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Die vorzüglichften Orte für Gewebe, die man mit dem Namen Shawls
bezeichnen kann, find Chorraffan, Yezd, Kerman und Mefchhed.
Die Mufter der perfifchen Shawls find bedeutend von den indifchen ver-
ichieden. Sıe zeigen auffällig kleine Deffins und diefe wiederholen fich nicht
felten; ein Zeichen der Armuth der Phantafie. Die Webe ift unterfchieden, durch-
wegs Handarbeit; gute und feine Wolle; aber an Borduren tritt manchmal Hand-
ftickerei auf; ein böfes Omen für die edle Webekunft. Nebft der kaiferlich perfifchen
Regierungscommiffion hat fich das Haus Ziegler & Comp. in Tabris um die Vor-
führung der vorhandenen beften Shawlmufter fehr verdient gemacht. Die Shawls
der erfteren find reich und zeugen von guter Färbung, ein Vorzug, der nicht allent-
halben hier merkbar wird, da vieie Textilftoffe unreine Farben zeigen; und es ift
faft, als ginge in Perfien die alte Gewandtheit in der Behandlung der vegetabilen
Farbftoffe allgemach verloren.
England. Esift fehr zu bedauern, dafs England, das Land des praktifchen,
gewerbefleifsigen Schaffens, das uns zuerft mit dem fchönen indifchen Producte
bekannt gemacht und durch wefentliche Beförderung der Mechanik der continen-
talen Shawlweberei feften Boden gefchaffen hatte, das Land, deffen Production in
diefemZweige nicht gering anzufchlagen ift — nur durch eine einzige, wenn gleich
eine der hervorragendften Shawlfirmen auf der diefsjährigen Ausftellung vertreten
war. Noch1862 in London waren zwölf Firmen auf dem Platze, 18067 in Paris deren
nur mehr vier, 1873 nur eine, welche überdiefs mehr eine fchottifche ift: Kerr, Scott
& Comp. in Edinburgh und London. Von England, wofelbft heute an 4000 Webe-
ftühle fich im Gange befinden, hätten wir mit Recht eine gröfsere Betheilung der
Branche erwarten können, zumal felbft die Shawls Kerr, Scott & Comp. nicht
gerade die tadellofeften Deffins, die glücklichfte Schattirung zeigen und viele Baum-
wollforten enthalten.
Noch auf der Parifer Ausftellung, die, wie erwähnt, von England fchwach
vertreten war, ragte wenigftens eine bedeutende Firma aus dem Wiegenorte eng-
lifcher Shawlfabrication, Clabburn und Comp. in Norwich, durch ihren vielbewun-
derten Patentfhawl und durch prächtige indifche Imitationen hervor; diefsmal
haben wir nichts, was einer Erwähnung verdiente, zu verzeichnen.
Deutfchland. Ebenfo enthaltfam als England, hat fich in Shawlwaarc
Deutfchland gezeigt; der wichtigfte Vorort deutfcher Shawlweberei, Berlin, welche:
bei 2000 Webeftühle im Gange hat, ift nur durch drei Firmen vertreten
gewefen.
Das relativ Befte im Artikel boten David und Silber im hefffchen
Meyenheim und deren Schwefterfirma M. Silber in Berlin. Zunächft an fie heran
tritt Mundt & Pick in Berlin, E. Heffel in Beilin und L. Gentfch in Zeitz.
Von allen nationalen Shawlinduftrien ift die deutfche und namentlich die
Berliner am abhängigften von Frankreich. Sie bezieht von Lyon ihre eifernen
Stühle, läfst in Frankreich zeichnen oder benützt ältere franzöfifche Mufter, von
welchen fie die Karten fich verfchafft; ja es kommen Fälle vor, dafs zu Muftern
[felbft die Kettenflamiren aus Paris, Nimes oder Lyon bezogen werden. Eine
bedeutende gefchäftliche Rührigkeit der Firmen hat aber dennoch befonders
in halbfeiner und ordinärer Waare den Erfolg, dafs die Branche in Schweden,
Dänemark und Holland guten Markt hat. Von Deutfchland hat fie die Oefterreicher
in Mittelware faft verdrängt, da nur mehr zwei öfterreichifche Firmen Hlawatfch
und Isbary und E. Thieben Gefchäfte mit Deutfchland machen.
In den ausgeftellten Waaren, unter welchen jedoch eigentliche brochirte
Shawls nicht zu fehen waren, offenbarte fich eine forgfältige Wahl des Halb-
fabricates und eine gute Färbung. Die der Shawlarbeit verwandte Webe war rein
und zumeift fehlerfrei ; alleübrigen und vorzüglich die artiftifchen Factoren kommen
hier weniger in Frage, da fie zu merkbar von franzöfifcher Seite beeinflufst find.
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