Full text: Musikalische Lehrmittel und das musikalische Erziehungs- und Bildungswesen (Heft 8)

   
    
  
  
  
  
   
  
   
    
     
   
  
   
  
   
  
   
   
   
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
  
  
   
   
   
      
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Mufikalifche Lehrmittel 29 
Lehrgegenftand, die demfelben zugewendete Zeit und Methode aber ergıbt an 
verfchiedenen Anftalten unterfchiedliche Abweichungen. An der Mehrzahl der 
Seminarien wird aufserdem noch in der Harmonielehre, im Violin- und Clavierfpiel 
und in der Methodik des Gefanges Unterricht ertheilt, Orgelunterricht nur in den 
Cantonen, in welchen die Gemeinden Orgeln haben. 
Dem Chorgefange wird in der Schweiz eine ganz befondere Pflege zuge- 
wendet und er hat dafelbft eine Verbreitung gefunden wie nirgends anderwärts. 
Faft jede Gemeinde hat ihren aus freier Vereinigung hervorgegangenen Männer- 
chor, in mehreren Städten finden wir auch Frauenchöre mit felbftftändiger Organi- 
fation. Das Verdienft in diefer Beziehung läfst fich zurückführen auf Hans Georg 
Nägeli (den Componiften der weltbekannten Melodie „Freuet euch des Lebens“) 
seboren 1768 zu Zürich und dafelbft geftorben 1836. Er gab den Anftofs zur Ein- 
führung des Männergefanges in das Volksleben, componirte felbft viele Werke für 
Männerftimmen und fchrieb aufserdem, angeregt durch die Peftalozzi’fche und 
Pfeiffer’fche Methode im Jahre 1809 eine „Gefangbildungs-Lehre*, dienoch heute 
in vielen Partien nicht veraltet ift und die Grundlage für eine Reihe ähnlicher 
Werke wurde. Nägeli’s Ideen und feine patriotifchen und religiöfen Gefänge 
fanden rafche Verbreitung; allenthalben wurden Sängervereine gebildet und 
Sänger herangebildet. Der oben erwähnte graphifch-ftatiftifche Bericht über 
die Schweizer Gefangvereine, bearbeitet von Ignaz Heim in Zürich, dem 
gegenwärtigen Director des „eidgenöffifchen Sängervereines“, gibt die hieher 
bezüglichen, höchft intereffanten Daten. Er ift äufserft forgfältig zufammengeftellt 
nach folgenden Rubriken: Name des Gefangvereines, Sitz des Vereines nach 
Canton und Gemeinde, Gründungsjahr, Zahl der Sedtionen und Mitglieder, ob 
der Verein eine Zeitfchrift publicirt? feit wann? wie oft? Stärke der Auflage, 
ökonomifche Verhältniffe in Rückficht auf Vermögen zu Ende des Jahres 1871, 
Einnahmen und Ausgaben im Jahre 1871. Nebft dem find bei vielen Vereinen 
Notizen über ihre Wirkfamkeit beigefetzt. Diefer Bericht führt an, dafs Pfarrer 
Weifshaupt in Appenzell im Jahre 1818 das erfte Central-Sängerfeft organifirte 
nd dafs Zürich, Aargau, Thurgau, St. Gallen, Schaffhaufen und noch andere 
Städte alsbald diefem Beifpiele folgten. Schon im Jahre 1824 berechnete Nägeli 
die Zahl der in Vereinen thätigen Sänger auf 20.000. Bei allen Canton- und 
Volksfeften fpielten und fpielen auch heute noch die mufikalifchen Aufführungen 
eine grofse Rolle; bei vielen derfelben wurden Preife ertheilt für die beften 
Leiftungen im Chorgefange. Im Jahre 1842 ift es den Sängervereinen von Aarau 
und Zürich gelungen, alle hervorragenden Männer-Gefangvereine der Schweiz zu 
einem grofsen Ganzen zu vereinigen: zum „eidgenöffifchen Sängervereine*“. Seit 
1843 gibt es bei den gröfseren Sängerfeften „Wettgefänge“ nach den beiden Kate- 
gorien: Kunftgefang und Volksgefang. „Diefe Einführung verurfachte mancherlei 
Diffonanzen, die man durch immer erneute Reglemente für die Preisrichter und 
die Vereine zu löfen fuchte, bisher immer vergebens“ (Siehe Bericht S. 230). Der 
Status zu Ende des Jahres 1871 war folgender: Anzahl der Gefangvereine 1593, 
Zahl der Mitglieder 50.000, Vermögen 239.173 Francs, Einnahmen 273.854 Francs, 
Ausgaben 225.204 Francs. 
Diefe enorme Verbreitung des Männergeıanges, eines zwar berechtigten, 
jedoch einfeitigen und in vieler Beziehung unkünftlerifchen Gebietes der Mufik, 
hat nach unferer Meinung auf den Gefchmack des Volkes ni cht veredelnd gewirkt. 
Der Sinn für gröfsere Formen, für reinere Klangwirkungen, für die eigentlichen 
Schätze unferer claffifchen Kunft erftirbt unter der Unmafle von fchalen Producten 
mufikalifcher Kleinkunft, die dem Volke immer wieder als edle Koft angepriefen 
und dargereicht werden. Auf die verheerenden Wirkungen jenes Gebietes auf die 
Stimmorgane ganzer Generationen wollen wir hier nicht erft aufmerkfam machen. 
Aus der Mitte des Schweizer Volkes felbft erheben fich bereits Stimmen, welche 
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