20 Armand Freiherr von Dumreicher.
nannten Schule zeigten fo ziemlich derfelben vorwiegend naturaliftifchen Charakte
welcher nördlich der Alpen in der Holzfchnitzerei, infoferne fie nicht der Ei
fchreinerei dient, noch überall hervortritt
Diefe Thatfache erwies auch die Expofition einer anderen baierifchen
Schule, welche nicht im deutfchen Unterrichtspavillon,, fondern in der Haupt-
gallerie des Induftriepalaftes eine bedeutende Menge von Schülerarbeiten auf
demfelben Tifche mit den Waaren einiger Metallartikel-Fabrikanten nicht eben
leicht auffindbar ausgebreitet hatte. Es war diefs die Schnitzfchule zu
Werdenfels im Bezirke Partenkirchen. Die Technik in den Arbeiten diefer
Schule zeigte fich als eine ganz gut ausgebildete und einigen Thierftücken mufste
grofse Ben: wahrheit nachg in w a aber all@ Freude an dem täufchenden
Spiele diefer Lebenswahrheit und an der ih und Sauberkeit jener Technik
konnte ı nit dem platten Naturalismus nicht verföhnen, der die Erzeugniffe einer
hrankenlofen und doch ideenarmen Phantafie beherrfchte. Eine läuternde Einwir-
a auf den Unterricht an diefen kleinen Schnitzfchulen würde den beiden Kunft-
gewerbe-Schulen Baierns gar wohl anftehen und ihre mannigfachen Verdienfte
um ein Neues und wahrlich nicht Geringftes vermehren.
Die Münchner königlich baierifche Kunftgewerbe-Schule
hatte auf der Wiener Weltausftellung fich nicht ganz glücklich vertreten laffen
Eine hohe, grell und plump decorirte Wand bildete den unruhigen Hintergrund
des von den Arbeiten der genannten Schule occupirten Tifches. Schlimm genug
dafs diefe Arbeiten, ftatt unbefangene Beobachter zu finden, vorerft die ungünftige
Meinung widerlegen mufsten , welche die rothen und gelben Felder der Wand-
flächen von dem Farbenfinne und die neben plaftifch hervortretende Gypspilafter
in falfcher Stellung gemalten Confolen von den architektonifchen Beeren und
der Conftrudtionsmethode der Schulleiter beijedem gebildeten Befchauer erzeugen
mochten.
Da genauere Angaben bei den Schülerarbeiten fehlten, war leider ein
ge
Einblick in den, den einzelnen Schüler betreffenden Unterrichtsgang aus-
gefchloffen. Solche Vernachläffgung fchädigt die Ausftellung einer wirklich
tüchtigen Lehranftalt, da manche fchöne Leiftung eines Schülers erft dann in
ihrem vollen Werthe gewürdigt werden kann, wenn man die Dauer der Unter-
chtszeit kennt, innerhalb weiche er folche Leiftungsfähigkeit erzielt wurde. Der
an der Anftalt im Allgemeinen eingehaltene Lehrgang war jedoch a die
Anordnung der Arbeiten veranfchaulicht. Diefe ausgeftellten Arbeiten beftanden
aufser den bereits erwähnten fchweren und roh behandelten Wandmalereien in
Gypsmodellen, Schnitzwerken, Cifelirarbeiten, Zeichnungen und Flachornamenten.
Die Mehrzahl der in Gyps ausgeführten Obje ee waren gut gemacht, alle
ftilifirt und von befriedigendem Gefchmacke. Unter den Holzfchnitzereien fanden
ich einige treffliche a n ;fo ein hübfches Wandfchränkchen, zweiin ebenmälfsigen
Verhältniffen aufserordentlich graziös aufgebaute Candelaber und mehrere kleiner e
Geräthe mit befcheiden angewandter Polychromie. Alle diefe Gegenftände
gehörten dem beften Renaiffanceftile an, einige, namentlich die hölzernen, braunen
Candelaber machten den Eindruck edler Vornehmheit. Ein Urtheil über den
vollen Werth diefer Ausftellungsobjedte läfst fich leider nicht fällen, da nicht zu
erfehen war, ob diefelben von den Sc hülern nach ihren eigenen Entwürfen aus-
geführt worden. Guter Gefchmack und gewandte Technik müffen ferner auch den
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Metallarbeiten und der überwiegenden Zahl der in mehreren Mappen enthaltenen
. ichnungen nachgerühmt w erde n. Der griechifche, römifche und Renaiffanceftil
ıeilten fich in een in die Herrfchaft.
Eine ähnliche Richtungverfolgtendievon derMünchner Handwerker-
Fortbildungsfchule ausgeftellten te technifchen Linear- und kunftgewerblichen
Zeichnungen, Cifelirarbeiten und Wachsboffirungen. Diefe kunftinduftriellen
Arbeiten legten trotz des Mangels an Leichtigkeit in der Behandlung des.
Ornamentes doch im Ganzen von .den in München in den Kunftgewerben empor-
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