Full text: Anlage, Einrichtung und Lehrmittel der Volks- und Mittelschule (Heft 72)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
    
  
    
   
    
    
   
  
   
  
   
  
  
   
  
   
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
     
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Mathematifche Lehrmittel. d 
der tüchtige Lehrer feinen Schü- Fig. 3- 
lern die Grundzüge des dekadi- 
fchen Zahlenfyftems mittheilen, 
wenn er fie nicht jetzt fchon an 
das Einlernen unverftandener 
Sätze gewöhnen will. 
Er wird daher feine Schü- 
ler darauf aufmerkfam machen, 
wie unendlich ermüdend es für 
den menfchlichen Geift wäre, 
für jedeneue Zahl, welche durch 
das Hinzuzählen der Einheit 
entfteht, ein neues Wort und 
ein neues Zeichen zu erfinden, 
die dann beide dem Gedächtniffe 
anzueignen wären; dafses jedoch 
dem menfchlichen Geifte gelun- 
gen ift, beide Aufgaben auf eine 
höchft einfache und bewun- 
derungswürdige Weife zu löfen. 
Hier wird der Gebrauch der 
Rechenmafchine mit verticalen 
Stäben unerläfslich , foll nicht 
der Rechenunterricht gleich 
beim Beginne für die Mehrzahl 
  
  
  
  
  
den. Der Schüler fieht die Zah- 
len der Reihe nach auf der Ma- 
fchine entftehen und fchreibt fie 
dann auf feine Tafel. Werden überdiefs die Schüler angehalten, die Zahlen von I 
bis 100 auf der Mafchine zuerft aufzuftecken, dann die fo entftandenen Zahlen aus 
zufprechen und fie zuletzt an die Tafel zu fchreiben, fo wird nicht nur das mecha- 
nifche Herfagen der Zahlen vermieden, fondern auch ein richtiges und wirkliches 
Verftändnifs erzielt und fo alle Schwierigkeiten, welche beim Anfchreiben und 
Ausfprechen dekadifcher Zahlen entftehen, behoben. 
Der feine Schüler zum Denken anfpornende Lehrer wird ihnen auch fchon 
im Zahlenraume von ı bis IO die Begriffe von geraden und ungeraden Zahlen bei- 
bringen und fie auf das Theilbarkeitsgefetz für den Divifor 2 aufmerkfam machen. 
Ganz wefentliche Dienfte leiftet jedoch diefe Mafchine bei der Erklärung 
des fchriftlichen Rechnens, das ift bei der Addition, Subtradtion, Multiplication 
und Divifion; Dienfte, die die erftgenannte Mafchine unter keiner Bedingung zu 
leiften vermag. Ja häufig wirkt die Mafchine mit horizontalen Stäben fogar 
ftörend auf den Rechenunterricht, denn die Anzahl von hundert Kugeln, welche 
den Schälern auf einmal vorgeführt wird, lenkt fehr leicht die Aufmerkfamkeit 
derfelben beim erften Unterrichte vom eigentlichen Unterrichtsziele ab, was 
befonders dann der Fall ift, wenn die auf den einzelnen Stäben befindlichen 
Kugeln verfchieden gefärbt find, und es wird denSchülern das Anfchreiben dekadi- 
fcher Zahlen fehr erfchwert, wenn diefelben längere Zeit mit diefer Mafchine 
geübt wurden. Diefen Uebelftänden, welche erfahrungsgemäfs auftreten, fuchte 
Infpedtor Praufek beieiner zweiten in der öfterreichifchen Unterrichtsabthei- 
lung ausgeftellten Mafchine mit horizontalen Stäben dadurch abzühelfen, dafs er 
die eine Hälfte des Rechteckes mit einem Brete, welches auch die Stelle einer 
Tafel vertreten kann, eindeckte und fo dafür forgte, dafs den Schülern beim 
Unterrichte nur fo viele Kugeln vorgeführt werden, als fie zu fehen unbedingt 
nöthig haben. 
 
	        
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