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Schnlbauten und Einrichtungen. 5
Schweden felbft weifs aber am beften, welchen Fortfchritt es durch die
für die Hebung der Volksfchule feit 30 Jahren (1842) gebrachten Opfer auf geiftigem
und fittlichem, politifchem und materiellem Gebiete errungen hat.
Das amerikanifche Schulhaus.
Nahe dem Weftportale des Ausftellungsraumes, in äufserft günftiger Lage,
ftand das „amerikanifche Landfchulhaus“, ein ebenerdiger Holzbau, mit grauer
Oelfarbe angeftrichen und mitDachpappe gedeckt. Das Gebäude war aber nichts
weniger als ein Schulhaus, fondern ftellte zunächft nur ein Schulzimmer dar, in
welchem am meiften die für europäifche Vorftellungen grofsen Raumverhältniffe
wohlthätig auffielen.
An einander entgegengefetzten Seiten des Haufes traten die Knaben und
Mädchen zuerft durch kleine Vorzimmer, zum Ablegen der Kleider beftimmt,
jedoch nicht als eigentliche „Garderoben“ eingerichtet, in das Schulzimmer, deffen
Wände einige Schuh hoch mit hölzerner Lambris verkleidet, höher hinauf fogar
tapezirt waren.
Das ungemein hohe luftige Zimmer erhielt fein Licht durch fechs fchmale
ftehend in der Rückenwand, je zwei
und hohe Fenfter, deren zwei weit auseinander
andere an den Seitenwänden fich befanden. Die Fenfter waren, wie in den
meiften amerikanifchen Schulen, einfache, guilottinenartige Schieberfenfter ohne
Flügel; Winterfenfter mangelten. Meifterhaft gearbeitet waren die aus beliebigen,
wohlfeilen Stoffen herzuftellenden Vorhänge, welche fich nach allen Richtungen
verfchieben, ausftrecken und zufammenrollen liefsen, fo dafs das Tageslicht vor-
trefflich regulirt wurde — eine Vorrichtung, die namentlich für den Zeichen-
unterricht vom höchften Werthe ift. Allerdings war dabei nicht zu überfehen,
dafs diefe meifterhafte Einrichtung durch das viele Rollen- und Schraubenwerk
fehr theuer wird, ferner dafs das Einfallen des Lichtes von drei Seiten für die
rechts fitzenden Schüler eine ganz falfche Beleuchtung zur Folge hat, was fich
wohl nur durch den Kampf gegen ein fehr nebliges Klima, nicht aber durch die
Gröfse eines Lehrzimmers entfchuldigen läfst. Den Wechfel der Luft beforgten
in der Wand angebrachte, einander gegenüber liegende Ventile in der bereits
landläufig gewordenen Weife. Aufserdem waren bei den Fenftern mehrere kleinere
Apparate aus theilweife fiebartig durchlöchertem Eifenblech angebracht, einer
davon mit einem verfchliefsbaren Hahn verfehen, — Vorrichtungen die auch bei
uns im Handel zu haben find, über deren etwaiges Ausreichen zu Schulzwecken
an fich aber kein Urtheil bilden konnte. Etwas Neues war übrigens hier fo
wenig zu fehen, wie an der blos markirten Heizvorrichtung. Gewählt war die
Luftheizung, als welche man fich jedenfalls eine beffere denken mufs, als jene, die
in genug europäifchen Schulen eingeführt ift und den Lehrern an den betreffenden
Anftalten zu einer Reihe von herben Klagen mancher Art Veranlaffung gibt.
Am ftärkften wurde die Aufmerkfamkeit der Befucher durch die Subfellien
gefeffelt. Der mächtige Raum des „Schulzimmers“ enthielt nur in fünf Längs-
reihen je acht einfitzige Stühle, war alfo für dieZahlvon 40 Schulkindern berechnet,
welche Zahl allerdings als ideales Maximum jedem Schulmanne vorfchwebt.
Von den in europäifchen Schulen gewöhnlichen Einrichtungsftücken wur-
den die Kaften für Lehr- und Lernmittel ganz vermifst. Einen Erfatz dafür bot
ein kleiner Raum in der Mauer hinter dem Sitze des Lehrers, durch eine Tapeten-
thür verborgen, der fich zunächft für den Gebrauch des Lehrers eignete. Erklärt
wird der Mangel eines Kaftens für Lehrmittel dadurch, dafs Amerika unfere
Anfchauungsmittel und was {onft zum Inventar des kleinen Ciaffenmufeums gehört,
in feinen Schulen nicht kennt. Eine Schultafel war nicht vorhanden; wohl aber
war rückwärts, hinter den Schulkindern eine fchwarze Leinwand aufgefpannt, auf
der fich mit Kreide fchreiben liefs. Dagegen befand fich im Schulzimmer ein
kleiner Kaften mit Fächern zum Einftellen der Schiefertafeln der Kinder, durch
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