AO Arthur Freiherr von Hohenbruck.
Düngemitteln und Geräthfchaften, gemeinfame Bereitung in genoffenfchaftlichen
Anftalten und Verkauf des Productes), deren Ausnützung beffer durch die Land-
wirthe felbft im genoffenfchaftlichen Vereine, als durch die Einzelnen mit fremder
Hilfe erfchöpft wird.
Damit aber folche Genoffenfchaften mit fernen Plätzen coulante Beziehungen
pflegen können, ift es nothwendig, dafs fie die Verbindung mit foliden und wohl-
accreditirten Bankhäufern fuchen, welche die Zahlung vermitteln und verbürgen.
Solches wird ihnen aber in der Regel kaum anders gelingen, als unter folida-
rifcher Haftung ihrer Theilnehmer. Defshalb find Saamenbezugs-Genoffenfchaften
mit folidarifcher Haftung und mit Anlehnung an wohl accreditirte Bankhäufer
empfehlenswerth.
Der zweite Antrag lautet:
„Brauchbare Säe-Leinfaat könnte und follte um Vieles allgemeiner. als in Wirklichkeit
der Fall ift, gezüchtet werden.“
Die Erzeugung guter Säe-Leinfaat ift allerdings in weit höherem Grade, als
die Fafererzeugung abhängig von dem Beftande und Gehalte des Bodens und es
liegt nicht immer in der Willkür des Landwirthes, einen bauwürdigen Samen zu
erzeugen. Zu Folge von Unterfuchungen fcheint nämlich die Züchtung von guter
Säe-Leinfaat wefentlich bedingt zu fein von der imBoden enthaltenen, in affimilir
barem Zuftande vorhandenen Maffe von Erdfalzen, und zwar namentlich des Kali.
Die vorzüglichften Leinfamen Böden: die Lehmböden devonifcher Formation in
den rufffchen Oftfee-Provinzen, des holländifchen, dem Meere abgewonnenen
Schwemmlandes, die tirolifchen Grundfchuttböden, welche aus einer Zerfetzung
von Gneis und Granit entftanden, find vorzüglich kalikräftig. Nun könnte zwar ein
künftlicher Eintrag der benöthigten Erdfalze durch angemeffene Düngung, Brenn-
cultur etc. die natürliche Eignung erfetzen; und er wird in der That mit gutem
Erfolge angewendet. Allein abgefehen davon, dafs durch keine Düngung die
durch die Natur gegebene gleichmäfsige Mifchung der Krumme erzielt werden
kann, fo ift es wirthfchaftlich, dafs vor Allem jene Gegenden in der Leinfamen-
Production gefördert werden, welche vermöge ihrer natürlichen Eigenfchaften
dazu veranlagt find. Solche Naturanlagen, das ift, kalikräftige Böden unter ange-
meffenem, hinreichendes diredtes Sonnenlicht bietendem Klima find aber aller-
dings weit allgemeiner verbreitet, als fie in Wirklichkeit ausgenützt werden.
Es ift aber nachdrücklich zu betonen, dafs in Ländern mit intenfiver
Wirthfchaft es nicht wirthfchaftlich ift, den Schwerpunkt des Flachsbaues in die
Samenerzeugung zu legen, weil vorzüglich durch die Fafer vermöge der Gelegen-
heit, die fie bietet, Kenrntniffe und Fertigkeiten an ihr zu verwerthen, jene höheren
abfoluten Erträge gewonnen werden können, welche dem Werthe des Grund und
Bodens und den Koften der Bewirthfchaftung entfprechen. Vielmehr können hier
nach dem durchfchlagenden Beifpiele Hollands, welches von demfelben Felde
einen vorzüglichen Flachs und eine der trefilichftenSäe-Leinfaaten zieht, beide
Producte in guter Qualität erzielt werden. Sehr allgemein ift aber die Pflege
des Samens vernachläffigt, während fie recht gut neben der Faferzucht Platz
finden könnte, und hierauf fucht der Antrag Ihre Aufmerkfamkeit zu lenken.
Der dritte Antrag lautet:
„Zur Erzielung guter Säe-Leinfaat fowohl als guter Fafer mag im Allgemeinen das hol-
ländifche Verfahren, bei der Ernte insbefondere die Kortryk’fche oder eine analoge Methode
( Kapellung) mit Nutzen befolgt werden.“
Es wurde fchon in der Begründung des vorigen Antrages darauf hingewiefen,
dafs die Erzeugung guter Leinfaat die Erzeugung guter Spinnfafer unter günftigen
natürlichen Verhältniffen nicht ausfchliefst und es kann in der mehr oder minder
intenfiven Landwirthfchaft, welche auf diefem Congreffe vorwaltend vertreten itt,
kaum davon die Rede fein, eine folche Samenzucht zu empfehlen, welche die
Erzeugung der Fafer aufser Verhältnifs entwerthen würde.
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