Carl
v. Oberleithner.
Entfprechende Qualität, nette Borduren, ausgezeichnete Bleiche und
Anpretur kennzeichnen die Tafchentücher von A.F. Ei, zu Blaubeuren in
Württemberg, deren Fabrication überhaupt ganz nach englifchen Vorbildern ein-
g,
gerichtet ift. Einen Schlag von leichteren Sacktüchern Zu MU = und 61 Centi-
meter, roh gebleicht, bedruckt, fehr forgfältig fabricirt, nett adjufirt und
viel Muftergefchmack verrathend, erblickte man in der Collectiv-Ausftellung _von
Laubanin Preufsifch-Schlefen.
Wenn Ausftellungen den Zweck haben follen, Auffchlufs zu geben über den
Standpunkt der Production, fo ift die Wiener W eltausftellun ıg ein willkommener
gewefen, um den immenfen Fortfchritt der öfterreichifchen Leinen-
fabricationklar zulegen. Dahinfprichtfich auch das Urtheil ausländifcher Fach-
genoffen aus und zuftimmen ie die Befucher aus aller Herren Länder.
Von den Hauptleinen-Fabriksdiftridten waren hervorragende Leiftungen zu
verzeichnen. Die mährifch-fchlefifchen Leinen aus den Schönberger und
Freiwaldauer Fabriken, de Rumburger Weben und die Hohen-
elber.:Schocke und T afe hentücher nahmen den erften Rang.ein. Wahl
des Materiales, Weberei, Bleiche, Appretur und Aufmachung der bezeich-
neten mährifch-fchlefifchen Leinenwaaren ftellen fie auf die gleiche Stufe,
ea die irifchen Leinen einnehmen. Den Kaufleuten waren die fchweren
Jualitäten der Leinenwaaren-Fabrik von Eduard Oberleithner’s Söhne in
ner Schönberg allbekannt. Das grofse Publicum wird Gelegenheit gefunden
haben, fein Urtheil über diefs gröfste Leinenhaus Oefterreichs fich zu bilden.
Gleich fchwere und vorzügliche Leinen fah man in den äufserft ge efchmackvollen
AusftellungenvonRegen hardt& Raymann in Freiwaldau und Carl Sieglsen.
in Mährifch-Schönb erg. Was diefe drei Expofitionen an Leinwand enthielten, war
Alles muftergiltig. Sie haben ein getreues Bild ihrer vielfältigen Artikel als da
find: 3o0ellige Leinen, Creas, Irländer, Rumburger Weben und Betttücher-Leinen
in nn gangbaren Breiten gegeben und ihre Vorbild er allfeitig erreicht. Ihre und
der Firma Auguft ! Küfferle & Comp. in Freiwaldau, Bleich- und Appreturanftalten
find grofsartig in der Anlage und eminent in den Leiftungen. Die Aufmachung
diefer Leinenfabricate entfprach vollkommen dem foliden Charakter der Gewebe,
fie liefs an Nettigkeit und Perfection nichts zu wünfchen übrig. Dem Haufe
Regenhardt&Raymann if es überdiefs gelungen, den öfterre ichifche n Markt
mit nach irifcher We site erzeugten Talchentnel hern zu verfehen und den Confum
der Original-Irländer Sacktücher in Oefterreich- Ungarn auf ein Minimum einzu
fcbränken. Leinen von gleich fchwerem Schlag lief ferte auch die Colleetivaus-
ftellung von Rumburger Weben. Johann Richter jun. in Georgswald (Böhmen)
und Mai & Hohlfeld in Georgswald (Böhmen) hatten diefen "Artikel bis zum
reife von 250 fl. per'Stück & 54 Ellen ausgeftellt. Das Mafchinengarn herrfecl
derzeit auch fchon’in den Rumburger Weben vor. An den Ausdruck „Hand-
gefpinnft* gemahnen nur mehr wenige Stücke. Es fteht zu erwarten
diefe Bezeichnung auch an den Rumburger Weben bald ee wire
wie fie bei den Bielefelder Leinen den Charakter eines Ehrenseidieatäs
verloren hat. Dort wird fie fchon wie ein verklungenes Märchen aus alter Zeit
betrachtet.
Die Hohenelber rohen, gebleichten und farbigen Leinen und Tafchen-
tücher konnte man bei keiner der vorhergehenden Ausftellungen fo hoch fchätzen
lernen als bei’ der Wiener. Es ift diefs eine Sorte wohl leichterer Qualität,
aber für den Confum, welchem fie zugeführt wird, in jeder Beziehung ent-
Anlafs ge
>
fprechend.
Die böhmifchen Handweber find fehr gewandt in der Anfertigung folcher
Gewebe. Sie arbeiten viel für Exporthäufer der benachbarten Kelnendı Aridte des
deutfchen Reiches. Ihre Le behsexitie nz hatte man vorzüglich im Auge, als das
fogenannte Appreturverfahren in dem neuen Zollvertrage zwifchen Oefterreich
und dem deutfchen Zollvereine Aufnahme fand. Hätte man damals den Antrag