Full text: Anlage, Einrichtung und Lehrmittel der Volks- und Mittelschule (Heft 72)

  
  
20 Dr. Erasmus Schwab. 
Die Anzahl der in einer Volksfchule bei achtjähriger Schulpflicht anzuwen- 
denden Gröfsennummern („Modelle“) fchwankt, wie die Ausftellung zeigte, in 
verfchiedenen Landen, auch wohl je nach Stadt und Dorf, zwifchen 3 bis 12. 
Nettund überfichtlich ift es, wenn man bei allen Bänken eine und diefelbe Dimen- 
fion des Tifches anwendet, fo dafs nur die Differenz, die Höhe und Tiefe des 
Sitzes, endlich nur die Höhe und Tiefe der Lehnen verfchieden ift. (Siehe 
Olmützer Bank.) 
Oefterreich hatte zur Ausftellung viel von Bänken eingefendet, und zwar 
meift Brauchbares. Nicht vertreten war die Marburger Schulbank (aus Steier- 
mark). Sie ift zweifitzig mit einer verfchiebbaren Tafelplatte, das Sitzbrett ift der 
Länge nach zweifach gefchlitzt, um das Erhitzen der Sitztheile zu vermeiden ; die 
Lehne ift fortlaufend und hat hinter jedem Sitze eine Aushöhlung. 
Wer die aufserordentliche Mannigfaltigkeit unferer Cultur- und pecuniären 
Verhältniffe im Auge behält, wird von der Schulbank in Oefterreich-Ungarn im 
Vorhinein fagen: Eines fchickt fich nicht für Alle.* Der Werth der zweilitzigen 
Bank wird in Oefterreich mit rafchem Blicke erkannt und in der Praxis wird fich 
die Schulbankfrage in Oefterreich wohl fo geftalten: 1. Gemeinden, welche Ein- 
ficht und Opferwilligkeit befitzen, werden die Kunze’fche Bank, in einer Form, 
welche der Olmützer Modification entfpricht, wählen, alfo zweifitzig (und nur in 
zwingenden Fällen dreifitzig) wenn fie fich nicht entfchliefsen, jedemKinde einen 
Seffel zum Bankpulte zu ftellen. 2. Ihnen zunächft ftehen jene Gemeinden, welche 
die zweifitzige Buchner’fche, in der Schreibeftellung gearbeitete, wählen. 3. 
Aermere Gemeinden werdenfich für Bänke mit geringer Diftanz entfcheiden, oder 
mitam Tifchbrette haftenden Scharniere, beiwelchen beiden Arten von Bänken die 
Lehne durch die fchräge Wand des Pultes der nächften Bank erfetzt wird. Wo 
das Sitzbrett nicht ausgehöhlt ift, wird wenigftens das Sitzbret vorne abgerundet 
werden und rückwärts einen Zoll tiefer ftehen als vorne. 
Auch das Privathaus, welches durch fchlechte Arbeitstifche und Stühle 
fich in der Regel gegen das Kind noch mehr verfündigt als die Schule, wird die 
wohlthätige Rückwirkung der Bankreform erfahren und — wie in Deutfchland 
und Holland — für dieKinder richtige Arbeitspulte nach Kunze’s Syftem arbeiten 
laffen. Solche Pulte waren bereits in der Ausftellung auch aus Oefterreich ver- 
treten. Sachfen hatte fie verftellbar eingefchickt. (Bahfe und Händel.) 
Andere Subfellien. Am vollftändigften war die Subfellienfrage in 
der öfterreichifchen Mufterfchule gelöft, welche nicht weniger als vier Arten der 
Beftuhlung zu verfchiedenen Zwecken vorführte. Aufser den Bänken im Schulzim- 
mer waren nämlich Seffel für den Lehrer im Schulzimmer und in der Wohnung 
vorhanden; ferner Seffel für die Mädchen in der weiblichen Arbeitsfchule, end- 
lich Sitze in der Schulwerkftatt, beftimmt für beide Gefchlechter der Schulkinder. 
Der Sitz an dem Seffel des Lehrers war aus fchmalen, von einander 
abftehenden Leiflen gefügt, nicht horizontal, fondern nach rückwärts abfallend, 
die Lehne in einem Winkel von 100 Grad abgefchrägt. Diefe Seffel wurden allge- 
mein als für Erwachfene fehr bequem befunden. 
In der weiblichen Arbeitsfchule ftanden Seffel in drei Dimenfionen; 
das Sitzbrett war zweckmäfsig durchbrochen, die Stützen der Lehne in einem 
Winkel von 105 Grad gebaut und oben mit-einer nach rückwärts ausgebogenen 
Leifte verbunden, fo dafs arbeitende Mädchen beim Anlehnen in den nöthigen 
Paufen behaglich ausruhen könnten. 
Die Seffel in der Schulwerkftatt endlich waren nach dem landläufigen 
Modell des Schufterfchemels gebaut, in drei Dimenfionen. Der Sitz war nicht 
flach, fondern gehöhlt, die Füfse befriedigten durch ihre Geftalt den Schönheitsfinn. 
  
* Die erfte und noch immer die einzige auf öfterreichifehem Boden gefchriebene 
Monographie über die Schulbank ift „die Olmützer Schulbank“ von J. Schober. Wien 1873. 
Pichler’fche Buchhandlung mit drei Tafeln, Abbildungen und einer Mafstabelle. Preis 
zo kr. öfterr. Währung. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
     
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