Anton Kreuzig.
Ferner war die Colledtivausftellung noch durch mehrere Parade- und
Campagne-Uniformen für Generale und Oberofficiere, fowie auch Akademiker
reichlich und gut vertreten. Sehr Verdienftvolles leiftete auf diefem Gebiete
auch Prag, und zwar die Firmen Vayruska und der Hofkleidermacher
Chvapill, welch’ Letzterer drei Anzüge für Se. k. k. Hoheit dem Kronprinzen
Rudolf ausftellte, und zwar eine Artillerie - Öberftenuniform, eine Infanterie-
Oberftenuniform und einen Morgenanzug, fämmtlich mit den Landeskronen auf
der inneren Brufttafche in Gold geftickt verfehen. Diefelben waren Meifterftücke
der Compofition. Ungarn war durch mehrere recht. gut gearbeitete Hufsaren-
uniformen vertreten.
In Rufsland hatten wir Gelegenheit, die durch die Firma A. Litni
gebrachten Uniformen zu bewundern, welche mit befonderer Präcifion gearbeitet
waren. In Schweden war durch die Firma E. Färnlund die Uniform für
Se. Majeftät den König Oscar ausgeftellt, welche von der Gediegenheit des
Schnittes und der Ausführung Zeugnifs gab.
Dänemark warreichhaltigund mit guten Erzeugniffen verfehen. Die Schweiz
hatte blofs Uniformen ausgeftellt, welche von. der republikanifchen Einfachheit
Zeugnifs gaben, dabei aber fehr praktifch und fchön ausgeführt waren.
In Livreen war die Auswahl geringer, aber wieder waren es meift Wiener
Firmen, welche in diefem Genre excellirten, darunter in der Collection der
Genoffenfchaft die Firma Franz Lowetinsky, welche eine ganze Serie der
Livreen des k. k. öfterreichifchen Hofes zur Darftellung brachte, ebenfo auch
die Firma des k. k. Hoffchneiders Uzel & Sohn, welche fehr gefchmackvolle
und correct gearbeitete Hoflivreen für Edelknaben etc. ausgeftellt hatte.
Die Exportkleider, ein Artikel, welcher für Oefterreich eine befondere,
und bei richtiger Erkenntnifs und Erfaffen der gegebenen Verhältniffe eine fehr
grofse Bedeutung erlangen dürfte, haben in Oefterreich befonders zwei Firmen
würdig vertreten, welche durch ihre überrafchend billigen Preife geradezu frap-
pirten, und zwar die Firmen Schwarzmann & Comp. und:-M. & J. Mandl.
Die erftere der beiden Firmen, welche ihr Gefchäft im Jahre 1855 mit fehr befchei-
denen Mitteln begonnen, ift heute eine der renommirteften und in allen gröfseren
Städten des Orients beftens accreditirte. Der Umfatz, welchen diefelbe erzielt,
belauft fich laut Ausweis jährlich auf 1,790.000 fl. öfterreichifcher Währung.
Stoffe verarbeitet diefelbe jährlich um 500.000 fl. inländifche und 700.000 fl.
ausländifche. M. & J. Mandlift eine der älteften Firmen, welche die Fabrication
von Exportkleidern in Schwung brachte; diefelbe befteht nahezu 50 Jahre, hat
gegen1ooo Nähmafchinennebft den nöthigen Hilfs- und Handarbeitern in Betrieb,
und liefert jährlich 400.000 bis 500.000 Stücke nicht blofs für Europa, fondern
auch für China, Japan und Amerika, befitzt in den bedeutenderen Städten
Agenturen.
An Stoffen werden für feinere Arbeit mehr in- als ausländifche, für Export-
waare mehr ausländifche als inländifche verarbeitet.
Aus dem oben Citirten ift zu erkennen, dafs bei richtiger Erkenntnifs.
fowie bei rationellem Betriebe die Kleiderfabrication Oefterreichs einzig und
allein den Markt im Orient zu beherrfchen im Stande ift, ja noch mehr, dafs
durch -die Billigkeit der öfterreichifchen Kleider die Gefchmacksrichtung der
orientalifchen Völker betreffs Bekleidung eine für unferen Kleiderhandel fehr
günftige werden dürfte, wodurch wir mehr und mehr Abfatzquellen erfchliefsen
und dadurch dem Vaterlande, fowie der gewerbetreibenden Bevölkerung einen
namhaften materiellen Gewinn zuführen können. Im deutfchen Reiche hatten die
Firmen Gebrüder Frankenftein aus Bielefeld und J. Kallmann aus Ham
burg, welche theils nach China und theils nach Amerika einen ziemlichen Export
unterhalten, fehr gut fortirte Collecdtionen ausgeftellt. Eine reiche Zukunft dürfte
man der Lodenröcke-Fabrik von L. Frei in München prophezeien, indem deren
Erzeugniffe recht gefchmackvoll und befonders billig fich darftellten.