Full text: Leder (Heft 21)

   
Bei dem erften werden die Haare lofe N t durch die Einwirkung einer 
künftlich geleiteten Fäulnifs, bei derz ‚weiten durch Ein] egen in Kalkmilch. Um 
wiffenfchaftlich zu präcifiren, müfste man fagen: die zu Sol leder beftimmte Haut 
wird enthaart unter der Einwirkung der faul igen Gährung auf ihre Eiweifskörpe 
die Eiweifskörper werden dabei mögliel ıft erhalten. \ 
Die zu Vaches-Terzen oder auch Oberle der beftimmte Haut wird enthaart 
unter der Einw irkung des Kalkhydrats auf ihre Eiweifsk xörper; diefe Eiwe 
eifskörper 
werden durch Kälken und Reinmache en der Haut mehr 
oder weniger entzogen. 
Für die Beurtheilung des Sohlleders ift es nothwendig, 
verfchiedene Gruppen zu theilen, nämlich nach den en Jef ftoffen ; 
Es kann mit ungarifchen Knoppern oder Valonea 
fetztes Leder, wie es hauptfächlich in Oefte erreich, Italien und Griechenland gear- 
beitet wird, weder mit dem in Eichen- oder Fichtenrinde verfetzten, 
reich, Deutfchland, die Schweiz, Schweden, Dänemark 
mit dem mit Extracdten gar gemachten, wie es 
dasfelbe in drei 
(Ackerdoppen) ver- 
wie esFrank- 
und Rufsland liefert, noch 
England und Amerika ausftellt 
erglichen werden, fondern es mufs jede diefer Gattunge en feparat in ihren I Reful. 
aten beurtheilt werden, wenn man überhaupt objedtiv vorgehen will. 
Es würde eine müfsige Arbeit fein, hier auf eine Unte rfuchung e einzugehen, 
was beffer ift, ob in Knoppern oder in Eichenlohe gegerbtes Sohlleder Es ift 
diefs ein Streit, der fchwer auszutragen ift, da die V orzüge der einen oder der 
anderen Ge rbeweife kaum unanfechtbar in der Praxis Hachzie eifen find. Es han- 
delt fich hier auch nur um das, was w irklich erreicht wurde und nicht um das, 
was vom theoretifchen Standpunkte aus hätte erreicht wer den können. Der 
Gerber arbeitet zu feinem Vortheile und für den Bedarf feiner Kunden. If das, 
was feine Kunden verlangen); in möglichft guter Qualität geboten und hat er feinen 
Nutzen dabei, fo ift eben erreicht, was erreicht werden follte. 
Es ift hier noch ein Umftand zu berückf fichtigen, der oft den intel}i genteften 
Gerber von radicaler Umw andlung feiner Arbeitsweife zurückhalten mufs. Es ift 
diefs die aufserordentliche Zäl higkeit, mit der die Kundfchaft, in letzter Inftanz 
alfo der Schuhmacheı er,an altgewohnter Waare hängt. 
So ift in Niederöfterre :ich, Ungarn, Polen, Mähren und Schlefien kaum 
anderes, als in Knoppern gegerbtes Leder zu verkaufen, wogegen in Böhmen, 
mit Ausnahme eines kleinen Theiles an der mährifchen Grenze, faft ausfchliefslich 
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in Eichenlohe gegerbtes Ledeı 
Frauenfchuh-Sohlen gefucht wird. 
Es mufs hier überhaupt für Böhmen eine Ausnahme gemacht werden. Der 
Lederhändler und Schufter hängt hier nicht fo feft wie in anderen Ländern am 
Althergebrachten und ift zwec kmäfsige n Neuerungen zugänglicher. Als vor 
22 Jahren der Schreiber diefes als der Erfte franzöfifches geklopftes Leder nach 
Böhmen einführte, fo war diefs bald fo belie bt, dafs es trotz des höheren Preifes 
das Knoppe rnleder verdrängte, und fo kommt es, dafs diejenigen Gerber, die in 
Oe = rreich in Eichenlohe gegerbtes oder dem ähnliches L eder e erzeugen, ihren 
Markt hauptfächlich in Böhmen fuchen und finden. 
Was das Gerbematerial, Knoppern und Valonea betrifft, fo fei hier bemerkt. 
dafs die Knoppern durch den Stich einer Gallwe espe (cinips quercus calicis) ent- 
ür Männer- und in Fichtenlohe gegerbtes für 
ftandenen Auswüchfe der Eichel, der Sommer- und Winte reiche (quercus pedun- 
culata Z. und quercus robur Z.) find. Valonea (Ackerdoppen) oder orientalifche 
Knoppern dagegen find die Kelche der Eichel der Ziegenbart-Eiche, (quercus 
aegilops Z.), welche in Kleinafien, Griechenland und den Infeln des Archipels 
häufig wächtft. 
Während Knoppern das altgewohnte Gerbematerial der öfterreichifchen 
Sohlleder -Fabrikanten find, wurden hier die erften Verfuche mit Valonea zu gerben 
im Jahre 1842 gemacht. Erft im Jahre 1858, bei einer vollftändigen Mifsernte der 
Knoppern, wo der Centner Knoppern auf 30 fl. zu ftehen kam, während Valonea 
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