0 Anton Fix.
zwei reiche Fenfterdecorationen, welche, obwohl fehr effedttvoll, doch durch die
nicht ganz harmonifche Vereinigung der Farben auf das Auge des Befchauers
ftörend wirkten. Was Ausführung, Application und Paffementrie betrifft fo ift
fpeciell letztere bei fämmtlichen Objecten am meiften erwähnenswerth, da fie
beinahe alles im Pofamentriefache Gebotene übertrifft. Ihr zur Seite ganz würdig,
nur in einer anderen Gefchmacksrichtung, fteht Roudillion aus Paris, bei wel-
chem jedes einzelne Möbelftück einer genaueren Befchreibung würdig wäre; feine
Ausftellung ift einzig, was Farbenfinn und getreue Nachahmung alter Formen
betrifft. Hervorzuheben find ein Pouff mit Sammtbrocat und Oliv-Atlas, eine Por-
tiere mit auf havannabraunen Atlas geftickten orientalifchen Motiven, eine zweite
Portiere von olivgrünem Plüfch und ein Sultan mit aus Seidenftoff appliquirter
Bordure von wahrhaft meifterhafter Zufammenftellung der durchaus matten Farben.
Im Gegenfatze zu diefer in ruhigen Farben gehaltenen Ausftellung fteht
jene, von vielen Seiten als nicht vollkommen oder zu wenig ftilvoll angefeindete
des Herrn Henri Penon aus Paris. Man betrachte nur den verhältnifsmäfsig
kleinen Raum zu dem, was darin dem Auge und der Phantafie geboten wird, und
man mufs fagen, dafs diefes mit wirklich poetifchen Gefühlen durchgeführte
Arrangement das einzige Object der franzöfifchen Abtheilung ift, welches von
dem fo oft gefehenen Schablonenmäfsigen, das heifst dem Zufammenwürfeln einzel-
ner Möbelftücke, abweicht und eine vollkommen durchdachte Idee zeigt, deffen
Gelingen nicht dem Zufalle überlaffen war. Die in fo grellen und doch harmonifch
wirkenden Farben appliquirte Wanddecoration wäre allein fchon genügend, um
obige Firma zu erkennen, indem diefe darin einzig dafteht.
Löwy und Worms aus Paris haben ebenfalls ein Prachtexemplar eines
Bettes im Stile Louis XVI. exponirt, in deffen Kopf- und Fufstheilen fich Gobelins
in zarten Farben befinden, eingerahmt von reich vergoldeter Tifchler- und Bild-
hauerarbeit. Die Hauptfarben der Decoration find blau und grau mit prachtvollen
Borduren (Handftickereien) nebft Verwendung von fehr paffend dazu gewebten
Gobelins. Von Möbeln bemerken wir zwei kleine Fauteuils, ebenfalls Louis XVI.,
deren Stickereien in jeder Hinficht gefchmackvoll find; ferner zwei gute Imita-
tionen grofser antiker Fauteuils mit vorzüglich in Ton und Deffin nachgeahmtem
Sammtbrocat.
Krieger aus Paris zeigt uns nebft mehreren anderen hübfchen Gegen-
ftänden eine auf gelbe Leinwand mit zarten Blumenborduren geftickte Fentter-
decoration, verziert mit äufserft gefchmackvoller Paffementrie, welche jedoch im
Verhältnifs zum werthlofen Grundftoft zu koftfpielig ift; ferner ein der jetzigen
Gefchmacksrichtung vollkommen angepafstes Bett aus Nufsholz mit einem Balda-
chin auf vier Säulen, deffen Inneres von rothem Atlas mit fehr hübfcher Application
und befonders netter Tapezirerarbeit ausgefchmückt ift, während durch die
beinahe verfchwenderifch angebrachte Paffementrie der Effect des Ganzen erhöht
wurde. Marzaroz & Riballier bringen nur einzelne Mufterftücke gepolfterter
Möbel, darunter einFauteuil, ausgezeichnet durch feine befonders gefällige Form ;
derfelbe ift aus fchwarzem Holz und mit braunem Ton in Ton gearbeiteten Sammt-
brocat bezogen. Ein anderer Fauteuil im Stile LouisXV. mit fehr gefälligen Con-
turen ift wegen feiner fchönen Vergoldung und ftilgerechter Application aus
fchwarzem Sammt mit Goldfäden auf rothem Atlas, bemerkenswerth.
Ein Gefammtbild der franzöfiffchen Möbelinduftrie und ihrer Leiftungen
im Decorationsfache war uns zur Beurtheilung geboten durch das franzöfifche
Commiffionshaus, welches in Vereinigung vieler erfter Firmen Frankreichs durch
die Herren Portois, Blum et Comp. ausgeftattet wurde. Durch ein Entr&e gelangen
wir rechts in einen Salon Louis XIII., in welchem Vorhänge, Möbel und Teppiche
aus Aubuffon find, deren Farben und Zeichnung, obwohl in der Gefammtwirkung
recht hübfch, nurleider wider alles Erwarten von demallgemein und oft Gefehenen
gar nicht abweichen; und doch liefse fich ohne dem Stile ungetreu zu werden, fo
manches Neue machen.