Full text: Türkei (Heft 32)

   
   
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itere Zukunft. Auch aus Neigung zur Ruhe, welche dem heutigen 
das höchfte Ziel erfcheint, läfst fich derfelbe ungeachtet a Liebe 
relde nicht gerne in grofse Unternehmungen ein. Er befchäftigt fich auch 
  
fehr wenig mit Grofshandel, hi u abermit Kleinhandelund Handwerk, verfchmäht 
bei diefen Gefchäften dieReclame und die Speculation, und hat fich den Rufeines 
foliden und ehrlichen Kaufmannes erworben. Der Osmane hat auch vorzugsweife 
len Grofs-Grundbefitz in feinen Händen, betreibt aber feltenerin eigener Perfon 
den Ackerbau und die Viehzucht, felten auch die Schifffahrt, liebt hingege an insbe- 
fondere die Befchäftigung eines Beamten oder Geiftlichen, und ftellt das Haupt 
ee zum Heere, von welchem die chriftlichen Unterthanen der hölren 
Pforte bekanntlich ausgefchloffen find. 
Unter den Stammgenoffen der Osmanen find die Türkomanen und 
Yuru k en, meiftens nomadifirende Hirten, die Yuruken betreiben übrigens auch 
eine wichtige Teppichfabrication (namentlich in Kleinafen), und die Tataren 
1 lich. widmen fich nicht nur der Viehzucht, fondern auch dem Ackerbau, und 
zeigen ziemlich viel Gefchick für den Handel. 
Nach diefen türkifchen und durchwegs mohamedanifchen Völkern ver- 
dienen vor allen die Araber unfere Aufmerkfamkeit, das Volk Mohamed’s, 
welches unter allen Bekennern feiner Religion die höchfte Culturftufe erreicht 
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hat, und in Egypten befonders eine wichtige Rolle fpielt. Jetzt find fie theils 
noch unbotmäfsige, zum grofsen Theile räuberifche Noma aden — die Beduinen 
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Handelsleute, Handwerker und er 
Die ebenfalls mit den Arabern ftammverwandten, aber durch die Religion 
von ihnen fcharf getrenntenMaroniten und Drufen in Syrien find hauptfächlich 
wegen der von ihnen fleifsig betriebenen Seidencultur zu erwähnen. 
Noch ein femitifches Volk, das der Ifraeliten ift in der Türkei als volks- 
re Factor zu a infoferne es grofsen Theils den Handel ver- 
mittelt. Das Wechslergefchäft wird faft nur von a fogenannten fpanifchen Juden 
betrieben. Die een find, in Europa, in den Städten zerftreut; in Paläftina, 
ihrem Heimathlande, fpielen fie nur eine untergeordnete Rolle. 
Wenden wir uns nun zu der indogerma anifel hen Race, fo finden wir in der 
Fürkei in Hinficht auf die Cultur obenan die Griechen, die einftigen Herren 
diefes Landes. Der Grieche ift fowohl Viehhirt als Ackerbauer Era erher 
vor Allem aber Handelsmann und Schiffer, und in den gröfseren Städten der 
De räfentant der gebildeten Stände (als Arzt, Advocat, Lehrer, Grofs- 
händler u. f. w.) in allen Richtungen unternehmend und fchlau. 3efonders in 
Conftantinopel ift ein beträchtlicher Theil des Handels in griechifehen Händen. 
wogegen das freie Griechenland, feiner geringen Hilfsmittel halber, und vielleicht 
auch wegen der geringen Culturfähigkeit der dortigen albanefifch-flavifch-griechi- 
(chen Bevölkerung fich noch nicht zu einem bede »utenden Handelsftaate auf- 
fchwingen konnte. 
Faft als noch fchlauer wie der Grieche gilt der Armenier. Diefer hat 
fich, mehr als die übrigen chriftlichen Unterthanen der Pforte dem türkifchen 
Elemente affimilirt, und ift auch häufig im Staatsdienfte anzutreffen. In den meiften 
Städten des Orients zerftreut, betreibt er fonft Handels- und Geldgefchäfte oder 
feinere Handwerke, und befonders ift feine Thätigkeit bei der Seidenfpinnerei 
und feine Gefchicklichkeitin goldenen und filbernen Filigranarbeiten zu erwähnen. 
In den heimatlichen Bergen Armeniens treibt er Ackerbau. Auch er leiftet, 
wie der Grieche und der Jude in feinem eigentlichen Vaterlande weniger für die 
Volkswirthfchaft, als in den übrigen türkifchen Ländern, wo esin vielen Städten 
und in Kleinafien auch in einigen Dörfern armenifche Anfiedlungen gibt. 
Befonders durch ihre Kopfzahl und compadte Gruppirung, zum Theil auch 
als Ackerbauer wichtig find die füdflavifchen Stämme in der europäifchen 
Türkei. Für Induftrie und Handel find ihre Leiftungen nur von geringer Bedeu- 
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tung, nur die bulgarifchen Teppiche (befonders aus Scharköj) find als wohlfeile 
  
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