Der internationale C. ngrefs der Flachsintereffenten. 39
Antrage durch Einfchaltung der Worte: „mit Beobachtun g der Anftam-
mung“ genug gethan.
Drittensifzu bedenken, dafs jene Gegenden, deren Boden und wohl auch
klimatifche und ökonomifche Verhältniffe zwar zur Erzeugung guter Säe-Leinfaax
geeignet find, aber nicht fo fehr, dafs nicht im Laufe der Jahre eine
i eeme Entartung
einträte, mindeftens periodifch die Erneu
I erung desSamens denSamen-
wechfel bewirken müffen, wobei fich allerdings die Anzahl der felbf abzubauen-
den Abfaaten wirthfchaftlicher Weife nach dem Fortfchritte der Entartung richten
mag. Hierin darf uns Holland als Vorbild dienen; es bezieht rufffchen Samen
Puik-Puik, fäet nicht mehr als zwei Abfa 1
aten davon wieder und verkauft die
dritte Abfaat (Revelaars En
kel) zum Theil auch fchon die zweite Abfaat (Revelaars
Kind) als „Zeeländer“ zu fehr lohnenden Preifen ins Ausland.
Aber fogar in jenen Landfchaften, welche mit fo ausnahmsweifen Voraus-
etzungen ausgeftattet find, dafs ihr heimifcher
fchädlichen Entartung unterliegt, erweift fic
Ort zu Ort oder doch von Gut zu Gut häufig von Vortheil und wird auch in der
That in Rufsland, Tirol etc. nicht felten beobachtet Alfo fcheint die allgemeine
Anempfehlung der Samenerneuerung gerechtfertigt.
Flachs keiner bis zur Deutlichkeit
h ein periodifcher Samenwechfel von
e
Auf den zweiten Abfatz des erften Antrages übergehend, mufs ich bemerken,
dafs ein erfter Uebelftand des gegenwärtigen Zwifchenhandels in Leinfaat die
Fälfchungen derfelben find. Es ift bekannt, wie wenig allerlei Verord-
nungen verfchiedener Regierungen, welche diefem Uebel zu fteuern verfuch-
ten, gefruchtet haben. Die neuzeitliche Macht der Publicität bietet aber in
gewiffem Mafse ein Mittel dagegen, das fich allerdings mit Vorficht anwenden liefse.
Abgefehen von den Fälfchungen der Leinfaat ift die gegenwärtige Bezugs-
weife zum Schaden des Flachsbaues noch anderen Schwierigkeiten unterworfen
Wo, wie in Oefterreich und theilweife auch in Deutfchland fehr gewöhnlich
ift, der Bezug der Leinfaat aus entfernten Gegenden blofs durch kleine ländli
che
Kaufleute vermittelt wird, welche «
ten Leinfamen nebenher vertreiben und unmittel-
bar, dasift: ohne Dazwifchentreten gröfserer Importgefchäfte aus den Exportländern
beziehen, dort ift es mit diefem Handel nicht zum beften beftellt; denn kleine
Kaufleute haben erftens nicht die gehörige Platzkenntnifs an den Exportplätzen,
fie befitzen zweitens dafelbft keinen oder nicht hinreichenden Credit, und weil
fie die Waare und fomit ihr Capital fo kurz als möglich liegen laffen wollen, fo
machenfie drittens ihre Beftellungen erft unmittelbar vor dem Anbau, das ift zu
einer Zeit, da die erfte und befte Waare fchon lange von energifcheren Händen vor-
wegzgenommen worden, fo dafs fie nur noch dieletzte und geringfte Waare um den-
felben Preis erhalten, um welchen jene weitfichtigen Speculanten das Befte erwar-
ben. Dem letzteren Mifsftande unterliegt auch die Vermittlung des Leinfamen-
Bezuges durch Landwirthfchafts.V ereine und ähnliche patronifirende
Organe, welche in der Regel die Waare nicht beftellen können. fo lange nicht
die Anmeldungen der Auftraggeber, das ift der patronifirten Land- und Flachs-
wirthe erfolgt find.
Es wäre darum wünfchenswerth, dafs gröfsere Importgefchäfte
den Handel zwifchen den Conlumenten und Detailliften einer.
feits und dem Erzeugungslande anderfeits vermitteln.
Ich darf hier wohl daran erinnern, dafs fchon vor einem Jahrhundert der
praktifche Patriot Juftus Möfer in feinen „Phantafien“, im 6. Stück des I. Bandes:
„Man forge auch für guten Leinfamen, wenn der Linnenhandel
fieh:ibeffe sn Loll“ die Veheinände de Leinfamen - Handels einfah.
zu deren Behebung die Errichtung einer Handelscompagnie. welche den I
aus den ruffifchen Oftfee-Provinzen vermitteln follte, vorfchlug.
Aber auch das Genoffenfchaftswefen darf mit gutem Fuge zu
einer vortheilhaften Organifation des Samenbezuges herangezogen werden; um
fo mehr, da der Flachsbau mehrere Gelegenheiten darbietet (wie Beforgung von
und
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