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Der deutfche und öfterreichifch-ungarifche V erlagsbuchhandel. )
kleine Sortimentsbuchhändler erfüllt alfo eine Culturmiffion und verdient Aner-
kennung, denn fein Lohn ift im Verhältnifs zu dem mühfamen Gefchäfte ein- kärg-
licher, und hätteernicht die Liebe zurSache, er würde fich gewifs anderen, befferen
Gewinn abwerfenden Gefchäftszweigen zuwenden.
Ich glaube klargemacht zuhaben, dafsder Or ganismus des deutfchen
Buchhandels einen grofsen Antheil an der mächtigen Production der
deutfchenLiteratur hat, und möchte dies auch Jenen, fowohl Fachmännern
als Laien, zu bedenken geben, von denen man jetzt öfter die Anficht ausfprechen
hört, der deutfche Buchhandelmüffe fich reformiren und mehr kaufmännifche Grund-
fätze annehmen. ;
Das Refultat wäre der Zuftand der Buchhandels in Frankreich, En g-
land und Italien, in welchen Ländern junge Autoren die fchlechteften Aus-
fichten haben und wo ein intelligenter, über das ganze Land verbreiteter Buch-
handel gänzlich fehlt. Welcher aufrichtige Patriot möchte folche Zuftände für
wünfchenswerth ausgeben ?
Es liegt mir noch ob, einen eingehenderen Blick auf die Erzeugniffe des
deutfchen Buchhandels zu werfen. Die Ausftattu ng hat in den letzten fechs
Jahren abermals wefentliche Fortfchritte gemacht. Im Allgemeinen findet man
die deutfchen Bücher gefchmackvoll gefetztund gut gedruckt. Die gröfseren Buch-
druckereien, welche der deutfche Buchhandel zu Gebote hat, find vorzüglich
eingerichtet und ftehen auf der Höhe der Leiftungsfähigkeit. Die Mitwirkun g
der Kunft nimmt aufserordentlich zu und namentlich ift es der Holzfch nıtt:
welcher in erfter Linie zu Illuftrationen verwendet und bereits mit feltener Voll-
endung hergeftellt wird. Welch’ riefigen Fortfchritt die deutfche Xylographie ge-
macht hat, läfst fich am beften erkennen, wenn man illuftrirte Werke und Zeit-
[chriften, wie fie vor 10 bis 2o Jahren erfchienen, durchblättert. Was wir damals
für fchön und gut gehalten, wie fieht es den Leiftungen der neueften Zeit gegen-
über aus >
Um die Hebung des Holzfchnittes hat fich J-J Weberin Leipzig grofse Ver-
dienfte erworben. Seine illuftrirte Zeitung fteht nun obenan und hat feine englifchen
und franzöfifchen Concurrenten bereits überflügelt. Ebenfo liefert die Keil’fche
Gartenlaube Holzfchnitte, wie fie nirgends
beffer gefunden werden. Hervo rragendes
leiftet auch Hallber gerin feinen mannigfaltigen populären Unternehmungen.
Vieweg hat den Holzfchnitt der Wiffenfchaft dienftbar gemacht in einer Weife,
wie fie vollendeter kaum gedacht werdenkann; S pamer verwendet ihn in feinen
zahllofen gediegenen Jugendfchriften zum Nutzen unferer heranwachfenden Welt-
bürger; Schäfer in Berlin hat den Holzfchnitt zuerft für eine Modenzeitung
(Bazar) in gröfserem Mafsftabe verwendet und diefe glückliche Idee
wahrhaft koloffalen Erfolg gehabt und eine Unzahl
i
hat einen
von Nachahmern gefunden.
Häufige Verwendung findet der Holzfchnitt jetzt auch fchon von Verlegern clafli-
[cher Schriften und guter moderner Dichter, wie von Grote in feinen Ausgaben
der deutfchen Claffiker und von Cotta in vorzüglicher Weife in den Prachtaus-
gaben von Uhland’s Gedichten und Wieland’s Oberon, Auerbach’s Bar-
füfseleetc ,vonMetzl’er inden wundervollen Ausgabenvon Scheffe l=von Hoff
manninImmermann’s Oberhof und fo weiter. Von unfch itzbarem Werthe
ift die immer mehr zunehmende Verwendung des Holzfchnittes in den Unterrichts-
Werken Compendien) und Schulbüchern, wo er erläuternd und anregend wirkt.
In diefer Richtung leiftet der deutfche Verlag wahrhaft Erftaunliches.
Nach dem Holzfchnitte if es die Lithographie und namentlich
der Farbendruck, welcher immer häufiger zur Ausftattung von Verlagswerken
verwendet wird und bereits einen hohen Grad der Vollendung erreicht hat
Aufser den Verlagswerken der bereits früher erwähnten Firma B reidenbach
und Bach find noch viele fchöne Prachtwerke diefer Art erfchienen
C.E. Müllerin Bremen, Arnold’fel
Berlin.
bei
ıe Buchhandlung in Leipzig, Wagner in