J. Max Hirfch.
Bären, Wölfe, Vielfrafse, Seidenhafen und namentlich die grofsen Edelmarder und
Luchfe das Schönfte und Befte, was hievon exiftirt, Hermeline und Fehen jedoch
nicht fo gut als ruffifche.
Von fertigen Pelzwaaren brachte ein Kürfchner aus Bergen viele fchöne
Sachen, fo einen dort üblichen Reifepelz von galonirten Wolfsfellen, Herren- und
Damenpaletots von gerupften Otterfellen, Muffe und Kragen, fo wie Bettdecken
von Eidergans-Fellen, durchwegs gut gearbeitete Gegenftände ; aufserdem noch
eine Menge von naturalifirten Thierteppichen, darunter einen prächtigen, riefig
erofsen Eisbär.
Noch umfangreicher als diefe war die Ausftellung eines Kürfchners aus
Stockholm, ja zu umfangreich im Verhältnifs zum Gebotenen, denn aufser einigen
fchönen Muffen von nordifchen Edelmardern fanden wir da nur für den marktmäfsi
gen Verkauf berechnete und darnach gearbeitete Waaren, wobei es mit der forg
famen Ausführung, mit der Güte und Eleganz der Ausftattung nicht recht ernft
genommen war.
Eine aufftrebende Induftrie bekundete die Ausftellung der gefärbten
Kaninchenfelle aus Belgien. Während des deutfch-franzöfifchen Krieges, als
jede Ausfuhr aus Frankreich unmöglich war, fanden belgifche gefärbte Kaninchenfelle
reifsend Abfatz und es ift anzuerkennen, dafs feitdem belgifche Zurichterei und
Färberei entfchiedene Fortfchritte machte; freilich wendet fich der Markt wieder
mit Vorliebe den franzöfifchen Fabricaten zu, doch ift Concurrenz in einem bis
lang monopolifirten Artikelimmer von guter Nachwirkung ; nebft folchen Kaninchen
fellen zeigte deren Ausfteller noch einige andere einzelne Felle, darunter eine
unvergleichlich fchöne Seeotter, welche durch tieffte Schwärze und eine Fülle
von Silberfpitzen den Befchauer überrafchte.
Mit Belgien verlaffen wir die weftliche Induftriehalle und erreichen die
Rotunde; hier, wie in dem deutfchen Hofanbau fanden wir die deutfche Kürfchner-
induftrie zahlreich und mitunter glänzend vertreten.
In Deutfchland war Pelzwerk von jeher fehr beliebt, das Publicum
kaufte gerne ein praktifches, dauerhaftes Winterkleid, aber man blieb lange beim
Althergebrachten — Wechfel der Formen fertiger Pelzgegenftände oder der Mode
eines Pelzfelles kam feltener als irgendwo vor. Diefs ift nun anders geworden;
tüchtige Kräfte haben der deutfchen Kürfchnerei eine beffere Gefchmacksrichtung
gegeben und in diefer Beziehung gebührte unter den ausftellenden Kürfchnern
Deutfchlands der erfte Platz dem Leipziger HaufeF. Witzleben; diefem ift eine
Ausftellung nicht neu, es hat bereits manchen Ehrenpreis errungen und fpeciell
im Vergleich zu feiner Ausftellung in Paris 1867 documentirt die hiefige einen
erheblichen Fortfchritt.
Hier brachte es eine grofse Menge der verfchiedenften Pelzwaaren zur
An [chauung, darunter werthvolle Stücke von ruffifchen und amerikanifchen Zobeln,
von Nerz, Seehund, Edelmarder, Silberfuchs u. f. w., durchwegs praktifchen
Zwecken dienend; dabei gewahrten wir die angenehmfte Abwechslung in der
Verwendung der Pelzfelle und in den Formen der fertigen Gegenftände ; Muffe,
Kragen und confectionirte Damentoiletten waren mit Gefchmack ausgeführt, die
Futter in den bequemen, wennauch nicht elegant fagonirten Herrenpelzen waren
von.guten Fellen, die ausgehängten Reifedecken und montirten Thierteppiche von
Fellen, die felten in folcher Güte zu befchaffen find, und bei allen diefen Gegen
ftänden war die Zufammenftellung gefchickt, die Arbeit tadellos.
Letzteres gilt auch von den Waaren eines Ausftellers aus München, der
aber in feinem Streben, ganz Neues zu fchaffen, bei einigen Stücken weit über
das Ziel traf. So fahen wir da ganz prächtige Arbeiten, mit erftaunlichem Fleifs
gemacht, aber undankbar, fo z. B. eine Damenmantille ganz von Nerzpfoten
zufammengefetzt — ein mühfam Stück Arbeit, aber doch immer ein zufammen
geftückelter Gegenftand, der, in derfelben Form, aber von ganzen Fellen gemacht,
fchöner und verkäuflicher wäre; ebenfo ganz neu waren da kurze Jacken von