Full text: Russland (Heft 70)

   
   
  
  
   
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
    
   
  
   
   
   
  
  
  
    
  
  
  
    
  
   
  
   
  
    
   
   
  
   
  
   
  
   
  
   
   
   
   
   
    
  
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Rufsland. 
auch allerlei Ueberflüffiges — wie das Durchziehen der hinteren Züge durch die 
vorderen — dabei vorhanden ift. So viel ich bemerken konnte, wurde auf das 
Gewehr-Exerciren wenig Nachdruck gelegt; folche Präcifion, wie fie bei 
den Gewehrgriffen früher in der ruffifchen,Infanterie zu Haufe 
war und vernünftiger Weife bei der preufsifchen noch jetzt zu finden ift, war 
nicht mehr zu b emerken. Einen fehr fühlbaren Ausdruck fand diefer 
Umftand beim Feuern. Im Tirailliren fcheint die ruffifche Infanteie wenig Fort- 
{chritte gemacht zu haben; im offenen, flachen Terrain benutzt man noch, wie in 
alter Zeit, langfam fich in den verfchiedenen Richtungen bewegende Schützen- 
linien, aus denen dann und wann Leute hervortreten, um zu feuern, was noch 
dazu ftehenden Fufses gefchieht. Sind Deckungen vorhanden, wie einzelnftehende 
Bäume, Erdlöcher, Wälle und dergl., fo klumpen fich die Leute dermafsen dahin- 
ter oder darin zufammen, dafs keiner recht zum Schuffe kommen kann. Unter guten 
Führern wird die ruffifche Infanterie daher fchon jetzt gewifs fehr viel leiften, 
venn fie auch wahrfcheinlich im Kampfe grofse Verlufte erleiden wird ; was ihr 
noch fehlt, ift Beweglichkeit und ein den Wirkungen der neuen Feuerwaffen 
entfprechendes Auftreten im zerftreuten Gefechte. 
Die ruffifche Cavallerie ift wohl die Waffengattung der Armee, die auf 
der verhältnifsmäfsig höchften Stufe fteht. 
Die Bewaffnung der -uffifehen Cavallerie ift eine von der aller anderen 
Cavallerien völlig verfchiedene, und es wird darin auch zunächft wohl keine Aen- 
eintreten. Bei fämmtlichen Regimentern, mit Ausnahme der Dragoner, 
führt das erfte Glied die Lanze, das zweite Glied aber jetzt (erft feit diefem Jahre) 
einen Hinterladungs-Karabiner; aufserdem find beide Glieder natürlich mit dem 
Säbel bewaffnet. Bei den Hufzaren und Uhlanen ift das erfte Glied auch erft feit 
it mit einem ziemlich complicirten Revolver bewaffnet worden. 
as zweite Glied Revolver, aber keine Carabiner, während 
ver nicht hat. Ein ftichhaltiger Grund für diefe Abwei- 
nen Regimenter dürfte kaum aufzufinden 
derung 
ganz kurzer Ze 
Bei den Cüraffieren hat d 
das erfte auch den Revo 
chungen in der Bewaffnung der verfchiede 
fein. Die Dragoner find durchweg mit Hinterladungs-Gewehren verfehen; man 
sweife, wenn Oertlichkeiten durch Cavallerie zu befetzen 
find. Es wird bei den Dragonern auf die Ausbildung der Leute im Schiefsen und 
im Kampfe zu Fufs ein grofses Gewicht gelegt; allein es treten hier die oben bei 
der Infanterie angeführten Schwächen noch fchärfer hervor, denn 
das Tirailliren kann doch immer nur als Nebenfache betrieben werden. Unferer 
Meinung nach ift diefs freilichkein Unglück, denn Reiter follen eben keine berittene 
Infanterie fein. Was von einer Cavallerie im Fufsdienft verlangt werden kann, 
alfo zunächft die Befetzung und Vertheidigung einer Oertlichkeit, mufs von jeder 
guten Cavallerie ausgeführt werden können; allein mit langen Feuergefechten hat 
fie fich gewifs nicht abzugeben. In Rufsland fcheint man darüber noch nicht zu 
völliger Klarheit gelangt zu fein. 
Die ruffifche Artillerie hat meiner Meinung nach fehr bedeutende Fort- 
fchritte in der letzten Zeit gemacht, was ihre taktifche Ausbildung anbelangt. Die 
Pofitionen werden mit Einficht gewählt und genügend ausgenützt; der unnöthige 
Wechfel der Stellung wird dadurch vermieden, und es werden die Leute fchon 
bei den Friedensübungen daran gewöhnt, dem Richten der Gefchütze und dem 
Zielen die nöthige Aufmerkfamkeit zu {chenken. Diefs hat auch auf die prakti- 
{chen Schiefsübungen einen fehr fördernden Einflufs gehabt, und es werden beim 
Zielfchiefsen jetzt bedeutend beffere Refuitate erreicht als früher. Grofsen Werth 
legt man in Rufsland auf das Schiefsen im Terrain auf unbekannte Entfernungen, 
wobei die feindlichen Abtheilungen durch verfchiedenartig aufgeftellte Scheiben 
und esift auch nicht zu leugnen, dafs derartige Uebungen ebenio 
bedient fich ihrer vorzug 
Befprechung 
markirt find, 
lehrreich wie intereffant und anregend find. 
Rückfichtlich der Wahl des Materials für die Gefchütze hat man in der letz- 
teren Zeit vielfach hin- und hergeichwankt. Als die Artillerie nach der Beendigung 
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