Full text: Russland (Heft 70)

     
  
  
       
      
     
       
     
  
    
     
   
    
   
     
     
    
   
      
  
    
     
    
   
      
     
   
    
       
     
      
      
       
    
    
   
  
      
      
     
    
    
   
    
      
  
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) Wilhelm von Lindheim. 
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wand nothwendig einfchränken mufste, andererfeits indeffen auch der Concurrenz 
des Auslandes zuzufchreiben, welches durch die Einführung der Mafchinenfpinnerei 
beffere Qualitäten zu mäfsigeren Preifen zu liefern vermochte. In Rufsland ftiefs 
die Einfüh: "ung der neuen Erfindungen auf grofse durch den Mangel an technifchen 
Kenntniffen wie an Unterne ‚hmungsgeift bec dingte Schwi erigkeiten. Während man 
ı Auslande und vornehmlich in England die gröfsten Anftrengungen behufs Ver- 
einfachung und Veı en der verfchiedenen Manipulationen diefer Induftrie 
machte, blieben die rufffchen Fabrikanten den traditionell len Herftellungsgebräu- 
chen treu und hielten die fucceffive Ermäfsigung derPrei ife für eine vorüber rgehende 
ünftige Conjundtur Auf diefe Weife mufsten fie der immer gewaltiger andrän- 
  
genden Concurrenz allgemach erliegen. Die erfte mechanifche Flachsfpinner: 
wurde im Jahre 1826 in der kaiferlichen Alexander - Manufadtur zu St. Petersburg 
behufs Ausbildung tüchtiger Betriebsleiter errichtet. Erft fechs Jahre fpäter grün- 
ein Privatmann zu Wiaznikiim Gouvernement Wladimir ein zweites derarti iges 
  
Etabliffement, ohne indeffen zu reuffiren. Zahlreiche weitere Bemühungen zur Ein- 
bürgerung der mechanifchen Spinnerei blieben in der Folge ebenfo fruchtlos, und 
erft im Jahre 1854 konnte zu Koftroma ein gröfseres Etabliffement mit 1500 Spin 
deln errichtet werden, deffen Gedeihen andere Capitaliften fo fehr ermuthigte, 
dafs in kurzer Zeit die Gouvernements Koftroma und Jaroflaw noch vier andere 
Spinnereien mit zufammen 19.000 Spindeln befafsen. Zu der weiteren Entwicklung 
diefer Induftrie trugen zahlreiche günftige Momente bei; fo die Vertheuerung der 
Baumwolle während des nordamerikanifchen Bürgerkrieges und die grofsen Auf- 
träge, welche die ruffifche Militärintendanz den Spinnereien während des pol- 
nifchen Aufftandes ee Während der Jahre 18063 bis 1866 hat fich in Folge 
deffen die Production derfelben nahezu verdoppelt. Vom Jahre 1806 an hat die 
Production wohl nicht mehr fo rapide, aberimmerhin noch in merklicher Weife zuge- 
nommen. Die umftehende Tabelle gibt über die Entwicklung derFlachsinduftrie, 
über die Leinwand-Production, fowie über den Umfang Auffcl ılufs, welchen die 
Erzeugung von Hanfproducten und fpeciell von Seilerwaaren in den neun Jahren 
von 1803 bis 187I gewonnen hat. 
Der Flachs- und Hanfbau ift mit der wichtigfte Zweig der ruffifchen Agri- 
eultur; er wird faft im ganzen Reiche betrieben, erreicht indeffen in beftimmten 
Gegenden befondere Ausdehnung. Man kann drei Produdtionszonen des Flachfes 
annehmen: die nordöftliche, w elche an den Quellen der Dwina, der Wiatka, der 
Kama und ihrer Nebenflüffe beginnt und fich bis zur nördlichen Wolga und zuı 
Oka erftreckt; die weftliche, w R » die Küften der Oftfee, die Ufer des Tfchuds- 
koe-Sees, fowie der Düna und der weftlichen Dwina umfafst una bis an die Quellen 
des Dnieper reicht; endlich die füdliche, welche fich auf das untere Stromgebiet 
des Bug, des Dnieper, des Don und ihrer Zuflüffe ausdehnt. Die Procedur des 
Röftens und Brechens wird in der Regel durch den Producenten felbft vorgenom- 
men und bildet einen jener traditionellen Induftriezweis ge,. welche fich nur fehr 
ungern dem Fortfchritte RN Die Unvoll Erfiienheit disfer Manipulationen 
bringt den textilen Eigenfchaften des Flachfes wefentlichen Schaden. In der nord- 
öftl chen Zone breitet man den Flachs, nachdem der Samen entfernt worden, auf 
einer Wiefe aus und läfst ihn dort fo lange liegen, bis er fchwarz wird; in der 
weftlichen Zone legt man ihn in das Waffer eines Teiches oder Baches und läfst 
ihn dafelbft je nach der Witterung kürzere oder längere Zeit; hierauf breitet man 
ihn gleichfalls auf einer Wiefe aus, um ihn zu trocknen und däs Röften zu vollen 
den. Die ungünftigen klimatifchen Verhältniffe, unter welchen diefe Hauptpro- 
dudions-Zonen empfindlich zu leiden haben, machen fpeciell für Rufsland die 
Entdeckung eines Mittels, die Manipulation des Röftens ohne Rückficht auf Zeit 
und Witterung vornehmen zu können. zu einer dringenden Nothwendigkeit. 
Indeffen find die Nachtheile der bisherigen Röftungsmethode nicht die einzigen, 
welche die Qualität des Flachfes in ungünftiger Weife beeinfluffen. Vornehmlich 
wird die Reinigung nur fehr unvollkommen vorgenommen, und dieferhalb können
	        
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