Full text: Flachs- und Hanf-Industrie (Heft 48)

   
     
  
   
  
     
    
    
    
   
  
   
  
     
    
  
  
  
    
   
   
     
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
Der internationale Congrefs der Flachsintereffenten. 
keit innewohnt, und dafs der Lein aus der erften Entwicklung herausg 
werde, ehe die anhaltende Trockenheit beginnt, weil damit die fchädlichen Ein- 
fiüffe fern gehalten werden, welche die Leinfaat in der erften Jugend leicht 
ftören und oft vernichten. Ich erinnere nur an die Erdflöhe, welche oft die Lein- 
faat von vorneherein, beim Keimen, vernichten. 
Dagegen fprechen fich zwar viele Anfıchten dahin aus, dafs die Frühfaat 
durch Fröfte in Mitleidenfchaft gezogen wurde. Man hat jedoch anderfeits 
die Beftätigung gefunden, dafs die einzelne Pflanze, wenn fie fich kräftig entfaltet 
hat, eine weit gröfsere Widerftandsfähigkeit befitzt, als eine Pflanze, welche 
kümmerlich emporwächft. Die Frühfaat wird befonders dann angezeigt fein, wenn 
wir durch vorausgegangene Culturen den Boden kräftigen, fo dafs die Pflanze fich 
dann ftark entwickelt und dadurch eine befondere Widerftandsfähigkeit gegen 
Froft und Kälte erhält. Die Frühfaat dürfte fich demnach empfehlen, weil 
dadurch eine gröfsere Sicherheit für das gleichmäfsige Aufgehen geboten wird, 
weil fie weniger von den Erdflöhen leidet und weil, was befonders bei Klein- 
wirthen der Fall ift, die Röfte noch in demfelben Jahre vollftändig durchgeführt 
und dadurch im kommenden Winter mit der Aufbereitung vorgegangen werden 
kann. Der Kleinwirth wird fich felten die Mühe geben, den Flachs 2 bis 3 Jahre 
in Stroh aufzubewahren, er wird vielmehr wegen feines gröfseren Bedarfes nach 
Geld trachten, das Produdt fo rafch als möglich zu verwerthen. Diefs wird aber 
nur dann möglich fein, wenn er früh anbaut, damit er die Röfte noch in dem- 
felben Jahre vollftändig durchführen und im Winter aufbereiten kann. 
Die Frühfaat dürfte daher im Allgemeinen, weil fie eine kräftigere, ftärkere 
Fafer liefert, entfchieden den Vorzug vor der Spätfaat verdienen. 
Der Abfatz zwei des Antrages ı des Berichterftatters wird vom Congreffe 
hierauf angenommen. 
Der dritte Theil des Antrages r lautet: 
„Die Anfaat von Lein als zweite Frucht ift, da fie eine wenig haltbare Fafer liefert, nicht 
empfehlenswerth.“ 
Hieraus ift zu entnehmen, dafs der Flachs, als zweite Frucht oder als 
Stoppelfrucht angebaut, felbftverftändlich nie einen befonderen Ertrag liefern 
kann. Wenn wir der Anfıcht find, dafs der Flachs durch den frühen Anbau eine 
kräftige, haltbare Fafer erhält, fo liegt es nahe, dafs, wenn der Anbau erft im 
hohen Sommer vorgenommen wird, die Pflanze nicht befonders haltbar fein kann. 
Antrag 2 lautet: 
„Was die für den Flachsbau fo wichtige Düngungsfrage betrifft, fo ift auszu- 
fprechen: Die Düngung mit Stallmift foll nur vor der Vorfrucht gefchehen. Die Anwendung 
künftlicher Düngmittel dagegen, wie von Afche, Compoft, Phosphat, Chilifalpeter, kann mit 
grofsem Erfolge unmittelbar zum Lein ftattfinden. 
Die Kalkdiingung ift, da fie die Fafer rauh geftaltet und der Kalkftaub die Arbeiter 
namentlich in der Hechelei beläftigt, nicht empfehlenswerth.“ 
Wir haben bei der Flachscultur auf die Befchaffenheit des Bodens, das 
heifst derjenigen Subftanz, aus welcher der Flachs fich aufbaut, unfere Haupt- 
aufmerkfamkeit zu richten. Es ift diefs leider noch ein wunder Fleck, und zum 
gröfsten Theile ift die Wiffenfchaft daran Schuld, weil fie uns in diefer Beziehung 
ganz im Stiche läfst, und uns nicht angibt, welche Form die einzelnen Nähr- 
fubftanzen haben follen, inwelcher Form fie in die Pflanze eindringen, und welche 
Metamorphofen fie in der Pflanze felbft durchzumachen haben. In diefen Fragen 
liegt noch ein geheimnifsvolles Dunkel vor, und alle Verfuche, die auf die 
Kräftigung des Bodens zum Behufe desFlachsbaues gemacht werden, gehen nicht 
nach ftreng wiffenfchaftlichen Gefetzen vor, fondern haben mehr weniger den 
Anftrich der Empirie, und durchgehends nur einen localen Werth. Dennoch 
haben fich aus der Maffe von Erfahrungen einige allgemein giltige Normen 
herausgebildet, und diefe find es, welche ich mir Ihnen im Antrage 2 vorzutragen 
erlaube. 
 
	        
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