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Lö Alfred Klaar.
und aller Völker bietet und dabei überrafchende intereffante Einblicke in die
ee v erhältniffe entfernter Zeiten und Länder gewährt.
Ein fehr merkwürdiges Sammelwerk ift das im Jahre 1872 vollendete Reper-
torium der gefammten franzöfifchen Literatur von Oberft Staaff, einem Schwe-
len, der fein ganzes Leben an diefe Arbeit gewendet hat. Das Werk, betitelt „La
literature frangaife depuis la formation de la langue jusqu’ä nos jours“, bietet
ein in feiner Vollftändig keit beifpiellofes Regifter aller Erfcheinungen auf franzö-
fifchem Gebiete und bildet zı
gleich ein aus durchwegs authentifchen Quellen
S
gefchöpftes biographifches Lexikon. Beachtenswerthe hiftorifche Werke find
illeul’s Gefchichte des Perikleifchen Zeitalters, Hubbard'’s Zeitgefchicht
Spaniens, und ein höchft merkwürdiges ethnographifches Werk ift Gasparin’s
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„LaFrange: nos fautes, nos p£rils, notre avenir“, eine von der bekannten Eitelkeit
und Selbftvergötterun
r Franzofen freie, geiftvolle Schilderung des franzöfifchen
Nationalcharakters. „L’ eloquence pelitique et judiciaire a Athenes* von Perrot
beabfichti eine voll tündige Gefchichte der griechifchen Rhetorik, deren erfter
Theil, die Vorläufer des Demosthenes umfaffend, ebenfo gründlich gehalten als
anziehend gefchrieben if
In dem von politifchen Stürmen faft unberührten England bewegte fich
die fchöne Literatur in dem von uns zu überblickenden Zeitraume von 1867 bis
1872 auf ebenen, durch eine frühere Entwicklung bereits vorgezeichneten Bahnen.
Bemerkenswerth ift die verhältnifsmäfsig reiche Pflege der Lyrik und zwar jener
reinen Gefühlspoefie, die fonft in den modernen Literaturen grofsen Th eils den
Werken des Geiftreichthums und der überreizten Phantafie gewichen ift. Tennyfon
bekanntlich der gekrönte ne Englands,
tung und hatin einer Reihe neuer Gelfichte > (zum Theile auch epifchen Inhalts
feine aufsergewöhnliche eg Aivität bekundet. „Enoch Arden“, „Maud“, „Idyl:
ihren religiöfen, moralifirrenden Abfchweifungen
etwas fremdartig, tragen aber doch in ihrem ungemein lieblichen Ausdruck deı
Empfindung, das Gepräge ungeküntftelter Poefie. Ebenbürtig Hehe n Tennyfon ttellt
fich Browning, deffen Gedichte „Bells and pome granates“, „Chriftmas eve
and Easter day“, „Men and Women“, „The Ring and the Book“ trotz des vielfach
ren Ausdrucks, fich durch hohenSchwung und Gedankenreichthum
über die Fluth der verg
Unter dem Pfeudonym © wenMeredith that fich der Sohn des weltbekannten
Romanfchrift
war der Hauptvertreter diefer Rich:
of the King“ berühren uns in
überfchwänglic
gäng] sche n poetifchen Erzeugniffe des Tages weit erheben.
ftellers Bulwer durch feine Gedichte „Clytemneftra ‘, „Chronicles and
Characters“ rühmlich
Buchanan, Swine
rafch bekannt gewordene Auftin zu nennen.
Zahlreicher als in früheren Ta
Mufe und einen ehrenvollen Namen erwarbenfichvondiefenAnna Proctor,Mrs.
Norton, Mrs. George Lenox Conyngham, und vor Allen Mifs Evans
ıervor und aufserdem find von neu aufftrebenden Talenten
burne, auf dem wenig bebauten Gebiete der Satire der
‚en huldigen Frauen in England der Iyrifchen
(George Eliot), die freilich die reichlichften Lorbeeren auf dem Gebiete des Romans
erworben hat. Seltfam vernachläfigt erfcheint in England, dem Vaterlande des
gröfsten Dramatikers, die dem Theater gewidmete Production. Für das Tages
bedürfnifs forgen neben den Franzofen, deren Stücke weit fleifsiger als Shakefpeare
reproducirt werden, einige Bühnenfchriftfteller von wefentlich blofs technifcher
Fertigkeit, wie Marc Cleman, Tom Taylor und Andere, durch Melodra-
men und Senfationsftücke, theils von originaler Erfindung, theils für die englifche
Bühne bearbeitet.
Faft unüberfehbar dehnt fich das Gebiet des Romanes aus, auf dem die
Engländer, quantitativ und qualitativ in ihrer Production fehr bedeutend, allen
Claffen der Bevölkerung die reichlichfte Nahrung zuführen.
Von den literarifch bedeutenden Romanfchriftftellern find die altbewährten
Namen Disraeli und Collins, von denen noch in den letzten Jahren bedeutende
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