Full text: Die Goldschmiedekunst (Heft 88)

     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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20 Jakob Falke. 
war Erfindung des Profeffors Teirich am öfterreichifchen Mufeum und war für 
den kaiferlichen Hof gemacht. 
Ebenfo vereinzelt waren die ausgezeichneten taufchirten Ornamente von 
Goldin Stahl an einem englifchen Tafelauffatz bei Elkington, deffen fchon 
oben unter dem Namen der Helikonvafe gedacht worden ift. 
Dagegen traten die fpanifchen Arbeiten in diefem Genre bereits wie ein 
voller Induftriezweig auf, weit hinaus über den Standpunkt eines blofsen inter- 
effanten Verfuches. 
Zwei Fabrikanten, Zuloaga, den wir bereits von der Parifer Ausftellung 
her kennen, und Teodoro Ybarzabel, vertraten ihn mit zahlreichen Gegen- 
ftänden. Es waren Prachtfchilde, Vafen und fonftige Gefäfse, Käftchen, Piftolen, 
Dolche, Degengriffe und mancherlei Gegenftände des Schmuckes, alles mit Gold 
und Silber in Eifen oder Stahl taufchirt und zum Theil in Verbindung mit getrie- 
bener Arbeit, wie bei den reich mit Figuren verzierten Schilden, deren fchön- 
ftes Exemplar dem öfterreichifchen Mufeum geblieben ift. Die hohe Vollendung 
in der Ausführung, die Reinheit und Schönheit der Ornamente und Arabesken 
weifen auf eine intelligente Leitung hin und bekunden einen hohen Grad des 
Gefchmackes. 
Kirchliche Goldfchmiedekuntt. 
Wir hatten uns die kirchliche Goldfchmiedekunft für eine befondere 
Befprechung aufgefpart. Das Motiv dafür liegt in den Zuftänden der Gegen- 
wart. In früheren Zeiten folgte die kirchliche Kunft dem Stile der Zeit oder 
ging ihr auch unter Umftänden voran. Das ift auch ganz in der Ordnung. Sie 
hat nichts Befonderes für fich, keine eigene Technik, keine eigenen Formen, es 
fei denn, dafs fie die allgemeinen Gefäfsformen für ihren Gebrauch zugerichtet 
oder ihnen Symbole unterfchoben hätte. 
Heute ift das nun zum guten Theile anders. Die kirchliche Goldfchmiede- 
kunft hat fich in Stil und Form, felbft in der Technik, zum Theil fogar in den 
Fabrikanten vom civilen Handwerk gefchieden. Sie war es, welche die Reform 
des Gefchmackes auf ihrem fpeciellen Gebiete eigentlich begann, und fie wandte 
fich mit ihren Neuerungen dem Mittelalter zu, erft der Gothik, dann auch dem 
romanifchen Stil. Sie nahm die alten Formen wieder auf, mit den alten Formen 
aber auch die alte Technik, das Treiben des Silbers, das Filigran, das Niello, 
das Email in feinen verfchiedenen mittelalterlichen Arten. Dabei ift fie aber auch 
heute ftehen geblieben, während die Reform der civilen Goldfchmiedekunft 
durchaus nicht die Richtung auf das Mittelalter, vielmehr auf die Renaiffance und 
die antiken Vorbilder genommen hat, wie wir das bereits gefehen haben. So 
gehen alfo heute in der Goldfchmiedekunft zwei Wege und Stile neben einander, 
der mittelalterliche auf dem kirchlichen Gebiete, der der Renaiffance und der 
Antike auf dem civilen. 
Wie die kirchlichen Arbeiten der Goldfchmiedekunft auf unferer Austftel- 
lung, obwohl fie übrigens durchaus nicht mit Vollftändigkeit vertreten waren, 
uns lehren, gehen aber auch in ihr wieder zwei Wege neben einander, der alte 
und der neue. Der alte bewegt fich in den Formen des Rococo- oder des Jefuiten- 
ftils, in denjenigen Formen, die erft feit dem XVII. Jahrhundert ihre Entftehung 
erhalten haben und von denen eben die Reform fich zu befreien ftrebte. Diefer 
alten und glücklicherweife veralteten Art gehören alle Geräthe und Gefäfse von 
Monftranzen, Ciborien, Kelchen, Kreuzen u. f. w. an, welche, meift aus unedlem 
Metall oder imitirtem Silber gearbeitet, für den Gebrauch der ärmeren oder 
gewöhnlichen Pfarrkirchen gefchaffen werden. Die bei weitem gröfsere Zahl 
gehört ihnen an. Sie find noch befonders bei den öfterreichifchen Silberwaaren- 
fabriken vertreten. mit theueren Gegenftänden auch bei den italienifchen. 
   
	        
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