Full text: Anlage, Einrichtung und Lehrmittel der Volks- und Mittelschule (Heft 72)

  
  
  
  
  
  
  
Dr. R. Perkmann. 
In den oberen Abtheilungen diefer Schulen, wo die Jünglinge fchon 
erweiterte Kenntniffe, eine allgemeinere Bildung, überhaupt geübtere Geiftes- 
kräfte mitbringen, alfo auch für einen erweiterten und zugleich tiefer greifenden 
Unterricht in der Erdbefchreibung und Erdkunde beffer qualificirt wären — da 
hört er auf. Allerdings wird verlangt, dafs beim Unterricht in der Gefchichte 
der Lehrer zur „Befeftigung und Sicherung des geographifchen Wiffens“ die von 
Fall zu Fall vorkommenden Ortsnamen an der Wandkarte „zeige“ und beim 
Examiniren fie auch vom Schüler wieder „zeigen“ laffe; einen ferneren Erfatz für 
den ausgefallenen Unterricht in der Geographie follen die „gelegentlichen 
Einftreuungen“, „Anknüpfungen“, „Erinnerungen“ und dergleichen bieten. Dafs 
aber durch folche „gelegentliche“ Mittel, die aufserdem je nach der fonftigen 
Geiftesrichtung und Bildung des Lehrers fehr verfchiedenartig auszufallen 
pflegen, kein geregeltes Wiffen erreicht wird, dafs die „Einftreuungen“ nur zu 
häufig zur Zerftreuung führen, das lehrt die Erfährung, das lehren die Warnun- 
sen der bewährteften Schulmänner. 
Anders ift es mit dem wirklichen Erfatze an wiffenfchaftlichem Materiale, 
welches nach den neueften gefetzlichen Vorfchriften mehrerer Staaten in ein- 
zelnen Claffen der oberen Abtheilung die Lehrer der Naturgefchichte und der 
Phyfik durch fpecielle Behandlung einzelnerZweige ihres Faches herbeizufchaffen 
haben. Aber felbfl, wenn diefs nicht blos vom rein naturgefchichtlichen und 
phyfikalifchen, fondern zugleich auch vom geographifchen Standpunkte aus 
gefchieht, fo ift damit die Gefahr, welche mit jeder Zerftücklung eines wiffen- 
fchaftlichen Gegenftandes verbunden ift, noch immer nicht befeitiget, abgefehen 
davon, dafs, wie einer und der andere der oben angeführten Lehrpläne zeigt, 
naturgefchichtliche Partien fchon in einem früheren Jahrgange vorgenommen 
werden, während jene Partie, welche die unerläfsliche Vorausfetzuug dafür bildet, 
von Seite der Phyfik erft in einem fpäteren Jahrgange dargeftellt wird. 
Wie der Eine die Geographie nur als ein trockenes Verzeichnifs von 
Namen aufgefafst hat, bei welchem es auch auf „ein paar“ mehr oder weniger 
gar nicht einmal ankomme, fo bezeichnen fie Andere, darunter felbft Männer der 
Wiffenfchaft und Mitglieder der Commiffionen für Lehramtsprüfungen als ein 
„Conglomerat“. Solchen Anfchauungen können offenbar nur die wiederholt ange- 
deuteten „Einftreuungen“ und „Anknüpfungen“ zu Grunde liegen; die Wiffen- 
fchaft hat eine ganz andere Idee davon. Auch unfere Erde, der Gegenftand 
der geographifchen Darftellung, ift kein Conglomerat, kein regellofer Haufen der 
verfchiedenften, chaotifch durcheinander geworfenen, todten Dinge, keine rudis 
indigeftaque moles, fie ift ein einheitliches, harmonifch gegliedertes Ganzes von 
Elementen, belebt durch Kräfte, die nach beftimmten Gefetzen thätig find, aus 
deren Gegeneinander- und Zufammenwirken Bewegung, Leben und Schaffen her- 
vorgeht. Auf der höchften Abftufung, in der höchften Sphäre ihrer individuellen 
Schöpfungen erheben fich diefe Kräfte und Gefetze zu einem freieren Organis- 
mus, indem fie hier, im Menfchengefchlechte zum Bewufstfein erwachen, zur Ver- 
nunft kommen. Die Einwirkungen diefer mit Bewufstfein thätigen, nach bewufsten 
Zwecken und Zielen ftrebenden, vernünftigen Kräfte bringen in dem äufseren 
‚eben, in der äufseren Phyfiognomie der Erde mannigfaltige Veränderungen 
hervor. Diefe neuen, vernünftigen Schöpfungen ertheilen dem unbewufsten Leben 
der Natur die geiftige Weihe, die Weihe der Cultur. 
Sollen die Erdbefchreibung, die Erdkunde und der Unterricht in denfelben 
ein wahres geiftiges, ein wiffenfchaftliches Abbild ihres lebendigen und organifch 
gegliederten Vorbildes liefern, fo darf dasfelbe nicht ein Conglomerat, eine zer- 
ftückelte, zerriffene und todte Maffe von einzelnen Vorftellungen fein, die nur 
nach zufälligen Momenten zufammenkommen; auch in dem Abbilde mufs Einheit, 
Gliederung, Organifation und Leben herrfchen. Wie in dem Vorbilde die einheit- 
liche, in fich reich gegliederte Natur, die Phyfis, die wahre Grundlage des 
gefammten Dafeins, Lebens und Schaffens ift, fo mufs auch in dem getreuen 
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