Full text: Leder (Heft 21)

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30 J. Max Hirfch. 
Von diefer Haupt- Verkehrsader gelangen ruffifche und andere fremd- 
ländifche Producte in grofsen Karawanenzügen (welche wieder Thee zurückbringen) 
nach Kiachta für China; von hier wird der ganze grofse rufffche Markt verforgt, 
und auch für deutfche, englifche und amerikanifche Rechnung wird hier nicht 
wenig eingekauft. 
Die Production Sibiriens und Rufslands fpecificirt anzuführen, wäre fehr 
weitläufig und verzeichnen wir nur die im jährlichen Durchfchnitt vorkommende 
Menge der wichtigften, meift exportirten Pelzgattungen, wobei fich erftaunlich hohe 
Ziffern ergeben. 
Es kommen jährlich zum Verkauf: 
Zobel, circa 100.000 (darunter Felle bis 200 fl. per Stück) 
Fehen, 1.000.900 
Hermeline, = 400,000 
Weifse Füchfe, „ 60.000 
Rothe n = 100.000 
Silber- 5 5 3000 
See-Ottern = 300 
Marder „ 200.000 
Nerze » 50.000 
Der Verbrauch von Pelzwerk in Rufsland ift den klimatifchen Verhält- 
niffen und der dort herrfchenden Mode zufolge ein fehr bedeutender; aufser dem 
gröfsten Theil feiner eigenen, confumirt Rufsland auch eine namhafte Menge 
amerikanifcher Produdte, fo Biber, Schuppen, Skunks, virginifche Itiffe und 
Füchfe, ferner norwegifche Marder, Füchfe, Luchfe, und von mitteleuropäifchen 
Waaren viele Füchfe, Ottern, Marder, welch’ letztere dort mehrentheils gefärbt 
werden, wie überhaupt ruffifche Kürfchner Meifter in der Kunft des Pelzfärbens 
find; es werden da nicht nur viele Schaffelle bunt und fchwarz gefärbt, fondern 
auch den verfchiedenften Gattungen von Fellen, häufig felbft den feinften, wenn 
diefe hell gefprengt oder fahl find, eine gleichmäfsige dunkle Farbe aufgetragen, 
was der Kürfchner „blenden“ nennt; derart geblendete Pelzwaaren, wie: Biber, 
Marder, Zobel u. f. w., find von den echtfarbigen fchwer zu unterfcheiden und 
werden in Rufsland fehr häufig angewendet, doch wird durch das Blenden die 
Weichheit und Dauerhaftigkeit des Haares arg gefchädigt. 
Die rufffchen Pelzwaaren-Arbeiten find in der Regel gut, aber es wird 
wenig Neues gefchaffen, und da in Rufsland Pelzwerk vorzugsweife ein Bedarfs- 
ind nur infoferne Luxusartikel ift, als der Reichere wohl einen koftbareren Pelz, 
aber in der althergebrachten Form kauft, fo kann von einer Entwicklung des 
Gefchmackes keine Rede fein. 
Schön und corredt gemacht find nur Pelzfutter, ermöglicht allein durch 
den Umftand, dafs alle Pelzgattungen in grofser Menge gebraucht werden, wobei 
das Zufammenfortiren egaler Felle ohne Mühe gefchehen kann, und da meift 
mehrere Futter einer Gattung zugleich gemacht werden, fo fetzen rufiffche 
Kürfchner die verfchiedenen, in Farbe und Haar ungleichen Partien des Felles 
jede für fich zufammen und erhalten dann gleichmäfsige Futter von Rücken, 
Bäuchen, Köpfen, Pfoten des betreffenden Felles. Aufser den Pelzgattungen, die 
überall zu gleichen Zwecken, für Futter und Befatz, verwendet werden, verarbeiten 
die Ruffen (und nur noch die Schweden) Rennthier- und gemeine Seehund-Felle zu 
ganzen Pelzröcken, mit der Pelzfeite nach Aufsen. 
Auf die anderen Productionsländer übergehend, begegnen wirin Europa ganz 
anderen Pelzthieren; hier gibt es keine Bifam, Biber, Skunks oder Schuppen, und 
wasvon Zobel oder Nerzen vorkommt, find meift kleinere fchwächere Felle von viel 
geringerer Qualität; nur noch im hohen Norden, auf Grönland und Island, in Schwe- 
len und Norwegen gibt es blaue und weifse Füchfe und die hier vorkommenden 
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Luchfe und Vielfrafse find ihrer Güte und fchönen Zeichnung wegen fehr gefchätzt. 
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