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Das gewerbliche Unterrichtswefen. IX
Keineswees kann aber die mächtige Entwicklung der Grofsinduftrie einiger
Hauptplätze focial und ftaatlich erfetzen, was dem Volke in feinen breiteften
Schichten an felbftftändigen Exiftenzen verloren gegangen ilt.
Was zunächft den Rückgang in der Claffe-.der-.kleineren Unternehmer
betrifft, fo erklärt es fich aus dem Zuftande unferes gewerblichen Unterrichts-
wefens nur allzuleicht, warum derfelbe in Oefterreich noch auffälliger in. die
Erfcheinung tritt als in anderen betriebfamen Ländern, in welchen ja auch die
meiften der die Grofsinduftrie einfeitig begünftigenden Produdtionsfactoren
mächtig genug wirken. Denn einer diefer Factoren wenigftens, dieBenützung
der von der fortfchreitenden Wiffenfchaft gebotenen Hilfs-
mittel, fteht anderwärts nicht in gleichem Mafse im Alleinbefitze..der_Grofs-
induftrie wie in Oefterreich. Diefes Oefterreich, welches doch im Beginne des
XIX. Jahrhundertes allen Staaten des deutfchen Culturgebietes mit der Gründung
polytechnifcher Lehranftalten für den höheren Gewerbebetrieb vorangegangen
war, unterliefs’es, von einem unbedeutenden Anfatze in den vierziger Jahren abge-
fehen, bis in die neuefte Zeit, fein gewerbliches Unterrichtsfyftemnach unten aus:
zubauen, und erzog daher feiner Induftrie einzig eine naturgemäfs wenig zahl-
reiche Claffe wiffenfchaftlich gebildeter Arbeiter, fo dafs fein Gewerbeftand zu
einem Heere von Öfficieren und Mannfchaften aber ohne Unterofficiere wurde.
Und ein tüchtiges Unterofficiers-Corps vor Allem gibt der Armee ihr feftes
Gefüge.
In jüngfter Zeit ift die Lücke im gewerblichen Unterrichtsorganismus noch
empfindlicher geworden, da eine längft erwünfchte Reform nunmehr der öfter-
reichifchen Realfchule den.reinen und ausfchliefslichen Charakter einer
Vorbereitungsanftalt für die technifche Hochfchule gegeben hat.
An unmittelbar verwendbaren Berufskenntniffen bietet daher die Realfchule jetzt
natürlich noch weniger als früher, an allgemeiner Bildung dagegen mehr, als der
unbemittelte Praktiker, dem die für den Schulbefuch gefparte Zeit Geld ift, in
feinem Handwerke zu verwerthen vermag.
Es erfcheint fomit als unabweisbar, dafs dem ftrebfameren Arbeiter und
Gehilfen wie auch dem gereifteren Lehrlinge eine Schule geboten werde, an
welcher das eimemroder mehrezen verwandten Gewerben zu
Grunde liegende berufliche Wilfen mit Einfchluflss.der ‚vor
bereitenden Hilfskenntniffe und des Zeichnens in einer Aus-
dehnung gelehrt wird, wie fie der heutige Gefchäftsbetrieb
verlangt.
Eine folche mittlere Gewerbefchule wird, wenn fie ihr Ziel erreichen
foll: ihre Schüler für mittlere Stellungen im Gewerbeleben als Werkmeitter,
Werkführer, kleinere felbftfländige Unternehmer, Monteurs, Bau- und Mafchinen-
zeichner u. A. m. zu bilden, der Ertheilung täglichen und ganztägigen, auf das
knappfte und praktifchefte eingerichteten, übrigens meiftens auf die Wintermonate
befchränkten Unterrichtes nicht entrathen können; ihr Publicum wird fie in
den Söhnen der minder wohlhabenden Gewerbsleute und in Iparfamen, auf-
ftrebenden Arbeitern finden, welche von ihrem Arbeitslohne die Koften ihıes
Unterhaltes während der Dauer des Curfes und das (erfahrungsgemäls anfpornend
wirkende) Schulgeld erübrigt haben; ihr Vorbild endlich wird fie hinfichtlich
der Organifation und der Unterrichtsmethode in den Gewerbefchulen Deutfch-
lands-fuchen, welche bereits auf eine nach vier Decennien Zählende Eütwicklung
zurückblicken.
In den letzten Jahren ift denn auch die Einficht von der Nothwendigkeit
folcher neuer Schöpfungen in Oefterreich zum Durchbruche gekommen. Der im
ahre I865 in Wien nach dem Mufter der Anftalten in Holzminden und Nienburg
"indeten Märtens’fchen Baugewerks-Schule wurde durch die Gewährung von
Seite des Staates ein erweiterter Wirkungskreis eröffnet, defs-
Subventionen von x
gleichen auch der Prager Gewerbefchule. Im Jahre 1870 erfolgte fodann die Aus-
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