Full text: Schuhwaaren (Heft 64)

    
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Schuhwaaren. 5 
fonft in allen Fächern fo leiftungsfähigem Lande nicht vergönnt war. Es ift diefe 
geringe Betheiligung um fo auffallender, als noch auf der Parifer Ausftellung 
Belgien durch 7 Ausfteller vertreten war. Ob die gröfseren Transportkoften oder 
die gröfsere Entfernung daran Schuld war, oder ob die Austteller fchon in 
Paris fchlechte Gefchäfte gemacht hatten, oder endlich der öfterreichifchen 
Concurrenz nicht gewachfen zu fein glaubten, müffen wir dahin geftellt fein. laffen. 
Die Schweiz, das zweite fonft durch feine Induftrie hervorragende Land, 
hatte ebenfalls weder Viel noch Befonderes ausgeftellt: Es dürfte dem Aus 
geftellten nach dort mehr die Stärke als die Eleganz des Schuhwerks bean- 
fprucht und der Bedarf an Luxuswaaren vom Auslande gedeckt werden. Der 
Import öfterreichifcher Schuhwaaren if: in der Schweiz ziemlich bedeutend; 
faft in allen gröfseren Orten findet man Wiener oder Prager Schuhniederlagen. 
SpanienundPortugal waren wohl mehr vertreten als dieeben erwähnten 
beiden, durch ihre fonftigen Ausftellungen glänzenden Länder ; doch kann fich das 
Ausgeftellte den Producten anderer Staaten nicht an die Seite ftellen, wenn auch 
Einzelnes vom Streben nach Fortfchritt zeigte. Die unter Anderem in der fpanifchen 
Abtheilung ausgeftellt gewefenen nationalen Binfenfchuhe find von einem ganz 
anderen Gefichtspunkte aus intereffant als von dem der Schuhmacherei. 
Die SchuhinduftrieDänemarks war durch drei Austteller vertreten, die, alle 
drei in der Hauptftadt wohnend, den Luxus derfelben in Schuhzeug würdig reprä- 
fentirten. Intereffant vom culturhiftorifchen Standpunkte waren in der dänifchen 
Abtheilung die hohen Fifcherftiefel von der Infel Fünen mit den mehr als zwei 
Zoll dicken, vorn in eine hohe Spitze auslaufenden Holzfohlen, mit Meffingdraht 
am Leder befeftigt; eine fo eigenthümliche Fufsbekleidung, wie man fie in der 
ganzen europäifchen Ausftellung kaum wiederfand. 
Wenn wir hier diefe als auffallend berühren, fo haben wir noch eine andere 
zu erwähnen, die nach unferem Ermeffen zu den grofsartigften Erfolgen gehört, 
welche der menfchliche Geift in diefer Richtung auf der Weltausftellung über- 
haupt zur Schau brachte, Es waren diefs die in einem Winkel der dänifchen 
Abtheilung befindlichen, der Ausftellung des Kopenhagener Blindeninftitutes bei- 
gegebenen, von Blinden verfertigten Schuhe und Stiefel nebft dem gleichfalls aus- 
geftellten eigens zur Ermöglichung diefer Arbeit erfundenen Werkzeuge. Vom 
Standpunkte der Schuhmacherei eine gewöhnliche gute Arbeit wohl nicht über- 
treffend, fcheint uns hier ein fehr fchwieriges Problem gelöft, den unfchuldig Ver- 
unglückten fich und der Menfchheit wieder nützlich zu machen. Es ift felbftver- 
ftändlich, dafs nicht der Umftand, dafs Blinde Schuhe machen, unferen Enthufias- 
mus erregte, aber die Leitung eines Inflitutes, wo man es dahin gebracht, dafs 
Blinde auch Schuhe machen können, fcheint uns des höchften Lobes würdig. 
Diefehwedifche Ausftellung hatte befonderes Intereffe dadurch, dafs auch 
aus dem Inneren des Landes ganz fchöne Arbeiten ausgeftellt waren. Auffallend 
war bei der Ausftellung von Olaf Tornberg in Göteborg die Neuerung, dafs an den 
fämmtlichen Arbeiten Stahlgelenkfedern angebracht waren, welche das ganze 
Gelenkftück bilden und zwar von der Halbfohle an bis unter den Abfatz. 
Schweden fcheint noch überhaupt ein fehr günftiger Boden für das Schufterhand 
werk zu fein. Den ftatiftifchen Ausweifen nach gibt es dort bei einer Bevölkerung 
von mehr als 42 Millionen nur circa 3000 Meifter mit ebenfoviel Gehilfen. 
Was wir in der ruffifchen Abtheilung von Schuhwaaren fahen, war wohl 
gröfstentheils fehr gut gearbeitet, entzieht fich aber der Vergleichung mit Anderem 
fchon defshalb, weil uns die Prämiffen unbekannt find, unter denen die Austtel- 
lungsgegenftände gearbeitet wurden. Es würde unbillig fein, an den Grofsinduftri- 
ellen, der für den Maffenbedarf arbeitet, die Anforderungen zu ftellen, die hier an 
den Kundenfchuhmacher gemacht werden können, befonders bei Herrenarbeit, 
dem vortrefflichen Material nach, welches demfelben in den dort gleichfalls aus- 
geftellt gewesenen Lederfchäften zu Gebote fteht, und in Berückfichtigung der 
enormen Preife, die in den grofsen Städten Rufslands für Fufsbekleidungen 
   
  
  
  
      
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
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