Full text: Flachs- und Hanf-Industrie (Heft 48)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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38 Arthur Freiherr von Hohenbruck. 
usitatissimum vulgare) hat fich fo allgemein und in folchem Grade bewährt, dafs 
wohl die Verfuche mit anderen Spielarten einiges Intereffe bieten, auch wohl für 
beftimmte Verwendungen Nützliches erbringen, aber kaum einen Grund fchaffen 
können, um jenem feine thatfächliche Beliebtheit in den vorzüglichften Flachs 
erzeugenden Ländern (Rufsland, Belgien, Holland, Irland) ftreitig zu machen. 
Indem diefes der Congrefs durch einen Befchlufs äufsern wollte, gäbe er nur 
einer Thatfache Ausdruck, ohne aber etwa die Verfuche mit anderen Spielarten, 
denen da und dort Beachtung gefchenkt wird, abgefehen allerdings von jenen 
Arten, welche entfchieden ungünflige Erfolge ergaben (wie Springlein u. f. 2 
als fchlechterdings müfsig zu verwerfen. 
Zweitens aber kommen in Anfchlag aufser Species und Varietät auch die 
Keimfähi Skeit derLeinfaat, das ift, ein möglichft hohes Percent des Keim- 
proceffes fähiger Samenkörner, und ihre Keimkraft, das ift ihr Vermögen, nicht 
nur zu keimen, fondern auch kräftige und widerftandsfähige Pflanzen hervor- 
zubringen, endlich die relative Güte und Menge desErtrages üherhaupt. 
Diefe Eigenfchaften und Erfolge find nun aber in erfter Linie und in 
bedeutendftem Mafse von den natürlichen Anlagen, in zweiter von den Wirth- 
fchaftseigenthümlichkeiten des Erzeugungslandes, mit einem Worte von der 
Heimat des Leinfamens abhängig und es ift fomit die Herkunft oder 
der Bezugsort desfelben nicht minder von wefentlichem Einfluffe auf den 
Ertrag des Flachsfeldes. 
Aus diefer Rückficht geniefsen bekanntlich die Säe-Leinfaaten der ruffifchen 
Oftfee-Provinzen, der Rigaer, Pernauer, Windauer, Pfkower und andere ruffifche 
Samen, dann die holländifchen oder Zeeländer Abfaaten hievon, man kann wohl 
fagen, einen Weltruf; in zweiter Linie und gröfserentheils nur in Oefterreich und 
Deutfchland werden verwendet der Tiroler und jener Samen, welcher auf den 
zu den Haffen der Oftfee ftaffelweife abfallenden Gebieten im Nordoften des 
Königreiches Preufsen erbaut wird. 
Die fchwankenden Refultate von allerlei Verfuchen, die nicht als abge- 
fchloffen betrachtet werden können, dürfte hier nicht am Platze fein zu erwähnen. 
Wohl aber geftatten Sie mir des Draboffer Samens zu gedenken, welcher zu fo 
lebhaften Debatten in Belgien und Holland Veranlaffung gegeben hat — eines 
Samens, welcher in Central-Rufsland an den Ufern des Dnjeper auf einer Domäne, 
die unter der Verwaltung eines belgifchen Agronomen fteht, erzeugt und füdwärts 
übers fchwarze Meer verfchifft wird ; ohne Zweifel eines ganz brauchbaren Samens, 
der aber doch kaum das überlaute Geräufch verdiente, welches von ihm gemacht 
wurde. 
Auch kann ferner nicht fraglich fein, dafs die aus folchen vorzüglichen 
Samenforten erzeugten einheimifchen Abfaaten nach Umftänden in einer gröfseren 
oder geringeren Anzahl von Gefchlechtern vorzügliche Culturen ergeben können, 
ein Gegenftand, auf welchen ich im Verlaufe diefes Berichtes noch zurück zu 
kommen die Ehre haben werde. 
Für diefe Wahl unter den Bezugsorten will gleichfalls eine Regel gegeben 
fein. Nun fchiene es nach der Form der erften Frage des Programmes Aufgabe der 
Berichterftattung zu fein, zu erörtern, unter welchen Umftänden diefer oder jener 
Leinfamen nach feinem Bezugsorte fich empfehle, unter welchen anderen nicht: 
und es wäre wohl auch ohne Frage möglich, mit Zuhilfenahme der Erfahrungen 
aller Länder, theoretifche Regeln aufzuftellen, welche uns in den Stand 
fetzen könnten, zu beurtheilen, unter welchen Vorausfetzungen des Ackers — alfo 
nach Erwägung feiner phyfikalifchen, mechanifchen, allgemein klimatifchen und 
auch ökonomifchen Verhältniffe — diefer oder jener Bezugsort vorzuziehen fei. 
Allein diefer deductive Weg würde fo fchwierig und einem Fehlfchluffe fo 
leicht unterworfen fein, dafs derinductive Weg, der Weg des Experimentes: 
der vergleichende Anbauverfuch mit verfchiedenen Leinfaaten oder die Anftam- 
mung unbedingt vorzuziehen ift. Diefer Erwägung wird denn im vorliegenden 
    
     
    
     
    
    
  
  
  
   
    
  
   
    
   
   
    
  
  
  
   
   
  
  
   
    
   
   
  
   
    
   
   
  
   
    
   
  
   
    
  
  
   
   
  
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