Schon in dem Berichte der Ausftellung 1854 fagt M. Gaufsen:
„Die öfterreichifche Ausftellung bietet uns eine grofse Auswahl von ver-
[chiedenen Shawlforten und diefelbe verdient ein befonderes Studium, weil diefe
Erzeugniffe uns mehr und mehr vom amerikanifchen Markt verdrängen. Es ift
wahr, ihre Shawls find nicht fo vollendet als die unfrigen, und zeigen im Ganzen
eine „beinahe knechtifche“ Nachahmung; aber ihre Preife find von einer aufser-
ordentlichen Billigkeit. Einzelne Erzeugniffe, welche in London ausgeftellt
waren, könnten allerdings einen Vergleich mit unferen ordinären Shawls aushalten:
aber es ift leicht zu erkennen, dafs die Karten, welche, um fie zu fertigen, gedient
haben, den Ateliers unferer befferen Zeichner entftammen. Wir haben zuletzt
den vollftändigften Beweis davon gehabt; auch bedarf es keines befonderen
Studiums, dafs man in Bezug auf den Preis eine Differenz von 25 bis 30 Percent,
welche zwifchen ihren und unferen Erzeugniffen befteht, annehmen kann.“
Derfelbe Autor fchreibt in feinem Berichte über die Ausftellung 1862, alfo
wenige Jahre fpäter:
„Noch vor kurzer Zeit machten uns die öfterreichifchen Shawlfabrikanten
mit grofsem Erfolge den amerikanifchen Markt ftreitig. Sie erzeugten ihre manch-
mal knechtifch den unferen nachgeahmten Waaren' zu einem Preife, dafs es uns
(ozufagen unmöglich fchien, mit ihnen in Concurrenz zu treten. Heute ift die
Sachlage eine veränderte und wir können fchon mehrere grofse Parifer Häufer
vorzüglich anführen, welche Longfhwals zum Preife von 8o und 85 Francs aus-
ftellten, die zum mindeften ebenfo fein waren, als die der Wiener desfelben
Preifes. Im Uebrigen fcheint uns, dafs die öfterreichifche Fabrication viel von
der gegenwärtigen Sachlage zu leiden hat und unfere Concurrenten ertragen auch
nicht fo leicht die amerikanifche Krife. Die öfterreichifche Ausftellung leidet
ffenbar unter den Nachwirkungen diefer Situation. Man merkt fehr wohl in der
Jurchficht der ausgeftellten Shawls aus Oefterreich. dafs die Fabrikanten diefer
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ation es nicht wagten (os&), mit ebenfo grofser Energie aufzutreten wie 1855.
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lan bemerkt jedoch einige vorzüglich gearbeitete Stücke, welche aber immer von
der Einwirkung unferes Genres und unferes Colorits Zeugnifs geben.“
In demBerichte der Ausftellung von 1867 vonDavid Gerfon wird diefelbe
Anfıcht, ohne näher einzugehen, paraphrafirt. Es heifst dort unter dem Titel
Chäles d’Autriche:
„Die Wiener Fabrication bietet uns eine intereffante Ausftellung von bro-
chirten Shawls, aber es ift augenfcheinlich, dafs fie die Concurrenz, welche wir
ihrfeit einigerZeit auf den ausländifchen Märkten und auf unferem eigenen Markte
machen, empfindet. Es find nichtsdeftoweniger in Wien einige bedeutende
Firmen, welche mit fehr guten Preisbedingungen fabriciren und welche mit gutem
Erfolge fehr billige Shawls von mittelfeiner Qualität auf den Markt bringen Die
bedeutendfte Firma () hat eine fehr fchöne Colledtion von Shawls ausgeftellt,
von welchen einige fehr reich ausgeftattet find und fehr vortheilhafte Preisanfitze
befitzen. Nichtsdeftoweniger müffen wir auch diefes Mal wie 1862 conftatiren,
dafs die Wiener Fabrikanten die Art der Farbengebung und die Zeichnungen,
welche von den Fabrikanten franzöfifcher Sh
benützen und unfere beften Künftler in Anfpruch nehmen, wenn es fich darum
handelt, etwas reicher ausgeftattete Waare zu fertigen.“
Aus diefem, nebenher gefagt, doch etwas zu oberflächlich gehaltenen Urtheile
zweier anerkannter Fachautoren ift zu erkennen, dafs man fich beftrebt, der
öfterreichifchen Shawlfabrication ausnahmslos eine Parafitennatur aufzuodtroyiren
und trotz der Siegesfanfaren eine Art Unbequemlichkeit fühlt.
Was den franzöfifchen Einflufs betrifft, fo wäre der nächft befte indifche
awls angenommen wurden, auch
„Refugar“ im gleichen Rechte, der franzöffchen Shawlfabrication eine „knechtifche
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Nachahmung“ nachzuweifen ; und nicht gering träfe diefes Urtheil jene Hälfte des
Zweiges, welche unter Anführung desHaufesF.H&bert fils, Leco g &Gruyer
dem fogenannten ftrengen indifchen Gefchmacke Rechnung trägt; aber auch jene,