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4 Carl v. Oberleithner.
Producte in den Agriculturhallen zu fehen, in ihr fanden Aufnahme viele höchft
fchätzenswerthe kartographifche Darftellungen über Flachsprodudtion und Con
{um und fie vereinigte hervorragende Männer aus allen flachsbauenden Ländern
bei dem, im Monate Auguft im Palais der Jury abgehaltenen internationalen Con-
greffe der Flachsintereffenten.
Die Verhandlungen diefes Congreffes dürften über die agricolen Verhält-
niffe des Flachsbaues und den derzeitigen Standpunkt der Flachszubereitung fo
manchen werthvollen Auffchlufs geben. Nachdem die betreffenden Verhandlungen
an anderer Stelle des Berichtes Aufnahme finden, fo kann hier nur von den ans-
geftellten Flachfen die Rede fein.
In der franzöfifchen Abtheilung fah man Flachfe aus Algerien, welche
ein lebhaftes Intereffe zu beanfpruchen vermögen. Der Anbau des Leins wird dort
im Februar vorgenommen, die Ernte findet im Mai ftatt. Jedoch hat man in Algerien
auch noch eine andere Anfaatzeit. Es ift diefs der Monat O&ober oder Anfang
November. Der Lein diefer Herbftfaat wird Ende April des folgenden Jahres
geerntet. Die vorgelegten Flachfe waren nicht Proben einer blofs verfuchten
Leincultur, fondern fie waren die würdigen Zeugen für die vortrefflichen Eigen-
[chaften des, dem Handel bereits in grofsen Quantitäten zugeführten algierifchen
Flachfes.
Belgien, die Wiege der höheren Flachscultur, hatte fich ebenfalls an
der Ausftellung betheiligt, wenngleich nur mit wenigen Sammlungen. Aber Ehre,
dem Ehre gebührt! Die Courtrai-Flachfe nehmen. die Qualität betreffend, noch
immer die erfte Rangftufe ein, find fehr beliebt wegen ihrer hellen, für Bleich-
garne gewünfchten Farbe und dürften nur in den niederen Sortimenten, falls
die Preisangaben eines belgifchen Austtellers, welche offenbar zu hoch gegriffen
waren, als Mafsftab dienen follten, einer Concurrenz entgegengehen. In diefem
Wunderlande der Flachscultur herrfchen die natürlichen Vorbedingungen für den
Flachsbau in reichem Mafse vor, der menfchliche Fleifs bringt fein Beftes dazu
und fo fieht man denn den Leinbau alldort als Sieger gegen die Runkelrübe her-
vorgehen. Billige Transportmittel, darunter namentlich Canäle, ermöglichen es,
das Flachsftroh auf weite Entfernungen zu den beft geeigneten Röftgewäffern
zu führen, und eine weife Regierung forgt für die Hebung der Produdion, fowie
in gleichem Mafse für den vortheilhafteften Abfatz der werthvollen Spinnfafer.
Man fah daher auch unter anderen belgifchen Austtellern aus Bruges, Courtrai,
Lovendeghem, Moorbeeke und Ruddervoorde die Expofition des belgifchen
MinifteriumsdesInnern als würdige Repräfentantin der belgifchen Flachfe.
In Holland herrfchen faft diefelben Verhältniffe bei der Flachscultur vor.
wie in Belgien. Zahlreiche Gefellfchaften haben fich für die Hebung der Leinfaat
und Flachsproduction interefürt. Man begegnete in der Ausftellung mehrfach
Darlegungen der Refultate, welche diefe Corporationen zu erzielen in der Lage
waren. Es hatten die Gefellfchaft zur Beförderung der Flachsinduftrie, defsglei-
chen jene zur Cultivirung des Moors in Herzogenbufch , ferner Gransber g
& Comp. in Rotterdam, Hoogterpin Dockum, Pofthuma & Gorter eben.
dafelbft Proben von vorzüglichen holländifchen Flachfen vorgelegt.
Aus jenen nördlichen Ländern, in welchen die Leinenweberei noch als
Hausinduftrie betrieben wird, wie diefs in Schweden ‚„ Norwegen und
Dänemark der Fall ift, hatten fich einige Ausfteller ebenfalls eingefunden.
Orlow Anderfen zu Friedriksborg dürfte darunter der befte Flachs-
züchter fein.
Viel reichhaltiger als in den weltlichen Agriculturhallen fah man die
Flachsbau-Producte in der öftlichen Agriculturhalle vertreten. Die Ausftellungen
Deutfchlands, Oefterreichs und Rufslands gaben beinahe ein voll-
ändiges Bild des gegenwärtigen Standpunktes der Flachscultur in den genannten-
Staaten, ein Bild, wie felbes, den Artikel Flachs anbelangend, keine der vorher-
gegangenen Weltausftellungen aufzuweifen hatte.