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Landwirthfchaftliche Lehre und Forfchung. 91
In diefem Jahre ift in Griechenland eine Gefellfchaft für die Pflege der
Landwirthfchaft ins Leben getreten, welche die Verpflichtung übernommen hat,
im Lande einige landwirthfchaftliche Mufteranftalten zu errichten.
Rumänien.
Für den theoretifchen und praktifchen landwirthfchaftlichen Unterricht
befteht bei Bukareft zu Fereftreon eine land- und forftwirthfchaftliche Central-
[chule. Vorgetragen wird von fünf Profefforen: Ackerbau, Waldbau, Botanik,
Viehzucht, Chemie, Phyfik, Geologie, Mechanik, landwirthfchaftliche Betriebs-
lehre und Comptabilität Die Eleven werden in einem Alter von 17 Jahren
aufgenommen und müffen mindeftens die Vorkenntniffe, wie fie die Unter-
realfchule bietet, befitzen. Die Studien dauern drei Jahre; beim Austritte erhalten
jene, welche gute Erfolge zeigen, ein Diplom. Bis jetzt find aus diefer
Schule mehr als 250 Eleven hervorgegangen, jedes Jahr etwa ı8 bis 25. Mit
der Anftalt ift eine Werkftatt zur Conftruction landwirthfchaftlicher Geräthe und
Mafchinen verbunden, in welcher 30 junge Leute während fünf Jahren die
Fabrication der Mafchinen erlernen. Der Unterricht ift ein rein praktifcher.
Die Centralfchule befitzt eine Wirthfchaft von 250 Hektaren, ausgedehnte
Obftgärten und Weinanlagen und alle fonftigen Erforderniffe für einen erfolg-
reichen praktifchen Unterricht. Täglich müffen die Eleven drei Stunden auf
dem Felde arbeiten, aufserdem werden die üblichen Demonftrationen und
Uebungen in den Laboratorien abgehalten. Der gegenwärtige Diredor ift ein
früherer Schüler von Grignon, Herr P. S. Aureliano. Vertreten war die Central-
fchule auf der Weltausftellung mit Getreide, Mais, Bohnen und Mohn.
Brafilien.
Das Imperial Inftituto ı Fiumenfe de agricultura in Rio de Janeiro
hatte Seidencocons ausgettellt.
Alles in Allem kann nur wiederholt werden, was fchon einleitend bemerkt
wurde: Wenn auch fchon viel auf dem Gebiete des landwirthfchaftlichen Unter-
richtes und der landwirthfchaftlichen Forfchung gefchehen ift, unendlich mehr
bleibt noch zu thun übrig. Möge keine Nation in dem Beftreben, landwirthfchaft-
liches Wiffen zu fördern und zu verbreiten, zurückbleiben ; mögen alle eingedenk
fein der ernften Mahnung Humboldt’s: „Der oberflächlichfte Blick auf den Zuftand
des heutigen Europas lehrt, dafs bei ungleichem Wettkampfe oder dauernder
Zögerung nothwendig partielle Verminderung und endlich Vernichtung desNatio
nalreichthums eintreten müffe; denn in dem Lebensgefchick der Staaten ift es,
wie in der Natur, für die, nach dem finnvollen Ausfpruche Goethe’s
gen und Werden kein Bleiben“ gibt und die ihren Fluch
Stilleftehen. Nur ernfte Belebung chemifcher, mathematifcher
„es im Bewe-
gehängt hat an das
und naturhiftorifcher
Studien wird einem von diefer Seite einbrechenden Uebel entgegentreten. Der
Menfch kann auf die Natur nicht einwirken, fich keine ihrer Kräfte aneignen, wenn
er nicht die Naturgefetze nach Mafs- und Zahlverhältniffen kennt. Auch hier
liegt dieMacht in der volksthümlichen Intelligenz. Sie fteigt und
finkt mit diefer. Wiffen und Erkennen, find die Freude und die Berecht igung
der Menfchheit; fie find Theile des Nationalreichthums, oft ein Erfatz für die
Güter, welche die Natur in allzu kärglichem Mafse ausgetheilt hat. Diejenigen
Völker, welche an der allgemeinen induftriellen Thätigkeit in Anwendung der
Mechanik und technifchen Chemie, in forgfältiger Auswahl und Bearbeitung
natürlicher Stoffe zurückftehen, bei denen die Achtung einer folcher Thätigkeit
nicht alle Claffen durchdringt, werden unausbleiblich von ihrem Wohlftande
herabfinken. Sie werden es umfomehr, wenn benachbarte Staaten, in denen
Wiffenfchaft und induftrielle Künfte in regem Wechfelverkehre mit einander ftehen.
wie in erneuerter Jugendkraft vorwärts fchreiten.*
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