Full text: Schafwolle und Schafwoll-Waaren (Heft 56)

    
Unter den Provinzfirmen war ein erft feit zehn Jahren in diefem Artikel 
thätiges Haus Ducros & Robe in Lyon und Nimes hervortretend. Deffen 
Zeichnungen zeigten allerdings en jenes gewandte Eingehen in die Vorbilder 
und man konnte auch an Stellen einige Befangenheit in der Löfung des Deffins 
gewahren; dafür erfetzte dasfelbe den leichten Nachtheil durch wahrhaft eminente 
Farben, wenn auch das Roth mehr auftrat, als vom Standpunkte der Schönheit zu 
wünfchen war. Die meiften Shawls der Firma hatten fchwarze Rondeaux, die vom 
Deffin etwas zu fcharf abftachen. 
Rufsland. In Rufsland wird nur gröbere Shawlwaare und auch diefe heute 
noch in bedeutenden Maffen erzeugt. De füdliche Rufsland verforgt fich in feine- 
rer Waare von Cachemir, das nördliche auch aus Frankreich. Deren Fabriken, 
welche in Rufsland Shawls erzeugen, betreiben gewöhnlich noch eine oder die 
andere Webeinduftrie dazu; in Shawls ftehen fie dem Wiener Gefchmacke fehr 
nahe. Auf der Ausftellung bot die Firma R. Menke in Lodz, Gouvernement 
Piotrkow einiges Intereffe durch ihre gröberen Shawlwaaren, die bei reiner und 
fchöner W a. ganz fich den Wiener Erzeı ugniffen anfchlofs. 
Oefterreich. Die Shawlfabrication Wiens entftand am Beginne des Jahr- 
lertes und dahin aus Frankreich verpflanzt. Der erfte Erze uger von 
ii in Wien war der Weber Bertolli. 
Diefer talentvolle und thätige Mann machte von 1805 an bedeutende 
Anftrengungen, um den Artikel, der damals der Gegenftand eines empfindlichen 
Sch leicht el, war und fchwere Summen dem Auslande zuführte, in Oefterreich 
in gleicher Güte zu erzeugen und mit:ihm waren auch bis 1807 Hornbottel, Grilleı 
Hermann u. A. in gleicher Weife bemüht; deffenungeachtet und namentlich nach 
dem Ableben Bertollis, der Seele aller Beftrebungen, mufsten die Verfuche wieder 
aufgegeben werden. Die mechanifchen Einrichtungen waren zu unvollkommen 
und die Waare konnte nur mit zu grofsenOpfern an Zeit und Mühe einigermafsen 
concurrenzfähig hergeftellt werden. 
Das mechanifche Mittel war der „Zugftuhl“; in feiner damaligen Geftalt 
hatte er in acht Reihen 400 Rollen und geftattete daher nur eine geringe Breite; 
nun wurden zwar allerdings die Rollen ve erdoppelt und fogar ve a t, diefs 
erfchwerte aber wieder de Arbeit des Ziehens. Alle Veränderungen vermehrten 
die Erzeugungskoften, ohne im gleichen Verhältniffe den Artikel zu verbeffern. 
Die erften Shawls waren vier- bis fünffarbig und urfprünglich nicht „aus- 
gefchnitten“. In der additionellen Ausftellung war das Modell eines alten Zug- 
ftuhles zu fehen und auch der Webftuhl der -Japanefen, welcher im Hofeinbaue 
der Ausftellung diefes Landes in fteter Thätigkeit war, beruhte wefentlich auf 
denfelben mechanifchen Principien. 
Die erwähnten ungünftigen Umftände liefsen die Anftre engungen auf Jahre 
hinaus ruhen. Erft im Jahre 1814 gelang es den Webern Anton Mayer, Jofef Wolf, 
Lorenz Schaller, Johann Blümel, 1816 auch Jofef Heinze nach mühfeligen, oft 
mi ineheken Verfuchen eine concurrenzfähige und preiswürdige Waare zu erzeu- 
. Zu diefen erfreulichen Errungenfcha ie gefellte fich eine rieige Nachfrage 
eiidiich aus dem Norden, fo Et wie J. G. Bartfch in feinem Werke fagt, die 
wöchentliche Fertigung von 2000 grofsen Shawltüchern dem Bedarfe nicht 
entfprach. 
Bis zur Erfindung der Jacquardmafchine machten fich 1802 bis 1815 um die 
Verbefferung der hecanschen Einrichtungen vorzüglich Freund, Diez und der 
Weber Behichmann verdient. Im Jahre 1814 erfand der Weber Jacquard zu Lyon 
feine nach ihm benannte Mafchine;; fie wurde jedoch erft fechs Jahre fpäter durch 
Kannegiefser und den sten mefchinten Baufsemer nach Wien gebracht. 
Die a nach Wien gelangte Jacquardmafchine war ohne Trittvorrichtung. Die 
erfte Trittmafchine machte Czernig nach den Angaben Baufsemers. 
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
    
       
     
  
  
  
  
  
   
  
     
   
  
  
   
  
  
     
   
  
   
  
  
  
    
  
   
    
  
    
  
  
  
  
    
   
   
     
   
   
  
  
    
   
   
     
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.