Full text: Die Leistungen der Statistik und allgemeine Bildungsmittel (Heft 12)

  
  
  
  
  
OL J. Löwenthal. 
der Privatwohlthätigkeit verdanken und in denen der Iman, mit dem unvermeid- 
lichen Tfchibuk ausgerüftet, die auswendig gelernten Koranfprüche herfagen läfst 
oder im Lefen einübt. Etwas höheren Flug nehmen die Rufchdie oder Mittel- 
fchulen, in denen der arabifchen, türkifchen und perfifchen Sprache einige Auf- 
merkfamkeit gewidmet wird; europäifche Idiome find ausgefchloffen. Kümmer- 
licher geiftlicher und juridifcher Unterricht wird in den Medreffes (Seminare) 
ertheilt; von dem Streben, diefen Zweigen nationalhöheren Unterrichtes ein dem 
heutigen Bildungsbedürfniffe entfprechendes Gepräge zu geben, ift jedoch nicht 
die Rede. Dagegen hat das geiftige Leben der Griechen in Kleinafien und auf den 
Infeln des äeäifchen Meeres einen ftets wachfenden Auffchwung genommen. 
  
Die kleinften Gemeinden opfern bereitwillig ihre meiftens fpärlichen Mittel den 
Schulzwecken. Auf Anregung des Metropoliten von Kaifariah find bedeutende 
Summen zur Errichtung eines Gymnafiums gezeichnet, das wohl fchon nächftens 
ins Leben treten wird. Bereits befitzen die Infeln Samos, Chios und Mytilene 
wohleingerichtete, von tüchtigen Philologen geleitete Gymnafien, zahlreiche Volks- 
und Mittelfchulen und auch einige gut organifirte Töchterfchulen. Chios und 
Mytilene haben auch anfehnliche Gemeindebibliotheken. Rühmlich erwähnt wird 
ebenfalls das Gymnafium in Aivali. Auch die Armenier bethätigen ein reges 
Intereffe für Erziehung und Unterricht. In ihrer Gemeinde-Hauptfchule umfaffen 
die Unterrichtsgegenftände Geographie, Gefchichte, Phyfik, Mathematik und neben 
dem nationalen Idiom die türkifche, griechifche, franzöfifche und englifche Sprache. 
Auch in der Töchterfchule wird das Franzöfifche gelehrt. 
Weniger vorgefchritten find die Armenier im Innern von Rleinafien; fchlecht 
befchaffen find die jüdifchen Schulen, in denen der Unterricht vorzugsweife in 
einer unfruchtbaren Exegefe der heiligen Schrift befteht. In der öfterreichifchen 
und deutfchen Colonie wirken vornehmlich bildend die Mechithariften-Lehranftalten 
und die von Diakoniffen geleiteten höheren Töchterfchulen, und ebenfo laffen fich 
die franzöfifchen, englifchen und italienifchen Colonien die Entwicklung des Bil 
dungswefens angelegen fein. In Smyrna 'erfcheinen 2 griechifch-türkifche, 3 grie- 
chifche und 2 franzöfifche Zeitungen, ı armenifche Wochenfchrift und 2 griechifche 
illuftrirte Blätter. 
Auch in Syrien fteht das Bildungswefen der mufelmanifchen Bevölkerung 
noch auf einer fehr niederen Stufe. In der neueften Zeit hat die Regierung zwar 
das Bedürfnifs gefühlt, den Jugendunterricht durch Gründung von Normalfchulen 
in Damascus, Beirut, Aleppo, Saida u. f. w zu fördern, allein der Erfolg diefes 
Strebens ift wegen Mangels an entfprechenden Lehrkräften bisher nur gering 
gewefen. Beffer ift auch in diefen Landestheilen für die Heranbildung der chrift- 
lichen Jugend durch eine Reihe von Schulen und Erziehungsanftalten geforgt, die 
theils den fremden Miffionären, theils den fich ftets vermehrenden_ chriftlichen 
Gemeinden ihr Dafein verdanken. Es gibt in Beirut bereits 37 Schulen mit 
114 Lehrern und 2669 Schülern. Unter denfelben ift namentlich die von einem 
Seite 
der 
amerikanifchen 
Syrier, Namens Baftiani, mit 
Unterftützung von 
Miffionsanftalten gegründete nationale Schule zu erwähnen, in welcher 
der arabifchen,, türkifchen , franzöfifchen ,| 
englifchen , 
lateinifchen , 
alt- 
aufser 
und 
  
  
neugriechifchen Sprache fämmtliche Gegenftände des Gymnafialunterrichtes 
gelehrt werden. In ähnlicher Weife, wenn auch weniger umfaffend, wirken 
die Schule des griechifch - katholifchen Patriarchats und das auch mit wiffen- 
fchaftlichen Apparaten, einer Bibliothek und Kartenfammlung reich aus- 
geftattete „Syrian-Proteftant - College* der amerikanifchen Miffionsgefellfchaf- 
ten, fowie zwei grofse Lehranftalten der Jefuiten und Lazariften im Libanon- 
gebirge. 
Steigenden Einflufs gewinnt die Tagespreffe. Nicht nur die in Conftan- 
tinopel erfcheinenden Blätter find ftark verbreitet, fondern auch in Beirut und 
Damascus erfcheinen bereits 9 Journale, darunter ı täglich, 3 zweimal wöchentlich 
in arabifcher, dann einmal wöchentlich ı in türkifcher und arabifcher Sprache, 
     
   
  
      
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
   
   
   
  
  
  
  
  
    
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