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culturgefchichtlichen Eigenthümlichkeiten der Schweiz und ihres hervorragenden
Cantons Bern, welche zur Zufammentftellung dortiger Preife und zu Vergleichen
mit anderen Ländern befonders anregen. So war die Schweiz feit bald 400 Jahren
an keinem Kriege mehr direct betheiligt, als an der franzöfifchen Invafıon von
1798 und 1799 und einzelnen fehr kurzen Unruhen. So beftanden mit Ausnahme
einer unbedeutenden Steuer auf Salz und fremde Weine in Bern weder Steuern,
noch Zölle, noch Papiergeld. So hatte die Schweiz fchon längft an Producten deı
Viehzucht mehr und an Produdten des Ackerbaues weniger hervorgebracht, als
ihren Nahrungsbedarf und war daher früher und ftärker als andere Länder zum
Handel in diefen erften Lebensbedürfniffen genöthigt, ein Handel, dermit Zunahme
der Verkehrsmittel immer weitere Kreife zog.
Die Vergleichung erwies fich als fehr dankbar und ergiebig, indem fie
manche volkswirthfchaftliche Hypothefe beftätigte und fogar neue anregende Ge-
fichtspunkte eröffnete, wenn gleich felbftverftändlich diefe Ergebniffe einer Ver-
eleichung von nur zwei Standorten keineswegs zur Ausfprache allgemeiner Sätze
en. as Verfaffer hat die wichtigften diefer Ergebniffe in gedruckten
‘ feinen Tafeln beigegeben, aus welchen wir das Bemerkenswertheste
hervorhe "Die Getreide-Import bedürftige Schweiz hatte trotz ihrer Steuer-
freiheit feit Es Jahren fchon höhere Weizenpreife als Böhmen, wobei freilich zu
berückfichtigen ift, dafs Weizen (Kernen) in der Schweiz die gewöhnliche Brot-
frucht ift, während Roggen in Böhmen. Die Gröfse der Preisunterfchiede zwifchen
Pr ag und Bern warim Jahre 1656 über 700 Percent; im Durchfchnitte des XVII. und
VII. Jahrhunderts über 120 Percent und fank feit Entwicklung des Eifenbahnver
kehrs auf 15 Percent herab ; für REES blieb der Unterfchied en Mittelpreife immer
weit geringer ;in neuefter Zeitift diefer für Prag fogar höher alsfür Bern. Uebrigens
verproviantirte fich die Schweiz nicht aus Böhmen und die Een Annäherung der
Preife in diefen beiden fo verfchiedenen Ländern ift um fo intereffanter, als fie
nicht durch locale Handelsverbindungen bewirkt, fondern ein Refultat des allge-
meinen europäifchen Weltverkehres ift. Die erleichterte Zufuhr und gröfsere Aus-
wahl in den Bezugsquellen hat inBern in den letzten 100 Jahren nahezu eine
Stabilität der Weizenpreife bewirkt, während der Prager Weizen - Durchfchnitts-
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‚Bemerkung
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preis fich in derfelben Zeit nahezu verdoppelt hat, was Steiger durch den grofsen
nduftriellen Auffchwung und die Zunahme an Reichthum in Böhmen erklärt. Die
Ab hi er Berns von fremder Einfuhr für den Brotbedarf äufsert fich in weit
gröfserer Senfibilität für ungünftige Conjundturen; noch im Jahre 817 bei gemein-
[cha el ichem Mifswachs flieg der Weizen in Prag nur um 60, in Bern um 130
Percent über den Mittelpreis.
Ein weiterer fehr anregender Verfuch lag von Steiger vor in der Ver
nr der Verhältniffe einiger Arbeitslöhne, Nahrungs-
ttelundGewerbsproducteinderPeriode ı660 bis 1080, 1760 bis 1780 und
1866 bis 1871 in Böhmen. Auf der Tafel find die Hauptgruppen’durch verfchieden-
färbige Vierecke, welche mit der Preiszunahme wachfen, dargeftellt. Die erfte Ab-
theilung der Tafel gibt das allgemeine Refultat der Vergleichung, wonach die
Arbeitslöhne ftärker als die Bebensbediirfeiffe im Preife geftiegen find, die mate-
rielle Lage der Arbeiter (es find nur Preife des flachen Landes, alfo auch nur
Landarbeitslöhne berüc ‚kfichtigt) fich fomit reell um ebenfoviel gebeffert hat, als
die Zunahme des Lohnes die issue der Lebensbedürfniffe überwiegt.
Unter den Nahrungsmitteln ftieg das Fleifch, wegen feines fehr vermehrten C a
am bedeute ade. am wenigften Wein wegen ‘der erleichterten Zufuhr (und der
Concurrenz des Bieres?), und die Induftrieprodudte ; das von beiläufig zehnfach
höher gezahlten Arbeitern mit zehnfach höherem Brennmaterialaufwand erzeugte
Eifen ift gleichwohl nur 1/, mal theurer als vor 200 Jahren. Hier zeigt fich der
Triumph der Intelligenz und des Fleifses, weil hauptfächlich den fparfamen und
intelligenter gewordenen Erzeugungsmethoden die relative Wohlfeilheit der
wichtigften Induftrieprodudte zu danken ift. Am ftärkften (3o0fach) ftieg Holz,
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