Der Welthandel. s 5
jährlich nur auf 200 Gulden oder 20 Pfund Sterling, fo ergibt diefs für die
obigen 150 Millionen Menfchen 30.000 Millionen Gulden oder 3000 Millionen
Pfund Sterling.
Man kann aus diefem einzigen Beifpieleleicht begreifen, warum vor Jahr-
hunderten das Korn fo billig und das Gewebe fo theuer war, während es heute
gerade umgekehrt ift. Bei der gefammten Textilinduftrie, Baumwolle und Schaf-
wolle, find 1871 in England thätig gewefen 300.480 Dampfpferde-, 8350 Waffer-
pferdekräfte und 450.087 Menfchen. Wenn wir die Wafferkraft ganz bei Seite
laffen, fo repräfentirt die Dampfkraft, ı nur gleich 3 wirklichen Pferden gefetzt,
901.640 wirkliche Pferde mit zehnftündiger Arbeit. Die Pferdekraft gleich 5
Menfchen gefetzt, ergibt 4,507.200 Menfchen. Um daher die 1778 Millionen Pfund
1871 importirter Baumwolle, und die 323 Millionen Pfund Schafwolle zu verar-
beiten durch Menfchenkraft, hätten 4,957.287 Arbeiter mit zehnftündiger Arbeit
thätig fein müffen. Die Koften hätten mit 20 Pfund Sterling per Mann,
99,144:740 Pfund Sterling betragen. Da wäre der Arbeitslohn gerade fo viel, als
faft der gefammte Werth des Exportes von Baumwolle und Wollftoffen. Diefer
betrug etwas mehr als 100 Millionen Pfund Sterling 1871.
Die Summe der in Frankreich thätigen Dampfmafchinen wird in den
Annalen des auswärtigen Handels 1852 auf 7779 angegeben mit 210.457 Pferde-
kräften, 1864 auf 25.027 Mafchinen mit 074.720 Pferdekräften. Dem entfprechen
1852: 4,903.900, 1804: 11,242.000 einheimifche, 6,248.000 Tonnen fremder
Kohle. Heute erzeugt Frankreich felbft 12,804.000 Tonnen Kohlen und importirt
mehr als 7 Millionen Tonnen. Relativ am meiften Kohle und am meiften
Dampfkraft verbraucht Belgien. Es förderte 1870: 13,697.118 Tonnen Kohle,
wovon es etwas mehr nur als 3 Millionen Tonnen exportirte, zumeiftnach Frankreich.
Der englifche und deutfche Kohlenimport betrug 1870: 223.085 Tonnen. Mit
diefer Kraft erzeugt Belgien mehr Produdte als ganz Deutfchland und Italien.
Der das Land allein betreffende Handel, der 1840 erft 15 Millionen Pfund Sterling
betrug, hat 1871: 50 Millionen Pfund Sterling betragen. Die gefammte belgifche
Handelsbewegung mit den Zwifchenhandel betrug 21/, Milliarden Francs. In
Oefterreich bedarf Induftrie und Landwirthfchaft eine Jahresprodudtion von
1000 Dampfmafchinen mit beiläufig 25.000 Pferdekräften. Beim Bergbau allein
find neben 150.000 Menfchen 500 Dampfmafchinen mit 13.000 Pferdekräften
befchäftigt.
Welche Maffen von Rohftoffen müffen verfchlungen werden, um die fo ge-
bildeten Arbeitskräfte zu befchäftigen, um dieim Welthandel heute fich bewegenden
Güterwerthe zu bewegen. Aus den entlegenften Ländern, aus anderen Welttheilen
mufs Europa feine Rohftoffe holen und wieder ift es Dampf und Elektricität,
welche hier den Verkehr erhalten und feit Jahrzehnten gar gewaltig umgeftaltet
haben. Wir werden die Mittel diefes Verkehres zur See und zuLand kennzeichnen.
Taufende von Fahrten beforgen diefe Schiffe in den wechfelnden Aufgaben, Roh
ftoff zu bringen um Fabricate fortzutragen. Aber wie grofs hiebei die Kräfte, wie
rafch der Verkehr auch fein mag, unfer Arbeitsdrang ergreift rafch jede Abkürzung
des Weges, jede Befchränkung der Handels- und Transportkoften. Der Canal von
Suez ift vielleicht beftimmt, eine folche Aenderung des Handels zu erzeugen
gegenüber dem Nothweg um das Cap, wie diefer Weg einft gegenüber dem langen
Landweg über Suez durch die Wüfte nach Indien. Wir fchliefsen die Betrachtung,
indem wir dafür gleich als Beifpiel die Schiffbewegung im Canal von Suez geben.
Es wurden befördert
im Jahre Schiffe Tonnen
1870 502 443.709
1871 705 761.407
1872 1092 1,442.017
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