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a Carl v. Oberleithner.
Flachspreife als zur Zeit der Einführung der mechanifchen Spinnerei, bei höheren
Arbeitslöhnen und Auslagen mannigfacher Art für Staats- und humanitäre Ein-
richtungen, der Garnpreis heute diefelbe Ziffer aufweifen könnte, wie vor dreifsig
Jahren.
Des Neueren bietet die Weberei von glatten Leinenftoffen und Zwil-
chen wohl nichts; es wäre denn, man wollte die allgemeinere Einführung der
Powers looms, welche die Erzeugung kräftiger Qualitäten und Waaren von grofser
Breite fördert, als hervorhebenswerth fignalifiren. Die Fabrication der Hemden-
Brufteinfätze (Chiffons), grofs und perfect, namentlich in den Expofitionen des
Bielefelder Handelskammer-Bezirkes, ift ein werthvoller Factor zur Verwerthung
des glatten Leinenzeuges.
Wo aber der Fortfchritt für den Fachmann wie für den Laien prägnant in
der Weltausftellung 1873 hervortrat, das ift in der Leinen-Damaftweberei
und in derBleiche, Appreturund Aufmachung fowohl der glatten wie
deffinirten Leinengewebe. Man hat es hier mit eminenten Leiftungen zu thun, auf
deren Geftaltung in der Damaftweberei das Eingreifen der Kunft in die Induftrie,
in den anderen Zweigen das raftlofe Streben der Fabrikanten nach möglichft
edler Aufsenfeite, gepaart mit tadellofer Qualität der Stoffe, wefentlich förder-
lich eingewirkt haben.
Die Färbereiauf hoher Stufe, infoweit es fich um das Färben von Leinen-
zwirnen und glatten Leinenftoffen im Stück handelt, hat in der Anbringung der
Farben auf Leinengarnen nur in den grauen Nuancen bisher Glück gehabt. Die
Conftatirung diefer Thatfache ift von grofser Wichtigkeit, weil damit der Haupt-
‚grund blosgelegt wird, wefshalb die Webwaaren-Fabrication dem an fie bezüg-
lich der Anwendung der Farben ergangenen Appell bisher nicht entfprach.
Die Erzeugung von mit Baumwolle gemifchten Leinenzeu gen
fteht nur mehr grofs da in Matratzen, Negerkleidern, Stoffrouleaux etc, alfo in
farbigen Stoffen. Die Baumwolle und die Farbe find hier ganz an ihrem Platze.
Erftere, weildas Baumwoll-Garn eben die Farbe leichter annimmt, fchöner wieder-
bringt und auch länger anhält als das Leinengarn, Letztere, weil fie es ermöglicht,
Stoffe zu liefern, welche ein häufiges Reinigen und Wafchen erfparen follen, da
fie nicht auf jene Potenz der Reinlichkeit Anfpruch machen, welche allein die
weifse Leib-, Tifch-, und Bettwäfche garantirt.
Dagegen fcheint die Mifchung von Leinen mit Baumwolle bei der Fabri-
cation von weifsem Leinenzeug in rapider Abnahme begriffen zu fein. Und diefs ift
eine hocherfreuliche Erfcheinung. Denn wie durch die mit Baumwolle gemifchten
Leinengewebe dem Trug im Leinenhandel Thür und Thor geöffnet wurde und
wie durch die bezüglichen Erzeugungsftätten nach kurzem Floriren oft ganze
Leinendiftricte zum Stillftand gebracht wurden, fo darf man auf die Wiederkehr
des Vertrauens des Publicums in das Leinenzeug und auf das Wiederaufblühen
der Leinenfabrication mit Sicherheit bauen, wenn der angedeutete Läuterungs-
procefs fortfchreiten, mit anderen Worten, die Baumwoll-Mifcherei in der Weifs.
leinen-Fabrication ihr Ende finden wird.
Möchte doch die gleiche Erfcheinung in den Erzeugungs- und Verbrauchs-
orten von mit Jutegarn gemengtem Leinengewebe auch alsbald zu Tage
treten. Wo, wie bei allenZeugen fürSacking, Packing etc. die Haltbarkeit, refpec-
tive die Widerftandsfähigkeit des Gewebes gegen äufsere Einwirkungen, nament-
lich gegen Feuchtigkeit in höchfter Potenz gefordert werden mufs, da follte man
die Mifchung des Leinen mit der Jute geradezu auf das Strengfte vermeiden. Dem
entgegen empfiehlt fich für gewiffe Artikel die Verwendung farbiger Jute-
garne zur Mifchung mit Leinengarnen. Sie ift da eben fo vollberechtigt wie
die Verwendung gefärbter Baumwoll-Garne bei der Erzeugung von farbigem
Leinendrill.
Die Kette der nachweisbaren Perfedtionen fchliefst ein fehr werthvolles
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Glied. Es ift diefs die meifterhafte Erzeugung von Damaft- Gebildwaaren halb