Full text: Leder (Heft 21)

  
    
  
9 
du 
Rauh- und Kürfchnerwaaren. 
  
Es wurden demnach in den letzten zehn Jahren von Amerika in London ein- 
geführt und dort im Audtionswege verkauft: 8,494.080 verfchiedene Felle von der 
Hudfonsbay-Compagnie, 36,477.644 Felle von dem übrigen Amerika, zufammen 
44,971.724 Felle im Werthe von 73,499.311 fl. 68 kr. ; aufserdem gelangen jährlich 
diredt nach Leipzig circa 2,342.750 diverfe Felle im Werthe von circa 1,175.000 fl., 
und es kann mit Hinzuziehung des im Lande felbft zurückbehaltenen und dort 
verarbeiteten Theiles der Gefammtwerth der amerikanifchen Pelzproduction auf 
mehr als ein Drittel des Werthes der Produdte der ganzen übrigen Welt veran- 
fchlagt werden. 
Der Verbrauch von Pelzwerk in Amerika ift ein grofser und befchränkt 
fich nicht allein auf einen namhaften Theil eigener Produdte, fondern es wird auch 
viel ruffifches und deutfches Pelzwerk, ferner von England fertige Kürfchnerwaare 
importirt; die Beliebtheit einer Gattung von Pelzwerk in Amerika ift immer von 
nachhaltiger Rückwirkung auf den europäifchen Markt; bedingt die dortige Mode 
ein Landesprodudt, fo wird davon ein grofser Theil guter Waare zurückbehalten 
und der Reft hat in London hohe Preife, oder handelt es fich um ein europäifches 
oder ruffifches Pelzwerk, fo werden darin grofse Einkäufe bewerktftelligt, was die 
Waare immer vertheuert; fo galt dies im Laufe der letzten ıo Jahre von deutfchen 
und öfterreichifchen Marder- und Iltifsfellen, von fchwarzen Perfianer und Aftrachan- 
fellen und von Nerzen, in der jüngften Zeit aber vom Biber-Seehund und Luchs. 
Ruffifche Fehen, welche ehedem zu Hunderttaufenden für Amerika gekauft wurden, 
find dort feit einigen Jahren vernachläffigt und weil Fehenbäuche für leichte Futter 
dennoch gleichmäfsig ftark begehrt find, ift feit drei Jahren der abnorme Umftand 
eingetreten, dafsFehenrücken, der bei weitem beffere Theildes kleinen Fellchens, 
im Verhältnifs viel billiger find, als Fehenbäuche. 
Nächft Amerika ift Rufsland der wichtigfte Fador in der Verforgung 
der übrigen Welt mit Pelzfellen; feine Production überragt quantitativ die Amerika’s 
und begegnen wir da nebft einer Menge der allerwerthvollften Thiergattungen 
einer erftaunlichen Anzahl von minder koftbaren Pelzthieren, deren Felle aber wegen 
der grofsen Menge und des billigen Preifes in der ganzen Welt verwendet werden. 
Namentlich in dem fonft fo unwirthlichen Sibirien find die dem Gedeihen 
der Pelzthiere förderlichen, ja unentbehrlichen Elemente reichlich vorhanden; 
rauhes Klima, wafferreiche, fruchtbare, gebirgige und bewaldete Landftrecken 
bringen die meiften Pelzthiere hervor; wir finden im Nordoften Sibiriens die 
theuerften Zobel, ferner Ottern, Füchfe, Bären, Wölfe und Millionen von Eich- 
hörnchen (unter der Benennung Fehe allbekannt), füdlicher und im Wetten diefelben 
Thiergattungen mit minder guten Fellen, aber in den Barabafteppen Hundert- 
taufende der beften Hermeline. 
In dem an der Grenze des europäifchen und des fibirifchen Rufsland 
gelegenen kleinen Orte Irbit kommen die meiften diefer Waaren fchon im Februar 
zu Markte und gelangen da in ruffifche und deutfche Hände; ein Theil wird nach 
Kiachta, einem fibirifch-chinefifchen Grenzorte zur Einfuhr nach China, ein Theil 
nach Leipzig befördert, um von da den Weg durch die Welt zu machen, und ein 
Theil bleibt im Lande, um den Confumenten zugeführt zu werden. 
Doch von viel gröfserer Wichtigkeit für den ruffifchen wie für den 
internationalen Pelzhandel ift Nischny Nowgorod im Herzen Rufslands, der 
bedeutendfte Mefsplatz der Welt, der Sammelpunkt mehrerer Hunderttaufende 
von Fremden. 
Nischny Nowgorod ift der Regulator des ruffifchen und afıatifchen Pelz- 
handels; hier ftrömen die verfchiedenften Waaren von und nach allen Weltgegen- 
den zu und ab, fowohl der Reft der fibirifchen Colledtion, als die Produdte Rufs- 
lands, Perfiens, der Bucharei und Tatarei (meift Lammfelle), ferner europäifche 
und amerikanifche Waaren im Gefammtwerthe von circa zehn Millionen Gulden 
werden hier umgefetzt. 
  
2 
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
   
   
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
    
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.