16 Dr. Erasmus Schwab.
Aborte, mit mufterhaften Water-Clofets verfehen, befinden fich in den neuen
Stadtfchulen meift, nicht wie in Europa, im Schulgebäude felbft, fondern aufser-
halb desfelben und find durch gedeckte Gänge mit ihm verbunden; wo fie aber
im Haufe untergebracht wurden, find fie forgfältig abgefchloffen, gut ventilirt und,
was grofse Beachtung verdient, fämmtlich ins Erdgefchofs verlegt.
Mit Bezug auf Beheizung und Ventilation läfst fich für grofse Schulen, nach
demMufter der Nordamerikaner und Schweizer, die Verbindung beider durch
eine Centralheizung empfehlen. Sollen die Corridore als Garderobe dienen, fo
dürfte es gut fein, gleich den Nordamerikanern, vor den Retiraden kleine Zimmer
mit den Wafchkäftchen (zum Reinigen der Hände) anzubringen.
Schuleinrichtung.
Subfellien.
Die Schulbank. Erf feit einer Spanne Zeit ift die Bedeutung der
Schulbank für dieSchulgefundheitspflege erkannt worden, und vor wenig mehr als
zehn Jahren herrfchte in aller Welt bezüglich der Schulbank völlige Principlofig-
keit. Nordamerika hat hierin mit dem alten Schlendrian aufgeräumt; es hat
zuerft die Bank der Gröfse des Kindes angepafst, es hat fie mit einer Lehne ver-
fehen, es hat zweifitzige, ja fogar einfitzige Bänke gearbeitet, eiferne Geftelle er-
funden und auch Bedacht genommen auf Bänke für Schulen mit geringen Geld-
mitteln. In Europa hat zuerft der Schweizer Dr. Guillaume den Bänken aus der
Urväterzeit den Krieg erklärt und die traurigen Folgen aufgedeckt, welche durch
die unvermeidliche vorgebeugte Haltung des Kindes aus einer fchlechten Bank
entfpringen, Folgen, welche heute nicht blos der Arzt, fondern auch jeder gebil-
dete Laie kennen foll (Verkrümmung der Wirbelfäule, Kurzfichtigkeit, Kopf-
weh, Störung der Verdauung und Blutbildung.) Faft gleichzeitig unterfuchte
Dr. Fahrner in Zürich den Einflufs der alten gedankenlos gearbeiteten Schul-
bänke auf die Gefundheit des Nachwuchfes und wies auf die erfchreckende
„Diftanz“ (den Abftand des Bankpultes von dem Sitze) und die allzu hohe
„Differenz“ (die Erhebung des Tifchbrettes über die Sitzfläche) mit Nachdruck
hin. Fahrner begehrte dabei eine Lehne, entfchied fich aber nicht für die
Rücken fondern für eine Kreuzlehne und empfahl für die Kinder der Volksfchule,
je nach ihrer Körpergröfse, fieben Banknummern anzuwenden. Fahrner’s Grund-
fätze fanden fogleich die verdiente Beachtung. Bald tauchte der Vorfchlag auf,
die ganze Tifchplatte in Scharnieren beweglich zu machen, damit fie zum Zwecke
des Schreibens vorgezogen und fodann wieder zurückgefchoben werden könne,
was allerdings bei einer langen Bank unpraktifch ift. Diredtor Buchner wies
nun auf die zweifitzige Bank hin, die fo viele, felbft dem Laien in die Augen
{pringende Vortheile hat und keinen befonderen Mehrbedarf an Raum verurfacht;
Neuefter Zeit theilte Kaufmann Kunze in Chemnitz die Tafelplatte in fo viele
felbftfändige, bewegliche Theile, als Schüler in der Bank fitzen, und gab jedem
Sitze eine ifolirte Kreuzlehne. In Oefterreich ging der Anftofs zur Bankreform
in weiteren Kreifen vor drei Jahren von Olmütz aus und zwar durch praktifche
Schulmänner.
Die auf Wiffenfchaft und Erfahrung beruhenden Anfchauungen der gebil-
deten Welt über die Schulbank find heute folgende:
Gute Schulbänke müffen fo gebaut fein, dafs fie der jeweiligen Gröfse der
fie benutzenden Kinder angemeffen find und mit Ausfchliefsung jeder unnützen
und fchädlichen Muskelermüdung eine normale, der Gefundheit zuträgliche Hal-
tung des Körpers — fowohl in der Ruhe als auch beım Schreiben — ermöglichen.
Die „Differenz“ mufs etwas höhergenommen werden, als der Abftand des Ellbogens
von der Sizfläche beträgt; dieTifchplatte mufs etwasgeneigtund dabeigenügend lang
und breit fein; die Bankhöhe mufs zwei Siebentel der Körperlänge betragen, das
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