Full text: Schafwolle und Schafwoll-Waaren (Heft 56)

AU Emanuel T'hieben. 
betrefiende Mufter ergibt. Eine Anzahl von mindeftens 200 Commiffionären, 
welche in der ganzen Welt den Abfatz der verfchiedenften Modeartikel beforgen, 
erhalten jeder einen Probefhawl; kommen hiezu Nachl hbeftellungen — ein Fall, 
der häuss eintritt — fo reducirt fich die Regie auf einen kaum nennens- 
werthen Betrag, fteigert den Gewinn und diefe ematikche Gefchäftsgebarung 
erlaubt den Besen nicht nur leicht zu arbeiten, fondern auch Re Men 
zu fchaffen. 
Der Wiener Fabrikant ift, und zumal im Augenblicke, nur auf die Detail- 
liften angewiefen, aufser diefen find nur wenige Banilente, welche Shawls 
führen. Noch vor wenigen Jahren waren einige De hesie welehe Mufter ver- 
[chickten, vorhanden; diefe wenigen find an ungenügenden Capitalkräften, an 
gefchäftlichem rofl und — an der Börfe zu Grunde gegangen. 
So mufs der Fabrikant mit vieler Mühe fich feinen Kuindeckrais felbft 
fuchen, kann daher nur „ihm felbft billige“ Waare machen, weil er die grofsen 
Regiekoften für einen kleinen Abfatz ner erfchwingen kann. 
Zu diefen gefchäftlichen Uebelftänden sefellen fich noch technifche und 
der Fabrikant fieht in Be ezug auf das Materiale: als Halbfabricat mit Bangen einer 
Zeit entgegen, in welcher. er bereits durchwegs in diefer Beziehung vom Aus- 
lande abhängig an wird. Seit jeher müffen leider Kettengarne in feinen Num- 
mern. wie 307, zo %z0, *%go, ferner C Cachemirgarne aus F a bezogen werden, 
ja felbft unfere Kamm- und Streichgarn- Spinnereien laffen fich nun zum grofsen 
Theile von Deutfchland, Schweiz und Be lgien verdr:; ängen. Wir fenden Woll ein 
bedeutenden Mengen ins Ausland, um Game und fertige Waare zu beziehen — 
eine traurige Anomalie! 
Vieles läfst unfere Färberei und Appretur zu wünfchen übrig; 
hier der Raum, näher darauf e einzugehen. 
Noch [chwierger geftaltet fich die Arbeiterfrage in Be ezug auf Leiftung und 
Entlohnung. Es ift Bann anzunehmen, dafs Shawls je anders als durch Hondvei be 
erzeugt elenı die Art der Webe in Bezug auf das Deffin läfst die mechanifche 
ber ei wohl a als vortheilhaft oder nirals nur anwendbar erfcheinen; die 
unumgängliche Nothwe ndigkeit in diefem Verhältniffe wären demnach tüchtig 
gefchulte "wel ber. Leider aber werden gerade die gefchulteften Weber aus Mangel 
an Arbeit zu en Nahrungszweigen gedrängt und gehen für das Fach fat 
ausnahmslos verlore 
Die ee find, obwohl niedrig (der Arbeitslohn trägt verhältnifs- 
mäfsig im Calcul wenig bei, wie ich oben erläuterte; wo derfelbe fchon fchmerz- 
lich empfinden wird, dort ift das Sympton einer Krankheit im Zweige fichtbar 
geworden), dennoch für ordinäre und Mittelwaare fo hoch, dafs ie Erzeuger 
die leichte Waare auf dem Lande in Böhmen, Mähren und Niederöfterreich 
arbeiten laffen ; wie viele Nachtheile daraus refultiren, bedarf wohl keines näheren 
Commentars. 
Der Arbeitslohn beträgt heute: 
für den Weber: Wochenarbeiter, der befferen . . . ıobis rz fl. per Woche. 
„ Mädchen zum Spulen, Winden, Schweifen.. . . MO > 
für Weber die nach Stück arbeiten, denen die Mafchinen und die Zeus 
werden: 
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es fehlt uns 
Per 1000 Schufs auf 500 und 600 Mafchinen 20 kr. 
1000 5 47200, 3800 ir 2 
Iooo 3 »9,00,,.4,. 1000 = 
feinere Arbeiten, complicirterer Natur 30 bis 60 kr. 
Auf dem Lande in Böhmen, Mähren, Niederöfterreich, wo jedoch nur 
ordinäre Waare gearbeitet wird, per taufend Schufs 400 und 500 Mafchinen ı2 kr. 
Trotz a ledem wird die in Wien herrfchende Wohnungsnoth, die Abneigung 
der Hausbefitzer, Weber in Miethe zu nehmen, in nicht langer Zeit diefen Arbeits- 
zweig ganz von Wien verdrängen. 
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