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Induftrie, felbfi wenn fie in einzelnen Branchen erlahmt oder zu erlahmen fcheint.
oder endlich in der Entwicklung ftille fteht, doch noch lange allen anderen gegen-
über übermächtig erhält. Und die englifche Schafwoll-Induftrie fcheint in diefen
letzten Zuftand gerathen zu fein.
Wenn auch die angefehenften Firmen der englifchen Schafwoll-Induftrie
auf der Ausftellung nicht vertreten waren, fo boten doch die Ausftellungsobjedte
ein genügendes Bild, um über den heutigen Stand derfelben ein ausgiebiges
Urtheil, welches unfere obige Anficht rechtfertigt, zu verfchaffen. Die vorhan-
denen Tuche und Modeftoffe für Männerkleider conftatirten nicht den geringften
Fortfchritt, weder was die Mannigfaltigkeit der Artikel; noch die Deffins und
Gefälligkeit derfelben anbelangt. Die fchwere Arbeit und Solidität ift ihnen w
eigen, allein, mit der bekannten Brünner Waare verglichen, fehlt den Stoffen durch-
gehends die Eleganz. Freilich waren zumeif: leichte und billige Waaren aus-
geftellt. Während die Männerkleider-Stoffe, trotzdem England feine fehr paffenden
Garne aus Port-Philipp-Wollen, welche glatte, naturglänzende Waare liefern, befitzt,
in Deffin, Farbe und Ausführung auffallend hinter den erwähnten Brünner Erzeug-
niffen geblieben find, übertreffen hochbedeutend die Flanelle und derartigen
Erzeugniffe Frankreichs und Oefterreichs in Stoff und Mufter jene von England.
Die feineren Waaren, Rock- und Hofenftoffe, von Birhall& Comp. Leeds,
hatten wohl eine fchöne Melirung, die Struke und Toskings von Strachan
& Comp. fchöne, dunkle Farben. Die Flanelle von Blitt and Son waren gleich-
falls ganz hübfch, aber das ganze ohne jede Bedeutung. Am gelungenften waren
noch die verfchiedenen Melangen-Tuchftoffe und Imitationen von Pelzwerk und
Aftrachan, wie fie Zoffenheim and Brothers mit fchönem Glanz und tiefer
fchwarzer Farbe ausgettellt hatten. Schön waren auch die Plüfche und Egalifirungs-
tücher, die grofse Solidität und wie die glatte Tuchwaare überhaupt fchöne Arbeit
und gute Appretur auszeichnet. In Cheviots, leicht gearbeitete, meiftens mit
Kunftwolle oder anderen Surrogaten gemifchte billige Waare, welche trotz ihrer
geringen Haltbarkeit doch gern getragen und viel begehrt werden, zeigte England
dagegen ein Produdt, mit dem es zumeift der Brünner Induftrie fchwere Concurrenz
bereitet. Die Damenkleider-Stoffe und Damenmode-Waaren aber, wie fie in einer
ziemlich reichen Sammlung von mehreren Firmen ausgeftellt waren, brachten
durchwegs älteren Gefchmack zur Geltung und fcheinen überhaupt nur für den
grofsen Confum berechnet zu fein. Unter allen aber war nicht ein hervorragendes
Stück zu bemerken. England reuffirt danach, da es mit feiner Gefchmacksrichtung,
wie es fcheint, weniger als fonft dem Bedarfe des Weltmarktes entfpricht, mehr
durch feine gleichmäfsig getheilte und daher ungleich billigere und beffere Arbeit
und natürlich auch durch feine geficherten Abfatzgebiete. Solange daher diefe
Handels- und Fabricationsbedingungen von den anderen Staaten nicht erreicht
find, wird England, wie wenig es auch im Gefchmack fich entwickelt, doch den
Weltmarkt behaupten.
In Reifedecken und Plaids wie fie z.B. B. Heppwoth and Son, New-
Wakefield Mills, ausgeftellt und von keiner ähnlichen Ausftellung übertroffen
wurde, mufs man eine rühmliche Ausnahme confatiren. Gleich rühmlich ift die
englifche Teppichfabrication hervorzuheben. Auf das äufserfte folid und fchwer
in der Arbeit, ruhig und gediegen im Mutter, vollkommen in den Farben, gebührt
den englifchen Teppichen heute noch der erfte Rang.
Velours und Brüfsler, Kidderminfter und J.aufteppiche in allen Farben und
Stilarten und in den gelungenften Muftern brachte die Ausftellung. Die Velours
und Brüfsler Teppiche werden der Mehrzahl nach auf Handftühlen nach Art der
gewöhnlichen Sammte erzeugt. Die in der ganzen Breite des Stoffes über ein-
gefchobenem Draht erzeugten Mafchen werden, nachdem der Draht herausgezogen,
aufgefchnitten und geben fo den Velourteppich oder bleiben unaufgelchnitten, fo dafs
nach herausgezogenem Draht die Mafchen eine Röhre bilden und geben fo den
Brüfsler Teppich. Halifax und Glasgow bilden den Hauptfitz diefer Fabrication und
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