Dr. Erasmus Schwab.
Das „amerikanifche Landfchulhaus* wird jene übertrieben gute Vorftellung,
welche durch überfchwängliche Schilderungen europäifcherFedern fich in Europa
vielfach feftgefetzt hatte, auf das richtige Mafs zurückführen. Nordamerika mit
feiner riefigen Thatkraft aber möge die von den anderen Germanen gegebenen
Anregungen herzhaft aufgreifen!
Das öfterreichifche Schulhaus. *
Unter allen „Schulhäufern“ in der Weltausftellung war nur das öfterreichi-
fche in Wahrheit ein Schulhaus, das heifst, fo angelegt, dafs jeden Augeblick in dem-
(elben der Unterricht hätte beginnen, und der Lehrer mit feiner Familie und einem
behaglichen ganzen Hausrath in dasfelbe hätte einziehen können. Ausgerüftet mit
Sommer- und Winter-Turnplatz, Wirthfchaftsgebäuden und Schulgarten, in welchem
weder das Bienenhaus, noch der Brunnen und der ländliche Zaun fehlten, hatte
es an den Bauernhäufern des internationalen Dorfes die paffende Umgebung
gefunden, welche den Befucher fogleich in die richtige Stimmung verfetzte und
zu fleifsiger Wiederkehr einlud.
Das Schulhaus felbft war auch, ungleich den anderen, nicht ein Holzbau,
fondern ein imitirter Steinbau mit einem foliden, ziegelgedeckten Dache. Nebenan
waren Turnhallen und Wirthfchaftsräume folid ausgeführt.
Was die anderen Schulhäufer theilweife oder ganz umgingen, das zog diefes
Schulhaus mit grofser Abfichtlichkeit unter die zu löfenden Probleme ein.
Diefer Gegenfatz ergab fich aus der Beftimmung diefes Objectes: den
öfterreichifchen Gemeinden eine wahre Schule, und zwar eine Mufterfchule vor-
zuführen, im knappften Rahmen gehalten, alfo tür Jedermann überfchaulich, dabei
gefällig und möglichft wohlfeil. Es war alfo ein Objedt, bei welchem, obfchon der
Gedanke hiezu erft wenig Wochen vor der Weltausftellung auftauchte, „an Alles
gedacht“ werden mufste.
Das Objedt enthielt eine fchöne, geräumige Lehrerswohnung, welche
zunächft für die Ausftellung der Lehrmittel benuzt wurde, und einen von der
eigentlichen Schulpforte ganz gefonderten Eingang hatte. Schon die Anftalten zur
Reinigung des Fufswerkes waren fehr einfach und doch die vollftändigften in der
ganzen Ausftellung. Vor dem Haufe befand fich ein langes Kratzeifen, an dem
fechs Kinder gleichzeitig die Schuhe abftreifen konnten; der gröfsere Theil des
Vorhaufes war hohl gelegt und mit hölzernen Latten benagelt, fo dafs die darüber
fchreitenden Kinder die Reinigung des Schuhwerkes gründlich fortfetzen konnten;
weiter befand fich unten ein eiferner, zufammenklappbarer Rahmen, der zum
Zwecke des Abfchluffes diefer Reinigung mit Stroh gefüllt war, das fich nach
Bedarf durch reines leicht erfetzen liefs. Endlich war vor dem Schulzimmer nicht
blos für die Reinlichkeit der Hände der Schulkinder fürgeforgt, fondern auch
erfichtlich gemacht, dafs ganz durchnäfstes Schuhwerk gegen bereitgehaltenes
trockenes, höchft wohlfeiles für die Dauer des Unterrichtes vertaufcht werden
folle. Auch die Garderobe war die vollftändigfte aller Schulhäufer, und in gründ-
lichfter Weife war veranfchaulicht, wie man dem Erbfeinde der Schule, Staub und
verdorbener Luft, auf den Leib rücken müffe. Beleuchtung, Beheizung, Lüftung
waren im Schulzimmer, und wo fonft im Haufe nöthig, klar veranfchaulicht. Die
Beleuchtung war, gleich der im fchwedifchen Schulhaufe, die richtige: das Licht
fiel von links und von rückwärts durch fechs Fenfter reichlich ins Schulzimmer;
* Die öfterreichifche Mufterfchule mufs fo recht als ein deutfches Werk bezeichnet
werden, da nicht blos die Comite-Mitglieder und die Spender Deutfche waren, fondern auch die zu
Grunde gelegte Erziehungsidee ganz und gar deutfch ift. So ftellte diefes Objedt ein fichtbares
Symbol dar für die Vereinigung der öfterreichifchen Völker auf der gemeinfamen Grundlage
der im deutfchen Geifte ausgebildeten freien Volksfchule. — Die Befchreibung des Objetites
mit Abbildungen verfehen, und elegant ausgeftattet, koftet, in dritter Auflage erfchienen, im
Buchhandel 20 kr. öfterr. Währ. (4 Grofchen), beim Comite 10 kr.
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