Full text: Schafwolle und Schafwoll-Waaren (Heft 56)

    
    
     
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
   
   
    
   
   
   
   
  
  
  
   
   
  
    
   
   
   
    
    
   
   
  
   
    
    
  
   
  
   
   
  
  
   
  
  
    
  
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
    
   
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Induftrie, felbfi wenn fie in einzelnen Branchen erlahmt oder zu erlahmen fcheint. 
oder endlich in der Entwicklung ftille fteht, doch noch lange allen anderen gegen- 
über übermächtig erhält. Und die englifche Schafwoll-Induftrie fcheint in diefen 
letzten Zuftand gerathen zu fein. 
Wenn auch die angefehenften Firmen der englifchen Schafwoll-Induftrie 
auf der Ausftellung nicht vertreten waren, fo boten doch die Ausftellungsobjedte 
ein genügendes Bild, um über den heutigen Stand derfelben ein ausgiebiges 
Urtheil, welches unfere obige Anficht rechtfertigt, zu verfchaffen. Die vorhan- 
denen Tuche und Modeftoffe für Männerkleider conftatirten nicht den geringften 
Fortfchritt, weder was die Mannigfaltigkeit der Artikel; noch die Deffins und 
Gefälligkeit derfelben anbelangt. Die fchwere Arbeit und Solidität ift ihnen w 
eigen, allein, mit der bekannten Brünner Waare verglichen, fehlt den Stoffen durch- 
gehends die Eleganz. Freilich waren zumeif: leichte und billige Waaren aus- 
geftellt. Während die Männerkleider-Stoffe, trotzdem England feine fehr paffenden 
Garne aus Port-Philipp-Wollen, welche glatte, naturglänzende Waare liefern, befitzt, 
in Deffin, Farbe und Ausführung auffallend hinter den erwähnten Brünner Erzeug- 
niffen geblieben find, übertreffen hochbedeutend die Flanelle und derartigen 
Erzeugniffe Frankreichs und Oefterreichs in Stoff und Mufter jene von England. 
Die feineren Waaren, Rock- und Hofenftoffe, von Birhall& Comp. Leeds, 
hatten wohl eine fchöne Melirung, die Struke und Toskings von Strachan 
& Comp. fchöne, dunkle Farben. Die Flanelle von Blitt and Son waren gleich- 
falls ganz hübfch, aber das ganze ohne jede Bedeutung. Am gelungenften waren 
noch die verfchiedenen Melangen-Tuchftoffe und Imitationen von Pelzwerk und 
Aftrachan, wie fie Zoffenheim and Brothers mit fchönem Glanz und tiefer 
fchwarzer Farbe ausgettellt hatten. Schön waren auch die Plüfche und Egalifirungs- 
tücher, die grofse Solidität und wie die glatte Tuchwaare überhaupt fchöne Arbeit 
und gute Appretur auszeichnet. In Cheviots, leicht gearbeitete, meiftens mit 
Kunftwolle oder anderen Surrogaten gemifchte billige Waare, welche trotz ihrer 
geringen Haltbarkeit doch gern getragen und viel begehrt werden, zeigte England 
dagegen ein Produdt, mit dem es zumeift der Brünner Induftrie fchwere Concurrenz 
bereitet. Die Damenkleider-Stoffe und Damenmode-Waaren aber, wie fie in einer 
ziemlich reichen Sammlung von mehreren Firmen ausgeftellt waren, brachten 
durchwegs älteren Gefchmack zur Geltung und fcheinen überhaupt nur für den 
grofsen Confum berechnet zu fein. Unter allen aber war nicht ein hervorragendes 
Stück zu bemerken. England reuffirt danach, da es mit feiner Gefchmacksrichtung, 
wie es fcheint, weniger als fonft dem Bedarfe des Weltmarktes entfpricht, mehr 
durch feine gleichmäfsig getheilte und daher ungleich billigere und beffere Arbeit 
und natürlich auch durch feine geficherten Abfatzgebiete. Solange daher diefe 
Handels- und Fabricationsbedingungen von den anderen Staaten nicht erreicht 
find, wird England, wie wenig es auch im Gefchmack fich entwickelt, doch den 
Weltmarkt behaupten. 
In Reifedecken und Plaids wie fie z.B. B. Heppwoth and Son, New- 
Wakefield Mills, ausgeftellt und von keiner ähnlichen Ausftellung übertroffen 
wurde, mufs man eine rühmliche Ausnahme confatiren. Gleich rühmlich ift die 
englifche Teppichfabrication hervorzuheben. Auf das äufserfte folid und fchwer 
in der Arbeit, ruhig und gediegen im Mutter, vollkommen in den Farben, gebührt 
den englifchen Teppichen heute noch der erfte Rang. 
Velours und Brüfsler, Kidderminfter und J.aufteppiche in allen Farben und 
Stilarten und in den gelungenften Muftern brachte die Ausftellung. Die Velours 
und Brüfsler Teppiche werden der Mehrzahl nach auf Handftühlen nach Art der 
gewöhnlichen Sammte erzeugt. Die in der ganzen Breite des Stoffes über ein- 
gefchobenem Draht erzeugten Mafchen werden, nachdem der Draht herausgezogen, 
aufgefchnitten und geben fo den Velourteppich oder bleiben unaufgelchnitten, fo dafs 
nach herausgezogenem Draht die Mafchen eine Röhre bilden und geben fo den 
Brüfsler Teppich. Halifax und Glasgow bilden den Hauptfitz diefer Fabrication und 
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