diefen bildet aber wohl keinen Gegenftand der ungarifchen Semi 
narien; hier handelt es fich um Clavier-, Violin- und Orgelfpiel, und Unterrichts- 
werke dafür find in Hülle und Fülle und in einer Qualität vorhanden, die nicht 
leicht übertroffen werden wird. Die Regierung konnte fich die Sorge um ein 
„Anleitungsbuch zum Clavier- und Orgelfpiel*, der Verfaffer die Mühe einer 
folchen Arbeit erfparen; man hätte einfach eines der hiehergehörigen befferen 
deutfchen Werke, z. B. Czerny, Köhler, Hohmann, Rink, Hertzog etc., in dem 
begleitenden Texte ins Ungarifche überfetzen und fich allenfalls damit begnügen 
follen, es zu einem fehr billigen Preife in die Hände der Schüler gelangen zu 
laffen. In der That fteht das unter dem eben erwähnten Titel von Bartalus ver- 
fafste Werk hinter ähnlichen Leiftungen bei anderen Nationen zurück, wenngleich 
die Richtigkeit der darauf bezüglichen Bemerkung des Minifters im officiellen 
Berichte zugegeben werden kann: „Ich habe mich durch perfönliche Anfchauung 
und Erfahrung davon überzeugt, dafs ...... Jünglinge, die vor einem Jahre noch 
gar nichts von Mufik verftanden, obwohl gemeinfam lernend, fowohl im Clavier 
als auch im Orgelfpiel überrafchende Fortfchritte machten.“ 
Diefelbe Methode im Gefangunterricht, wie Bartalus, befolgt Nagy in 
feinem „Enektanitäsra gyakorlökörny“ (Gefangbuch für Volksfchulen) und dem 
correfpondirenden Leitfaden für die Lehrer, „Vezerkönyv az Enektanitäsban 
nepiskoläk szämära“ (Nr. 414 und ıı2ı des Katalogs), nur fafst er fich etwas kürzer 
und fondert die Lieder von dem vorangegangenen theoretifchen und Uebungs- 
theile. Unter den Liedern finden fich auch mehrere deutfche Weifen mit ungari- 
{chem Text, z. B. „Kukuk ruft’s aus dem Wald“, „Weifst du, wie viel Sterne ftehen, * 
ferner Liedchen von Anfchütz, Sechter. Das Werkchen ift in feiner aufliegenden 
Geftalt für die r. und 2. Claffe der Volksfchulen beftimmt, es ift fomit unvollendet, 
obzwar in feinem Erfcheinen etwas älteren Datums als das früher erwähnte von 
jartalus. Es fcheint faft, dafs die beiden Verfaffer gleichzeitig um die Gunft der 
Regierung fich bewarben, dafs jedoch Nagy in diefer Beziehung unterlegen fei 
und auf die Weiterführung feines Werkes verzichtet habe. Von den übrigen noch 
ausgeftellten Werken heben wir noch folgende hervor: „Egri dalnok ee (Aus: 
erlefene Sammlung ernfter und heiterer Gefänge für ungarifche Gymnafien, Real- 
fchulen und gefellige Kreife) für Sopran, Alt, Tenor und Bafs, einige auch blofs 
für Männerftimmen gefetzt und in Erlau erfchienen. Sowohl in diefer Sammlung 
(Nr. 421) als in der „Harmonia, 50 dalgyüjtemeny“, Sammlung von 
50 Liedern für Männerflimmen (Nr. 1141 des Katalogs) traf man eine Reihe wohl- 
bekannter Lieder und Gefänge in ungarifcher Uebertragung; wir führen hier nur 
an: Kapelle und Chor aus dem Nachtlager von Kreutzer; Gebet aus Freifchütz, 
Chor aus Preciosa, Gebet vor der Schlacht und Lützow von Weber; Loreley von 
Silcher; Chöre aus Tannhäufer, Lohengrin und fliegender Holländer von Wag- 
ner; Volkslied, Jägerlied, Choral von Mendelsfohn; die Nacht von Schubert; 
Abendftunden von Mozart; Ständchen von Marfchner etc. Kapo ffy’s „Szerkönyv 
kathol. käntarock szämära“ (Ritualbuch für katholifche Cantoren, Katalog 
Nr. 1132) enthält eine grofse Anzahl kirchlicher Gefänge mit fpecieller Rückficht 
auf liturgifche Zwecke. Der Text ift ungarifch, theilweife auch lateinifch, der 
mufikalifche Satz ift durchaus für Männerftimmen. Das Werk trägt auf dem Titel- 
blatte eine Empfehlung von Fr. Liszt, ift in Erlau 1870 erfchienen und dafelbtt, 
wie auch in mehreren anderen Lehrer-Bildungsanftalten eingeführt. Auffällig 
darin, wie auch in anderen ähnlichen ungarifchen Werken find die für die Char- 
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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