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zu Helene Freiin v. Roditzky.
hervorzuheben und die kleine Bordure, eine ganz ausgezeichnete Nachahmung der
echten Shawlbourduren. Beidem unter Nr. 991 von Sommer Pauline in Haarfeide
und Goldftickerei ausgeftellten Album war erftere befonders fehr fein und genau
ausgeführt. Ebenfo die Anficht von Prag, Nr. 1355, von Kanders Julie, und 1361,
ein gefticktes Bild nach O. Pletsch von Baier Marie in Bielitz. Ferner dürfen nicht
unbeachtet bleiben die in figuraler Seiden- und Goldftickerei verfertigten Mefs-
gewänder der Congregation der Töchter des göttlichen Heilandes, Nr. 1378 und 1379.
Von Strickarbeiten waren befonders bemerkenswerth durch gleiche
Mafchen die von Kunfchner Agnes ausgeftellten 13 Paar Strümpfe, dann ein
Ueberwurf über ein Seidenkleid, Nr. 1159, und Nr. 1393, ein Taufzeug von D orf-
meifter Rofalie. Als Specialität fei hier Nr. 1010 erwähnt, zwei Strümpfe zu
gleicher Zeit geftrickt von Beuer Anna aus Reichenberg.
Von Nähereien waren beachtenswerth die unter Nr. II0o3 von Ried
Marie, Nr. 1104 von Roshirt Clotilde, Nr. ıt09 von Scheidl Barbara aus-
geftellten Herrenhemden. Die gröfste Reichhaltigkeit bot wohl die Ausftellung
der Guipure, Point lace und Frivolitätenarbeiten. Ganz ausgezeichnet find einige
Imitationen der alt venetianifchen Spitzen, Nr. 1241, von den Schweftern Car-
gmelli in Trieft und die in Häkelarbeit von Kreuzberger Amalie verfertigte
Copie einer alten Venetianer Spitze.
Eine ganz befondere, ungemein mühfame Arbeit wurde von einer durch
ihre früheren Kunftarbeiten bekannten Dame, Anna Löwenthal aus Wien,
unter Nr. 1321 ausgeftellt. Es war dies eine Garnitur, Broche und Ohrringe, in Gold
gefafst. Die Blumenbouquets, feinfte Mofaik darftellend, find ganz in Seidenfäden
geknüpft. Sowohl der Fond als die Bouquets geben Zeugnifs von grofser
Gefchicklichkeit und bewunderungswürdiger Geduld.
Eine Schmetterlingfammlung aus Trieft zog die Aufmerkfamkeit auf fich
durch fehr gelungene Nachahmung der von der Natur durch Farbenfchmelz und
Zeichnung fo unnachmachlichen Schmetterlingsflügel.
Noch finden fich eine grofse Anzahl von Holz- und Porzellanmalereien,
künftlichen Blumen, Lederarbeiten vor, die wohl die Aufmerkfamkeit auf fich zogen,
allein kaum alle aufgezählt werden können. Ueberhaupt gibt es keine Art Hand-
arbeit, die nicht wenigftens im Pavillon der Frauenarbeiten vertreten war.
Doch können wir uns nicht enthalten zu bemerken, dafs dabei viel des
Gefchmacklofen und Nutzlofen unterlief und die Mehrzahl der Leiftungen zeigte,
dafs die häusliche Befchäftigung der Frauen und Mädchen, die fogenannte
Dilettantenarbeit noch lange nicht den richtigen Weg gefunden hat, fich fchön
und nützlich zu geftalten. Hier haben die Frauenvereine durch Anlage von
Mufterfammlungen, Ausgabe von Vorlagen u. f. w. einen grofsen Wirkungskreis
noch auszufüllen.
Die weiblichen Arbeiten der Hausinduftrie.
In verfchiedenen Abtheilungen der Weltausftellung wird uns diefelbe vor
Augen geftellt, fowohl im Pavillon für Frauenarbeiten, im fchwedifchen Jagd-
pavillon, wie in der Hanakengruppe, in der Abtheilung von Dalmatien, Rumä-
nıen etc.
In den öfterreichifchen Kronländern herrfcht die Hausinduftrie noch am
regften in Mähren, Schlefien, Krain, der Bukowina, Croatien, Siebenbürgen, Dal-
wmatien. Ungemeine Sorgfalt verwenden die Frauen hier auf ihren Schmuck. Sie
weben ihre Stoffe felbft, fticken die verfchiedenen Kleidungsftücke oft mit gröfserem
oder geringerem Gefchmack, weifs oder bunt, mit Seide und Perlen und wenn die
Arbeiten im Ganzen genommen nicht immer zu den feinen und fchönen gehören,
fo haben fie doch einen grofsen traditionellen Werth. Die Zeichnung und Farben-
mifchung find faft immer muftergiltig. Bemerkenswerth ift es, dafs genau diefelbe