Full text: Flachs- und Hanf-Industrie (Heft 48)

  
     
Flachs- und Hanf-Induftrie. 13 
wäfche und Kleiderfäcke, Water-proof-Decken und Segeltuche aus Towgarn bis 
312 Centimeter Breite. — Eine rege Concurrenz entwickelt auf derfelben Bahn 
die Actiengefellfchaft der Leinen-, Spinn- und Webefabrik in Brünn. Man kann 
ihr Auftreten nur freudig begrüfsen, denn Oefterreichs Kriegsmarine, wohl fieg- 
gekrönt, zählt der Segel nicht viele, aber feine Handelsmarine ift dafür um fo 
beachtenswerther. 
Das deutfche Reich hatte Proben feiner Leiftungsfähigkeit, namentlich in 
der Herftellung von Drilchen grofser Breiten gegeben. Die mechanifche Weberei 
von E. Bodewig & Comp. in Mülheim am Rhein brachte 4 Meter 55 Centimeter 
bis 7 Meter 58 Centimeter breite Doppeldrilche, Johann Gotthelf Bu rfche in 
Pulsnitz (Sachfen) Atlasgewebe, genannt Ledertuch zu Lowry-Decken Hand- 
gefpinnft und Weberei von 4 Meter 12 Centimeter Breite. Vorzüglich find für 
Segelleinen, Segeltuch-Säcke und Prefsbeutel ohne Naht Fröhlich & Wolf in 
Caffel, für Säcke Tränkner & Würkerin Leipzig und Grofs-Hartmanns- 
dorf, für Leinen Filter, Prefsdrills, Twitt , Leinen, Schlammbeutel, Gebrüder 
Kutfcher in Zoerbig bei Halle an der Saale, für Hopfendrills und carrirte 
Hopfendrills Gebrüder Weinbergerin Nürnberg, Baiern. 
Ein neues Abfatzgebiet den Drills zu verfchaffen, ireben Plaut & Sohn in 
Nordhaufen am Hark an. Indem fie denDrill färbig bedrucken, führen fie den an und 
für fich unfcheinbaren Stoff ganz gewandt unter dem Namen: „Läufer“ in Mitten des 
bürgerlichen Wohnhaufes ein. Die gewählten Farben find: auf weilsem Grunde 
grün oder.fchwarz, auf rothem Grunde kaifergelb, auf hellgelbem Grunde fchwarz. 
Im Fache Packing und Sacking fteht, was Oefterreich betrifft, nur die 
Expofition von Heinrich Klinger in Zwittau (Mähren) ebenbürtig da. Die vor- 
gelegten Poftfahr-Beutel, Pulverfäcke, Doppelzwilch und anderen Zwecken dien- 
lichen Gewebe zeugen von emfiger und auch verftändiger Fabrication; fie find 
gleich den beften Deutfchlands. Aber diefen Exponenten ausgenommen, kann 
man Rühmliches vom Zwittauer Fabrikskreife — der Weltausftellung nach — nicht 
fagen. Wie wäre das auch anders möglich! Durch ein Machtwort auf den 
Ausfterbe-Etat gefetzt, fiecht diefe inmanchen Kriegszeiten bewährte Erzeugungs- 
ftätte für Heereserforderniffe dahin, während die Ausftellungen des deutfchen 
Reiches und Frankreichs beweifen, dafs Flachs- und Hanfgewebe wahrlich noch 
für die gleichen Zwecke probat erfcheinen können, wenn eben nur der gute Wille 
für fie eintritt. In Deutfchland ift es die Hausinduftrie wie felbe in Mähren auch 
vorkommt, welche das Leinenzeug für ärarifchen Bedarf liefert. In Frankreich 
hatten Villard, Caffelbon & Vial in Armentitres (Nord) und Voiron 
(Ifere) für Militärlieferungen fabricirte rohe, cremirte und gebleichte Leinen von 
80 Centimeter bis 2 Meter 40 Centimeter, dann Drills und Vareufe zu 72 Centi- 
meter, ferner V&rite, Bidault & Comp. au Mans (tiffage mecanique) Hanf- 
gewebe für Kriegs- und Marinezwecke von 79 bis 75 bis 81 Centimeter, auch mit 
farbigen Streifen (liteaux) nebft Haushalt-Leinen ausgeftellt. Hiemit ift wohl der 
Beweis für die Verwendbarkeit der Leinen im Militär-Haushalt genügend erbracht. 
Im grofsen Ganzen hat der Verbrauch der bisher befprochenen Gewebe in 
letzterer Zeit mannigfache Zuflufscanäle erhalten. Es gebieten die Rückfichten auf 
die möglichft ausgebreitete Entwicklung des Verkehres an und für fich dieHerab- 
fetzung der Frachttarife. Dem in diefer Beziehung von den grofsen Transportgefell- 
fchaften ets entgegen geftellten „non possumus“ konnte man nur damit entgegen- 
wirken, dafs man ihres Werthes wegen früher in gedeckten Waggons transportirte 
Waaren, nun des billigeren Tarifes wegen den urfprünglich offenen, nunmehr 
für folche Güter mit getünchten und ungetünchten Decken verfehenen Lowrys 
anvertraut. 
Im Transportwefen finden diefe Artikel weiters ausgebreitete Verwendung 
bei den Poftanftalten. Durch den maffenhaften Getreideverkehr, welchen das 
Eifenbahn-Wefen der Neuzeit im Vereine mit der Schifffahrt vermittelt, hat der 
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Verbrauch von Getreide- und Mehlfäcken eine vorher nie geahnte Ausdehnun 
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