Anton Kreuzig. Männerkleider und Coftüme
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oftüme. fi
Wenn wir nun auf das Specielle übergehen, fo können wir nicht umhin.
die zur Befprechung zu bringenden Kleider in vier Hauptkategorien einzu
theilen, als:
Moderne und Salonkleider;
Uniformen und Livreen;
Kleider für Export und
Nationaltrachten, Coftume und Specialitäten.
Was nun die er fe Kategorie betrifft, fo müffen wir bei der objectivften
Beurtheilung Wien die Palme ee indem bei der diesjährigen Ausftellung
die Richtigkeit des in Paris im Jahre 1867 gefällten Urtheiles neuerdings
beftätigt wurde.
De der Spitze ftand jedenfalls die geno an Collectivausftellung,
welche nebft ihrer Reichh a auch zugleich meifterhaft in der Ausführung
der einzelnen Stücke war: es war für Je den die Biene Gelegenheit geboten, fich
von der Tüchtigkeit der (ei lange berühmten Wiener Arbeitskräfte zu überzeugen,
obwohl zu unferem Leidwefen fich diefelben von Jahr zu Jahr verringern, inde m
durch das Ueberhandnehmen der fogenannten Confection in neuefter Zeit mehr
Gewicht auf Maffenprodudtion gelegt wird. Es war in diefer Collection über-
haupt Alles, was vom Kle idemmacher verfertigt wird, zu finden, vom Kinderkleid
angefangen bis zur Militäruniform und der feinften Salonarbeit; ein Hauptgewicht
hatten viele der Theilnehmer an der Colledtiion auf blofse Hindapie eit gelegt und
es ift nicht zu viel behauptet, wenn wir fagen, dafs die meiften diefer Arbeiten
Meifterftücke genannt zu werden verdienten. Von den einzelnen Firmen waren
die meiften fehr würdig vertreten; befonders waren wir aber von den Leiftungen
Ungarns fehr angenehm überrafcht, ja diefelben bewiefen uns, dafs man mit den
bisherigen Behauptungen, „Ungarn fei blofs ein Agriculturftaat“, fehr im Unrech
war, indem man uns nur zu deutlich bewies, dafs Ungarn auch auf dem fee
des Gewerbes leiftungsfähig fei und bedeutende F orfehrieh gemacht habe; denn
nicht blofs aus Peft, wo Demnaers Gefchmackvolles und Gediegänes die Firma
Grünbaum & Wiener exponirte, fondern auch aus den weiteren Provinz-
ftädten fanden wir fehr gut und fleifsig gearbeitete Gegenftände. Prag hat feinen
alten Ruf, „die Nähfchule der Welt zu fein“, auch diefsmal bewährt. Unter den
Ausftellern aus Prag ragte befonders die Firma Mottl’s Söhne, auf welche
wir noch fpäter zu fprechen kommen, hervor. Auch Brünn, der Sitz der Modeftoff.
Fabrication, war durch mehrere Firmen gut repräfentirt. Im deutfchen Reiche
waren die Firmen Muermann und Claus & Lewin Compagnie frangaise
durch recht hübfche Colledtionen vertreten.
Dänemark war wider Erwartenreichhaltig auf dem Kampfplatze erfchienen,
indem es Deutfchland an Zahl ü berflügelte und Mehreres recht V erdienftvolles zur
Anfchauung brachte.
Zu bedauern war, dafs Frankreich und England fich fo gering betheiligten,
indem uns jedes Land blofs einen Ausfteller fandte. Da uns nun befonders
Letzteres ftets als Vorbild in der Anfertigung von praktifchen und gediegenen
Männerkleidern galt, fo ward deffen geringe Theilnahme um fo a... [m
empfunden. Amerika zeigte uns durch die Firma Henry Prouse Coo pe
fehr deutlich, dafs man Such dort gute und gefchmackvolle Kleider zu den
verftehe. Aus Italien wurde uns durch die Firma Boconi eine Collection
hübfcher und fehr preiswürdiger Gegenftände zur Anfchauung gebracht.
In Uniformen, foweit dieleib en in Gruppe V einge eteiht waren, fowie auch
in Livreen bot unftreitig Oefterreich das Schönfte und Gediegenfte. An der
Spitze fteht die Firma des k. k. Hoffchneiders Jofeph Keller, welcher durch
Ausftellung einer Marfchalls-Uniform für Se. Majeftät den Kaifer Franz Jofef
bewies, was Technik und Ausführung bei Anfertigung eines Kleidungsftückes ver-
mögen, indem diefelbe nicht blofs Fachninaerm: Tondetn fogar Laien durch
Schnitt und Ausführung überrafchte.