Full text: Seide und Seidenwaaren (Heft 6)

    
  
  
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e und Seidenwaaren, > 
inbedeutend, das Urmateriale ift vorzüglich, die Bearbeitung desfelben reicht 
aber an die Italiens nicht hinan. Ungarn würde in feinen füdlichen Theilen alle 
Bedingniffe zu einer ausgedehnten Seidencultur befitzen, um deren Einführung 
fich 3 eits dieKaiferin Maria Therefia bemüht hat. Die — übrigens dünn gefäete — 
Bevölkerung mochte jedoch diefen Culturzweig nicht aufgreifen, der eben nur 
dann zu feiner grofsen Bedeutung gelangt, wenn er nicht von Einzelnen mit 
Opfern gepflegt, fondern ein wirklich nationaler zu werden im Stande ift. 
Die Schweiz produeirt in ihrem füdlichen Theile ebenfalls Seide, jedoch 
nicht in bedeutenden Quantitäten. 
Griechenland und die Türkei fchicken theils ihre Greggi ien zur Verarbei- 
tung nach Frankreich und Italien, theils confumiren fie ihre Seide felbft im W ege 
der Hausinduftrie. 
Rufsland producirt nicht unbeträchtliche Mengen Seide, namentlich in 
Kaukafien. Von Seite der rufffchen Vertreter wurde grofser Werth auf die von 
einem Moskauer Haufe exponirten Stoffe aus Seide rufffcher Provenienz gelegt, 
indeffen dürften in der Bearl beitung derfelben noch bedeutende F ortfchritte 
gemacht werden müffen, bis fie zum lie a fatze der italienifchen Sorten 
dienen könnte. 
Das afıatifche Gebiet zerfällt in fünf Hauptgruppen: Die Türkei (Brussa), 
Perfien, Indien (Bengalen), China und Japan. Die Leiftungen in diefen Gruppen 
ind aufserordentlich verschieden; überallfindet man Vortreffliches und unmittelbar 
daneben Schlechtes. Im Durchfehnitte ftehen die afıatifchen Seiden im Werthe 
unter denen europäifcher Provenienz ; die mindeft werthvollen find die perfifchen 
und bengalifchen. Europa confumirt jedoch enorme Quantitäten aller diefer Seiden, 
da deffen eigene Produdtion den Bedarf nicht zu decken im Stande ift. 
Als die Verheerungen der Raupenkrankheit in Europa ihren Culminations- 
punkt erreicht hatten, wäre deffen Seideninduftrie ohne die Zuhilfenahme der 
afıatifchen Sorten, namentlich Chinas und Japans ernftlich gefährdet gewefen. 
Leider verleitete die erhöhte Nachfrage.nach denfelben die Erzeuge r, mit gerin- 
gerer Aufmerkfamkeit vorzugehen und hatte diefs eine bedeutende Qualitäts- 
Verminderung zur Folge. Die unmittelbare Confequenz hievon war, dafs die euro- 
päifchen F a in ihrem Vertrauen erfchüttert, wo nur möglich wieder auf 
die einheimifchen oa zurückgingen, welche in Folge der mittlerweile ein- 
getretenen Befferung auch wieder leichter zu befchaffen waren. Ein bedeutender 
Preisrückgang in obenerwähnten Sorten mufste naturgemäfs eintreten, indem die- 
felben in len Fällen nur mehr für jene Artikel Verw endung fanden, bei denen 
weniger die Qualität als der Preis des Materiales in Anbetracht gezogen wird. 
Die japanefifche Regierung ift fich des ftattgefundenen Umfchwunges w = 
ewufst, und hat zu Jeddo und Tanyöks zwei Mufteretabliffements gegründe 
w I ‚ unter der Leitung bewährter Männer ftehend, die Reorganif ıtion 
japanefifchen Seiden anftreben. 
Die Jury hat auch diefe zwei Etabliffementsin faft demonftrativer Weife aus- 
gezeichnet, um dem Gründer derfelben. dem gegenwärtigen Handelsminifter, ihren 
Dank für eine Mafsregel auszufprechen, welche im Intereffe der europäifchen 
Seideninduftrie w ärmftens begrüfst werden mufs. 
Die chinefifchen Seiden zeichnen fich in ihren befferen Sorten durch die 
makellofe Weifse aus, doch mag als Curiofum erwähnt werden, dafs auf der Aus- 
ftellung die erften Proben von in China gezogener gelber Seide europäifcher Pro- 
venienz vorkamen. Ob diefs der Beginn einer zukunftsreichen Cultur fein oder 
ein blofses Experiment bleiben wird, ift heute noch nicht zu beftimmen. 
Die in China und Japan exponirten Gefpinnfte und Gewebe von Bombyx 
Yama Mai (dem Eichenfpinner) laffen es nicht bedauern, dafs die Verfuche, jene 
Call in unferen Gegenden einzubürgern, zu keinem Refultäte führten. 
Die Verwendung der Chappe (Gefpinnft aus den bei der Seidenfpinnerei 
u. f. w. fich ergebenden Abfällen) hat aufserordentliche Ausdehnung gewonnen. 
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