Full text: Anlage, Einrichtung und Lehrmittel der Volks- und Mittelschule (Heft 72)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
6 Dr. Erasmus Schwab. 
welche Vorkehrung das Nachhaufetragen diefer Lernmittel entfällt — eine 
Neuerung, welche auch in den Unterrichtsabtheilungen europäifcher Staaten zu 
fehen war, während Schweden fehr gefchickt die Schulbank felbft zur Aufbe- 
wahrung diefer Tafeln benutzte. Der Schreibtifch des Lehrers war mit folchem 
Luxus ausgeftattet, dafs es auf dem europäifchen Continente unmöglich wäre, 
derlei Stücke im Ernfle für Schulen zu empfehlen. Eine in diefer nüchternen 
Umgebung erfreuliche Ueberrafchung war in der Nähe des Schreibtifches ein 
fchönes Harmonium, das übrigens, wunderlich genug, fo aufgeftellt war, dafs der 
Lehrer den Schülern den Rücken kehrte. 
Die Sitze für den Lehrer waren ganz praktifch. Die weitere Einrichtung 
desSchulzimmers beftand in einem unhübfchen, ordinären Geftelle zum Aufhängen 
der Notentafel, einem Tifche mit zerlegbaren geometrifchen Körpern*, einem 
anderen mit Photographien von Schulhäufern und mit Schulfchriften und einem 
fehr grofsen Globus auf einem Stativ. 
Die Lehrmittel beftanden in — Abbildungen, welche an der Wand 
hingen, in nichts weiter! Das Schwergewicht war auf den geographifchen Unter- 
richt gelegt. Sehr grofse, übrigens nicht fehlerfreie Landkarten ftellten nicht blos 
Amerika, fondern auch alle übrigen Erdtheile in einzelnen Blättern vor. Dem 
Auge des Schulmannes war fofort klar, dafs man diefes grofse geographifche 
Material in keiner europäifchen Landfchule auch nur im Groben bewältigen könnte, 
und dafs, wenn ein Handelsvolk Gründe hat, den erdkundlichen Unterricht in der 
Volksfchule fo überwuchern zu laffen, alle Kenntniffe in den fonftigen Realien 
nahezu ganz ausfallen müffen. In der That waren für Naturgefchichte nur einzelne 
Blätter fehr zweckmäfsig, da fie blos einen typifchen Repräfentanten in gröfserer 
Zeichnung enthielten, und ringsum andere Vertreter der betreffenden Art in kleine- 
rem Mafsftabe; die meiften Tafeln aber waren wegen der Kleinheit und Maffen- 
haftigkeit des zufammengefchoppten Materiales ganz verwerflich und dürften fich 
in Schulen Europas nicht fehen laffen. Naturgefchichtliche Sammlungen, irgend 
welche Lehrmittel für den phyfikalifchen Unterricht, Lehrmittel zur Veranfchau- 
lichung des Stoffes guter Lefebücher, Modelle für den Zeichentinterricht, dannVolks-, 
Lehrer- und Schülerbibliothek fehlten gänzlich! Dagegen machte fich ein Abrifs der 
politifchen Verhältniffe des grofsen Staatenbundes bemerklich. An Lehrmitteln 
waren Lefe und Rechenapparate, Schreibhefte, Schreibtafeln, deren Ränder eine 
Menge Material zum Schreiben, Rechnen und elementaren Zeichen als einfchieb- 
bare Vorlage enthielten, vorhanden, endlich eine Anzahl Bücher. 
Das Schulhaus enthielt aufser dem Schulzimmer und den beiden kleinen 
Vorftübchen nichts weiter als ein Zimmer zum Gebrauche der Ausftellungscom- 
miffion, alfo wohldie Amtsftube des Lehrers. Was die Neugier fo vieler Europäer 
erregt hätte, die Wohnung des Lehrers, war nicht im Haufe untergebracht. In 
amerikanifchen Stadtfchulen darf der Lehrer nicht im Schulhaufe wohnen; nur 
der Schuldiener hat eine Wohnung im Erdgefchoffe. Dafs die Luft im Schulhaufe 
durch‘ diefen Vorgang leichter rein erhalten bleiben kann, läfst fich nicht leugnen. 
Leider befanden fich in dem Haufe nicht die Schulaborte, aus deren Einrichtung 
fich doch gar manches Heilfame für Europa hätte lernen laffen. 
Hatte man das „amerikanifche Landfchulhaus“ wiederholt befucht, fo mufste 
man fich zwar zugeftehen, dafs in jenem Ausftellungspavillon, welcher Schulzim- 
mer genannt wurde, was den Raum für die Schule betrifft, glänzend geforgt war, 
fomit auch im Ganzen für die Luft, welche die Kinder athmen, während die 
Anlage der Fenfter für Europa nicht als Mufter empfohlen werden könnte. Bei 
näherer Betrachtung ergab fich aber auch bald die Erkenntnifs, dafs Unterrichts- 
hallen mit fo koloffalem Cubikraume in den europäifchen Schulen fchwer oder 
gar nicht gefchaffen werden könnten, aber auch vielleicht nicht nothwendig find, 
wenn für reichliche Zufuhr frifcher, reiner Luft geforgt ift. Weiter drängte fich die 
  
  
* Diefe müffen ausdrücklich als etwas fehr Sinnreiches bezeichnet werden. 
    
   
  
   
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
    
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