10 S. Goldfchmidt.
der Beurtheilung nach hierländifchen Begriffen von gutem ’Sohlleder. Hübfches
Vacheleder war von Stanislaus Pfeiffer in Warfchau ausgeftellt.
Wir kommen nun zur dritten Gruppe der Extradtgerberei, haben aber bei
der geringen Zahl der englifchen Lederausfteller nur zwei Firmen, die Sohlleder
überhaupt undnur eine, P. und E. Evansin Briftol, die Sohlleder als Specialität
ausftellten, keinen Anlafs zu vergleichen. Das von oben Genannten ausgeftellte
Sohlleder war in Durchgerbung und Appretur vorzüglich. Als ein befonderes
Kunftftück im Fache der Gerberei mufste die ausgeftellte Hippopotamus- (Nilpferd-)
Haut angefehen werden, die in der felbft diefer Art Häute feltenen Stärke von faft
drei Zoll an allen Stellen vollftändig durchgegerbt war.
Esift die Theilnahmslofigkeit der englifchen Lederinduftrie um fo befremden-
der, als doch der Handelsverkehr Englands mit Oefterreich auch in Leder ein
enormer und jedes Jahr fteigender ift. Was die Lederfabrication und ihre Aus-
dehnung in England betrifft, fo können wir zu einem annähern den Begriffe der
Gröfse des gefchäftlichen Verkehrs kommen, wenn wir hören, dafs auf dem
Londoner Markt der Verkehr in überfeeifchen rohen Häuten allein folgende
Ziffern erreichte:
1871: 226.402 Ochfen- und Kuhhäute, 8103 füdamerikanifche Pferdehäute,
0,054,863 Kyps- und Büffelhäute ;
1872: 390.936 Ochfen- und Kuhhäute, 6231 füdamerikanifche Pferdehäute
und 7,001.989 Kyps- und Büffelhäute.
Um eine deutlichere Idee der ungeheuren Bedeutung des Londoner
Marktes für den Verkehr in überfeeifchen rohen Häuten zu geben, fügen wir eine
ftatiftifche Vergleichungstabelle I des Londoner Häutemarktes bei, welche die
Bewegung auf demfelben in den letzten fieben Jahren ziffermäfsig nachweift und
welche wir dem Jahresberichte der Herren F. Schmitz & Comp. in London ent-
nehmen.
Von den englifchen Colonien waren Leder ausgeftellt, welche fchon des-
halb Beachtung verdienen, da folche nicht ohne grofsen Einflufs auf die ganze
europäifche Lederfabrication bleiben werden.
Wenn wir aus ftatiftifchen Berichten, die uns vorliegen, erfehen, dafs die
Garleder-Einfuhr Englands im Jahre 1861: 5,219.000 Pfund betrug, dagegen
bereits im Jahre 1871 auf 17,589.699 Pfund im Werthe von 1,094.643 Pfund Sterling
und im Jahre 1872 weiter auf 27,929.014 PfundimWerthevon 1,795.883 Pfund Sterling
ftieg, welches in dem letzten Jahre eine Zunahme von 10,339.315 Pfund im Werthe
von 701.240 Pfund Sterling ergab ; dafs ferner daran auftralifches Sohllederim Jahre
1371 mit 9015 Ballen, 1872 dagegen fchon mit 13.823 Ballen, was an 500.000 halbe
Häute ausmacht, participirt, wenn wir ferner hören, dafs im Jahre 1871: 248.963
Stück, im Jahre 1872 dagegen 517.000 Stück gegerbte Kypfe zumeift von Bombay
eingeführt wurden, dafs weiter in den acht öffentlichen Auctionen, die in London
im Jahre 1872 abgehalten wurden, 7,828.909 Stück in Oftindien gegerbte Schaf-
und Ziegenleder verkauft wurden, aufser den gewöhnlichen jeder Audtion folgen-
den Privatverkäufen, fo gewinnen diefe, zumeift nur als Decorationen an den
Seitenpfeilern verwendet gewefenen Leder ein grofses Intereffe und laffen fehr
bedauern, dafs eine eingehende Prüfung auch fchon defshalb ohne Erfolg gewefen
wäre, da Provenienz und Erzeugungsort unbekannt geblieben. Durchwegs Icheint
aber darauf die englifche Gerbe- und Zurichtungsweife einen mächtigen Einfluß
gehabt zu haben.
Was Amerika betrifft, fo waren die Vereinigten Staaten von mehreren
Fabrikanten vertreten, welche zumeift in Eichenlohe nach amerikanifcher Art
gegerbtes Sohlleder ausgeftellt hatten, worunter das von Thomas Schorr ın
New-Orleans befonders gut gegerbt war. Auch Hemlock, deffen Ausfuhr nach
Europa jedes Jahr fteigt und wovon befonders im Jahre 1872 in Nord-Deutfchland
viel umgefetzt wurde, war vertreten.
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