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welche, wie A. Duche& jeune und Bri&re & Comp., franzöfifche und indi-
fche Phantafie und Gefchmack zu vereinigen ftreben, find nicht fo voll Originalität,
um dem Urtheile des Inders zu entgehen. Dafs die Wiener Shawlf:
in Fällen von der allgemeinen Richtung des Gefchmackes in Frankreich leiten
läfst, ift leider allerdings wahr; diefe Einwirkung ift aber nicht fo grofs, als es
betont wird, und weit geringer als in Berlin, wofelbft fich diefelbe auf Stuhlcon-
ftrudtionen, Karten, Zeichnungen, ja bis zu den geringften Fabricationsmitteln
herunter erftreckt. Die Urtheile des „Fachmannes“ M. Gaufsen über unferen
amerikanifchen Markt und deffen Verhältniffe feit 1854 find doch zu oberflächlich
und entbehren offenbar der Einficht in unfer Gefchäft, deffen Richtung fowie der
angeftrebten Ziele, als dafs es fich verlohnte, hier näher darauf einzugehen. Ich
werde diefen Punkt an anderer Stelle näher erörtern. Die Genefis der franzößı-
fchen Shawlweberei feit 1805, die Verfuche, welche auf den mechanifchen Ein-
richtungen nach Maugis, Falconne und Regnier mit geringem Erfolge gemacht
wurden, bis der geniale Jacquard durch feine Erfindung der gefammten Webe-
kunft zum Auffchwunge verhalf, find zu bekannt und Maxime Gaufsen hat dar-
über einen kurzen, aber intereffanten Abrifs veröffentlicht. Abgefehen von einer
kleinen Selbftverherrlichung find darin die englifchen Beftrebungen mitlaufend
recht inftructiv dargeftellt und es verdient unfer Intereffe, dafs auch in Frankreich
eines Zeichners, Eck, erwähnt wird, der fich bedeutende Verdienfte um diefs Fach
erworben hat, und — „arm und verlaffen geftorben: ift*. — Wir ın Wien haben
derlei Märtyrer in Menge aufzuweifen.
Die Gefchichte der Wiener Shawlfabrication ift meines Wiffens nur bruch-
ftückweife und in Werken veröffentlicht die heute nicht mehr zur Hand find. Die
beften Auffchlüffe darüber gibt J.G. Bartfchin Wien in feinem nur wenig bekannten
Werke: „Die Vorrichtungskunft der Werkftühle etc., Wien 1832“ und neuerdings
W. Boeheim in einem feiner kritifirenden Artikel über die Shawlfabrication auf
der Weltausftellung.* Es dürfte daher als nicht überflüffig erfcheinen, gegenüber
den franzöfifchen und englifchen Beftrebungen der Erforfchung ihres Entftehens
und Auflebens, auch der Gefchichte einer fo bedeutenden und anerkannt achtens-
werthen Induftrie wie der Wiener in einem kurzen Abriffe an betreffender Stelle
abrication fich
zu gedenken.
Indien. Der Urfprung der indifchen Shawlfabrication ift nicht aufgehellt
undjedenfalls weit älter, als die vorhandenen gefchichtlichen Daten denfelben vor
der Hand feftfetzen. Die älteften Nachrichten führen auf zwei Jahrhunderte
vor Chrifti Geburt zurück. In der alten patriarchalifchen Periode des Volksftammes
ınd felbft von der mohamedanifchen Epoche bis in unfere Tage herein, fcheint die
Hausinduftrie der Cachemirfhawls wenig Kataftrophen gezählt, nach bewährten
Andeutungen aber einen riefigen Abfatz im ganzen Oriente gefunden und in jeder
Richtung geblüht zu haben; 'die langwierige und umftändliche Erzeugung war nie
im Stande, dem Bedarfe zu genügen, und es war diefs die erfte Urfache einer bedeu-
tenden Preisfteigerung des Artikels.
Erft vor etwa zwanzig Jahren erlitt unter der Herrfchaft Golab-Singh’s der
Induftriezweig dadurch eine wefentliche Veränderung, dafs die beften Shawlweber
Cachemirs, denBedrückungen des Häuptlings entfliehend, auf britifehem Boden in
und um Lahore fich anfiedelten und diefe Gegend damit zum Mittelpunkte einer
Shawlmanufadtur machten, die, was die Gröfse der Induftrie betrifft, heute jene von
Cachemir weit überragt. — Weniger günftig war die Ueberfiedlung der einfachen
Arbeiter für den artiftifchen Werth der Artikel; der überhandnehmende Einflufs
fremder Agenten Englands und vor Allem Frankreichs hat zwar den Capitalkräften
eine wefentliche Vergröfserung zugeführt und das Fach quantitativ enorm gehoben;
die Originalität der Mufter fängt jedoch an fich fichtlich zu verwifchen. Böfe